Die Chefin des Verbandes Region Stuttgart, Jeannette Wopperer, ist seit eineinhalb Jahren krank. Nun wird die 46-Jährige zum 1. Juli in den Ruhestand versetzt. Die Stelle könnte damit noch in diesem Jahr neu besetzt werden.

Stuttgart - Es ist durchaus ein schales Gefühl, das am Mittwoch viele Beteiligte im Verband Region Stuttgart (VRS) beschlichen hat, denn einerseits sind alle froh, dass die Spitzenposition des Verbandes nach einer 18 Monate dauernden Hängepartie endlich wieder besetzt werden kann – so lange schon war die Regionaldirektorin Jeannette Wopperer (CDU) nicht mehr an ihrem Arbeitsplatz erschienen. Andererseits ist nun aber endgültig klar, dass die 46-Jährige so schwer erkrankt ist, dass sie womöglich dauerhaft dienstunfähig ist. Viele bangen jetzt mit ihr.

 

Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) hat jedenfalls am Mittwoch den Spitzen der Fraktionen im Regionalparlament mitgeteilt, dass er Jeannette Wopperer als deren Dienstvorgesetzter zum 1. Juli in den Ruhestand versetzen werde. Er habe nach der langen Krankheitsdauer der Regionaldirektorin diesen Schritt gehen müssen, teilte Bopp mit. Formal hat Wopperer nun vier Wochen Zeit, dem Beschluss zu widersprechen. Das scheint aber nicht allzu wahrscheinlich zu sein.

Nach Beamtenrecht erhält Wopperer künftig eine Pension

Die Versetzung in den Ruhestand sei erfolgt, so Thomas Bopp weiter, nachdem im März erneut ein amtsärztliches Gutachten vorgelegen habe und nachdem Jeannette Wopperer von ihm angehört worden sei – was jedoch nicht zu neuen Erkenntnissen geführt habe.

Die 46-Jährige ist studierte Architektin und war seit 1994 zunächst als Referendarin für Stadt-, Regional- und Landesplanung im Wirtschaftsministerium tätig, dann als Stadtplanerin bei der Stadt Lörrach, als Bürgermeisterin für Bauwesen im Worms und zuletzt eben zweieinhalb Jahre lang, von 2009 bis 2011, als Regionaldirektorin – aus diesen Anstellungen steht ihr nach dem Beamtenrecht künftig eine Pension zu. Von 2006 bis 2009 war sie zudem Landtagsabgeordnete für die CDU in Rheinland-Pfalz gewesen. Dies erhöhe ihre Pension aber nicht, hieß es auf Anfrage aus dem Landtag in Mainz.

Während Wopperers Amtszeit hatte es einige Reibereien innerhalb der Verwaltung und auch mit Regionalpräsident Thomas Bopp gegeben. Manche waren der Meinung, sie würde zu wenig eigenes Profil zeigen. Davon ist schon lange keine Rede mehr, weil diese Schwächen womöglich schon mit Wopperers Erkrankung zu tun gehabt haben. In einem Brief wünschte Thomas Bopp der scheidenden Regionaldirektorin gesundheitlich und persönlich alles Gute. Die Vertreter der Regionalfraktionen schlossen sich diesem Wunsch an. Jeannette Wopperer selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Bis zum Jahresende könnte die Stelle besetzt werden

Stelle könnte bis zum Jahresende besetzt werden

Mit dieser Entscheidung des Regionalpräsidenten ist jetzt der Weg frei, um einen neuen Regionaldirektor oder eine neue Regionaldirektorin zu wählen. Thomas Bopp will die Stelle nach den Sommerferien ausschreiben; das Regionalparlament mit seinen 91 Regionalräten könnte den neuen Leiter des Verbandes dann im Oktober oder spätestens im Dezember wählen, so hofft Bopp. Es braucht dafür eine absolute Mehrheit. Bisher hat es in der Geschichte des VRS erst zwei Regionaldirektoren gegeben: Von 1995 bis 2008 hatte Bernd Steinacher dieses Amt inne gehabt.

Vor der Wahl Wopperers im Jahr 2009 war eine erste Ausschreibung abgebrochen worden, weil aussichtsreiche Bewerber abgesprungen waren. Erst im zweiten Durchgang waren dann 40 Bewerbungen eingegangen; unter ihnen machte Wopperer das Rennen. Auch jetzt werden wieder erste Stimmen laut, ob man die Stelle des Regionaldirektors nicht zumindest besser dotieren oder die Struktur ganz ändern sollte, um das Amt noch attraktiver zu machen. Dafür wäre aber eine Gesetzesänderung notwendig, die nur die Landesregierung vornehmen könnte. Die Stelle ist mit B 5 dotiert; das entspricht dem Gehalt eines OB einer Stadt bis 50 000 Einwohner.

Diskussion über höheres Gehalt für Regionaldirektor

Rainer Ganske von der CDU-Regionalfraktion wäre jederzeit bereit, eine bessere Bezahlung mitzutragen, sagte er gestern in einer ersten Stellungnahme: „Das Monetäre passt nicht zur Stelle.“ Man habe im Jahr 2009 deswegen auch einen Vorstoß gemacht, sei jedoch nicht ans Ziel gelangt. Auch die SPD hält eine Veränderung für notwendig. Kai Buschmann, der Vorsitzende der FDP, sieht dagegen keinen Anlass für Veränderungen: „Das Gehalt entspricht dem eines OBs einer größeren Stadt, wenn auch ohne Zulagen – das ist durchaus ausreichend.“

Auch Andreas Hesky, der Chef der Fraktion der Freien Wähler und Oberbürgermeister in Waiblingen, ist dieser Ansicht: „Die Position lebt von ihren Gestaltungsmöglichkeiten – und bisher war die Höhe des Gehalts zumindest nicht abschreckend.“ Das hätten die vielen Bewerbungen schließlich beweisen.