Für Singles in Stuttgart gibt es ein umfangreiches Angebot an Freizeitaktivitäten. „Fernsehturm für Singles“ – so heißt die neue Dating-Reihe, die die SWR Media Services nun mit einer Esslinger Agentur für Single-Events in regelmäßigem Abstand auf dem Fernsehturm für verschiedene Altersklassen anbietet.

Psychologie/Partnerschaft: Nina Ayerle (nay)

Stuttgart - Das Licht ist gedämmt, es ist dunkel über der Stadt. 24 Menschen aus Stuttgart und der Region sitzen hoch oben und lauschen der Historie über den Fernsehturm. Nur, keiner von ihnen hat die Veranstaltung auf Stuttgarts höchstem Wahrzeichen gebucht, um sein Geschichtswissen zu erweitern. Die Gruppe eint: Alle sind Single.

 

Zwölf Männer und zwölf Frauen stehen sich an sechs runden Stehtischen gegenüber. „Das ist hier ein bisschen lockerer als beim normalen Speeddating“, findet Sabine (50) aus Stuttgart, die ihren ganzen Namen lieber nicht sagen möchte, auch nicht, wie lange sie schon Single ist. Es ist ihr unangenehm. Sie würde gern endlich mal wieder jemand kennenlernen. Sie hat auch schon recht viel ausprobiert: Fast Dating, Slow Dating, ein Maultaschen-Diplom erworben und eine Führung durch den Flughafen besucht. Auf dem Fernsehturm ist ihr nun noch niemand „direkt ins Auge gestochen“. „Aber die Location ist der Bringer“, sagt sie.

Verliebt in 36 Sekunden?

„Fernsehturm für Singles“ heißt die neue Eventreihe auf dem Fernsehturm. Das Motto ist: „in 36 Sekunden auf Wolke 7“. Das klingt etwas kitschig, aber der Aufzug braucht nun einmal 36 Sekunden bis nach oben. Und, viele halten den Fernsehturm für den romantischsten Ort in Stuttgart. „Paare erzählen oft, sie haben hier ihr erstes Date gehabt, rund zehn Heiratsanträge haben wir im Jahr“, sagt Claudia Hamann, bei SWR Media Services für Kommunikation und Marketing zuständig. Pro Jahr findet etwa 30 Trauung auf dem Fernsehturm statt. Zusammen mit der Dating-Agentur singles-but-looking veranstaltet die Betreibergesellschaft des Fernsehturms nun regelmäßig dieses Dating-Event.

Damit sich die Chancen erhöhen, jemand Passenden zu finden, gibt es unterschiedliche Alterskategorien: 30+, 40+, 50+ und 60+. Außerdem sind Abende nur für homosexuelle Singles geplant, im Dezember für Männer und im April für Frauen. Die letzten Altersgruppen seien am stärksten besetzt, sagt die Agenturchefin Marion Otto aus Esslingen. Die Jüngeren seien inzwischen eher auf Dating-Apps unterwegs. Für Leute in ihrem Alter sei es schwierig, jemand kennenzulernen, sagt die 50-Jährige. „Ich finde es deshalb toll, in verschiedenen Locations nette Leute zu treffen“, sagt sie.

Frauen stecken viel Mühe in ihr Outfit

Zwei Männer, zwei Frauen stehen sich immer an einem Stehtisch gegenüber. Hinter ihnen der traumhafte Blick über Stuttgart. Doch den nehmen die meisten Teilnehmer gar nicht mehr wahr. Alle sieben Minuten wechseln die Männer einen Tisch weiter. Die Zeit, um mit den beiden Damen ins Gespräch zu kommen, ist knapp. Wie ins Gespräch kommen? Eine Dame sagt grundsätzlich zu einem der Männer: „Erzähl doch mal ein Schwank aus deinem Leben.“ Dann fängt sie selbst an zu reden – und hört nicht mehr auf. Ihre Strategie ist nicht so recht erfolgreich – am Ende des Abends bleibt sie allein. Eine andere hat sich zwar viel Mühe mit ihrem Outfit gegeben – schickes schwarzes Kleid, die Haare schön frisiert und hohe Stiefel – aber auch sie findet niemand Passendes. „Die Frauen stecken oft wahnsinnig viel Zeit in ihr Outfit. Die Männer kommen einfach irgendwie“, sagt Marion Otto und lacht.

Mancher kann sich einfach nicht recht für jemanden entscheiden

Die Männer nehmen dafür gern eine längere Anreise in Kauf. Marc (51) ist knapp 30 Kilometer gefahren, um auf dem Fernsehturm jemand kennenzulernen. Er ist schon lange im Dating-Geschäft unterwegs, gibt er unumwunden zu. Oft werde er angerufen, wenn sich auf einer Veranstaltung zu wenige Männer angemeldet haben. Meistens nutzt er dann die Gelegenheit. Marc hat nämlich ein Problem: „Die, die ich will, wollen mich nicht. Und die, die mich wollen, will ich nicht.“ Das ziehe sich durch sein Leben. Die letzte Frau, die ihm richtig gut gefallen hat, war Tänzerin – und erst 30. „Das ist zu jung, aber ich suche mir Frauen ja nicht aus, weil sie 30 sind“, klagt er. Er räumt ein, das Äußere sei ihm wichtig bei einer Frau. „Aber wenn die dann eine Dumpfbacke ist, kann ich mit der auch nix anfangen.“ Auch Marc hat am Ende niemand kennengelernt. An den anderen Tischen hingegen hat sich durchaus etwas getan: Einige tauschen schon kurz vor Schluss Nummern aus, zwei andere verziehen sich auf die Aussichtsplattform.

Der nächste Termin findet am Montag, 18. November, für die Kategorie 50+ statt. Tickets gibt es unter der Telefonnummer 0711 / 929 21321