Die Stiftung Geißstraße erinnert an den 325. Geburtstag Joseph Süß Oppenheimers, der in Stuttgart Opfer eines bis heute nachwirkenden Justizmordes wurde. Sie lenkt damit auch den Blick auf den Oppenheimer-Platz. Er soll jetzt umgestaltet werden.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Die Stiftung Geißstraße widmet sich Joseph Süß Oppenheimer, dem 1698 in Heidelberg geborenen und 1738 in Stuttgart hingerichteten ehemaligen Geheimen Finanzrat und Ratgeber Herzog Karl Alexanders (1684-1737). Das tut sie seit Langem. Nun aber besonders intensiv.

 

Auf ihre Initiative hin wurde 1998 der Platz an der Straße Neue Brücke unweit der Königstraße nach Oppenheimer benannt, der Opfer eines judenfeindlich motivierten Justizmordes geworden war und nach seinem gewaltsamen Tod immer wieder zur „Hassfigur und zentralen Projektionsfläche des Antisemitismus“ stilisiert wurde. Speziell in der Nazizeit, in der der Hetzfilm „Jud Süß“ entstand.

Veranstaltungen von April bis Dezember

In diesem Jahr nun will die Stadt den optisch von einer Tiefgarageneinfahrt beherrschten Oppenheimer-Platz so umgestalten, dass eine würdige Erinnerung möglich wird. Begleitend dazu hat die Stiftung Geißstraße zusammen mit vielen Partnern und Einrichtungen eine Veranstaltungsreihe initiiert, die an den 325. Geburtstag Oppenheimers erinnert. Das neunteilige Begleitprogramm mit dem Titel „Ein Platz für Joseph Süß Oppenheimer“ startet am Sonntag, 23. April, und reicht bis in den Dezember.

Den Auftakt bildet am Sonntag um 14 Uhr eine zweistündige „Stadterkundung zum Thema jüdisches Leben in Stuttgart“ mit den Buchautoren Sigrid Brüggemann und Roland Maier (Treffpunkt Rathaus; anmeldung@hotel-silber.de). Am 8. Mai liest der Schauspieler Walter Sittler in den Räumen der Stiftung in der Geißstraße 7 Texte zum Thema „,Jud Süß‘ in der Literatur“ (Anmeldung: stiftung@geissstraße.de); immerhin hat die Figur Oppenheimers, dessen Leiche nach der Hinrichtung sechs Jahre lang in einem roten Käfig zur Schau gestellt wurde, in der Literatur viele Spuren hinterlassen. Einen historischen Blick auf Joseph Süß Oppenheimer richtet eine Veranstaltung am 14. Juni im Hauptstaatsarchiv, wo die Prozessakten lagern. Am 24. Juni findet dann eine Tagesexkursion zu Schauplätzen statt, die mit Oppenheimers Wirken verbunden sind: Ludwigsburg, Hohenasperg, Stuttgart.

Der Wortkünstler Timo Brunke wählt am 15. September einen ganz anderen Zugang zu dem Thema: Er setzt sich in Rap-Versen mit der Person Oppenheimer auseinander. Es folgen ein Aktionstag „Jud Süß“ im Haus der Geschichte (4. Oktober), ein Vortrag des Historikers Yair Mintzker über Schaulust und antisemitische Hetze im Hospitalhof (15. November) und ein „Spaziergang im Sitzen“ in der Stiftung Geißstraße (19. November) sowie ein Auftritt der Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann wiederum im Hospitalhof (4. Dezember).

Im kommenden Jahr soll das Programm fortgesetzt werden – so lange, bis der Oppenheimer-Platz neu gestaltet worden ist. Die Stiftung Geißstraße hat einen langen Atem.

Vollständiges Programm unter: www.geissstrasse.de