Schon seit fast einem Jahr warten die Kinder im alten Kinderhaus Sonnenbogen auf den Umzug ins neue Kinderhaus Purzelbaum. Der verzöget sich nach zwei Wasserschäden weiter. Und jetzt sollen auch noch die großen Bäume im Garten gefällt werden.

Schorndorf - Ihre Kindergartenzeit wird die Tochter von Peter Schmidt vermutlich nicht sehr vermissen. Die Sechsjährige besucht das Kinderhaus Sonnenbogen in Schorndorf, das längst im neuen Kinderhaus Purzelbaum hätte aufgehen sollen. „Es gab viele Veränderungen und Personalwechsel, sie hat jetzt die vierte Bezugsperson“, erzählt Schmidt. Mittlerweile tue sich seine Tochter schwer mit Bindungen.

 

Mit den Baumfällarbeiten verschwindet das letzte Stück Normalität

Am 7. Januar hätte nun der Umzug in den Neubau, der unter Awo-Trägerschaft steht, stattfinden sollen. Daraus ist wegen zwei Wasserschäden nichts geworden. Es ging für die drei Gruppen der Über-Dreijährigen deshalb wieder zurück in die alte Einrichtung. „Die Kinder sind verwirrt, auch weil sich immer wieder etwas an den Räumen ändert. Eigentlich wurde an einer langen Tafel im Flur gefrühstückt, das ist aus Platzgründen nicht mehr möglich“, sagt Schmidt.

Der einzig beständige Ort sei der Garten der Einrichtung. „Das Gebäude ist mittlerweile trostlos. Aber unter den Hecken und zwischen den Bäumen spielen die Kinder wirklich gerne“, erzählt Peter Schmidt. Doch damit soll es bald vorbei sein: Bis Ende Februar sollen die Bäume gefällt werden. Diese Ansage der Stadt ist für die Eltern der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. „Die Bäume sind das einzig Schöne. Wir kämpfen um das letzte Stück Vertrautheit und Normalität“, sagt Peter Schmidt.

Stadt Schorndorf: Baumfällarbeiten müssen bis Ende Februar getätigt werden

Einrichtungsleiter Tim Schopf kann den Ärger verstehen, auch er findet es nicht gut, dass die Bäume weg sollen. Die Stadt sieht allerdings keine Handhabe: Aufgrund der gesetzlichen Regelungen müssten Baumfällarbeiten bis Ende Februar getätigt werden. Die Arbeiten auf dem Gelände seien auf den spätest möglichen Zeitpunkt verschoben worden. Im Mai solle auf dem Gelände ein neuer Baukörper entstehen, die Bauarbeiten seien vergeben. Geplant sei ein Neubau mit Mietwohnungen und einem Kindergarten im Erdgeschoss. „Ich denke, es ist in niemandes Interesse, dass auch diese Einrichtung mit Verzögerung eröffnet wird“, sagt Bürgermeister Thorsten Englert.

Er berichtete am Dienstag im technischen Ausschuss des Gemeinderats, dass es Mai werden wird, bis ein erneuter Umzug in das Kinderhaus Purzelbaum möglich ist. Allerdings wird bis dahin nur der erste Wasserschaden behoben werden können, für den ein defektes Eckventil im Sanitärbereich verantwortlich ist. Rund 40 000 Euro wird die Sanierung kosten, „allerdings bleibt das ohne finanzielle Folgen für die Stadt, der Schaden wird extern reguliert“, sagte Englert.

Im Mai soll der Umzug ins Kinderhaus Purzelbaum stattfinden

Aufwendiger war es, den zweiten Schaden im Küchenbereich zu orten. Mittlerweile steht fest, dass das Wasser aus einem geplatzten Schlauch unter der Spüle kam. Weil die Abdichtung unter den Fliesen an einigen Stellen nicht dick genug oder schadhaft ist, konnte Wasser in den Boden sickern. Wer dafür verantwortlich ist und welche Kosten entstehen, ist noch unklar. Küche und Boden müssen für die Sanierung rückgebaut werden.

Angedacht ist, dass im Mai zwei Gruppen in einen abgetrennten Bereich des Erdgeschosses einziehen. Die dritte Gruppe soll bis zum Ende der Sanierungsarbeiten in einem Bewegungsraum im Obergeschoss unterkommen. „Meine Tochter wird von dem Neubau nichts mehr haben. Ich hoffe, dass wenigstens meinem vierjährigen Sohn die Erlebnisse in der neuen Kita ein Trost für die schwierigen vergangenen Jahre sein können“, sagt Schmidt.