Herfried Münkler und Martin Roth diskutieren Anfang Dezember in Stuttgart über die Renaissance des Nationalen und dessen Gefahren – eine Veranstaltung im Rahmen der StZ-Reihe „Theater X Wirklichkeit“.

Stuttgart - Das Nationale ist zurück – in vielen aktuellen Debatten spielt es plötzlich wieder eine starke Rolle. Mit dem Slogan „America first!“ hat Donald Trump das Rennen um die US-Präsidentschaft gewonnen. Aber nicht nur in den USA, auch in Europa feiern national-populistische Bewegungen politische Erfolge – von der Brexit-Abstimmung in Großbritannien über fremdenfeindliche Regierungsbeschlüsse in Südosteuropa bis zum guten Abschneiden der Alternative für Deutschland (AfD) in den letzten Landtagswahlen.

 

Was macht das Deutschsein aus?

„Wer sind die Deutschen?“ schien hierzulande nach der Wiedervereinigung eine Frage, die nur noch in einem kulturellem Sinn von Interesse ist. Inzwischen aber beschäftigt sich, herausgefordert durch die Globalisierung und eine starke Zuwanderung fremder Menschen, ein breiteres Publikum sogar noch mit Steigerungen des Themas: Wie deutsch sind die Deutschen? – oder: Wie deutsch sollen oder müssen die Deutschen sein?

Über diese Renaissance des Nationalen, ihre Ursachen und Risiken diskutieren am Sonntag, 4. Dezember, im Schauspielhaus Stuttgart der Berliner Politologe Herfried Münkler und der Kulturwissenschaftler Martin Roth.

Die Veranstaltung beginnt um 11 Uhr und findet im Rahmen der Reihe „Theater X Wirklichkeit“ statt, die gemeinsam vom Schauspiel Stuttgart, der Robert Bosch Stiftung und der Stuttgarter Zeitung organisiert wird. Moderiert wird die Debatte von Ottilie Bälz (Robert Bosch Stiftung) und Rainer Pörtner (Stuttgarter Zeitung).

Münkler schrieb das „Debattenbuch des Jahres“

Herfried Münkler Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth
Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler, Professor an der Berliner Humboldt-Universität, gehört zu den herausragenden Vertretern seines Fachs in Deutschland. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Politische Theorie, Ideengeschichte und Kriegstheorie.

Gemeinsam mit seiner Ehefrau Marina Münkler hat der 65-Jährige gerade das Buch „Die neuen Deutschen: Ein Land vor seiner Zukunft“ vorgelegt. Als „Debattenbuch des Jahres“ feierte die „Welt am Sonntag“ dieses Werk, in dem das Ehepaar unter anderem „fünf Merkmale des Deutschseins“ benennt.

Roth wird 2017 Ifa-Präsident in Stuttgart

Martin Roth Foto: V&A
Der Kulturwissenschaftler Martin Roth hat fünf Jahre lang das „Victoria & Albert Museum“ in London geleitet. Der gebürtige Stuttgarter ist einer der bekanntesten Kulturmanager und Museumsdirektoren in Europa. Seinen exzellenten Ruf begründete Roth unter anderem als Direktor des Deutschen Hygiene-Museums und Chef der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden. Im kommenden Jahr wird er Präsident des Instituts für Auslandsbeziehungen (Ifa) in Stuttgart.

Seinen Posten in London gab der 61-Jährige auch aus Protest gegen die „zunehmende Europa- und Fremdenfeindlichkeit“ in Großbritannien auf. Nicht minder kritisch sieht Roth, wie wenig Widerspruch ähnliche Erscheinungen in der Bundesrepublik erfahren: „Es wundert mich sehr, dass in Deutschland so gut wie niemand aus der Kultur und Kunst gegen den zunehmenden Nationalismus, den xenophobischen Hass aufsteht.“

Woher rührt dieser Hass gegen Fremde? Warum suchen so viele Halt in der Idee des Nationalen, im Deutschsein – und kann daraus Gutes erwachsen? Was macht dieses Deutschsein in heutiger Zeit eigentlich aus? Und wie sieht das Ausland uns Deutsche: Was erwarten sie von uns? Diesen Fragen werden Münkler und Roth nachgehen.

So geht`s zur Veranstaltung

Die Diskussion „Wie deutsch sind die Deutschen?“ mit Herfried Münkler und Martin Roth findet am Sonntag, 4. Dezember, im Schauspielhaus Stuttgart (Oberer Schloßgarten 6) statt. Sie beginnt um 11.00 Uhr.

Eintrittskarten sind ab sofort unter Tel: 0711/ 20 20 90, über die Website des Stuttgarter Schauspiels oder an der Tageskasse erhältlich. Der Eintrittspreis beträgt fünf Euro.