Calcio trotzt dem Tabellenführer Backnang mit neuer Taktik ein 1:1 ab und schnuppert am Ende sogar am Sieg. Derweil hält die Kaderplanung an: Ein weiterer Neuzugang steht fest.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Echterdingen - Sie sackten wie vom Blitz getroffen auf den Rasen. Und dort lag eine ganze Reihe von Spielern des Fußball-Verbandsligisten Calcio Leinfelden-Echterdingen auch Minuten nach dem Abpfiff noch. War es also abermals schief gegangen? Gemessen allein an diesen Bildern, hätte man so vermuten können. Doch Irrtum. Diesmal war der Grund für die finale Leere ein anderer. Sie hatten in der prallen Sonne schlicht alles gegeben – und sind zumindest teilweise belohnt worden. Unter dem Strich stand gegen den bislang verlustpunktfreien Tabellenführer TSG Backnang am Samstag ein 1:1, bei dem der Filderclub am Ende sogar am Sieg schnupperte. Die Wende nach dem vorangegangenen Fehlstart? Könnte sein, zumal es hinter den Kulissen ein zusätzliches Erfolgserlebnis gibt. Der nächste Neuzugang steht fest – und ein weiterer zeichnet sich per Rückholaktion ab.

 

Der (Teil-) Erfolgsschlüssel

Wie hatte der Sportdirektor Angelo Vaccaro nach der 1:3-Schlappe vom Mittwoch in Pfullingen gegrantelt? Jeder in der Mannschaft müsse sich „einmal hinterfragen, ob er alles gibt“. Eine Kritik, die in der Mannschaft offenbar angekommen ist. Diesmal verdienten die Echterdinger sich in puncto Einstellung die Note eins. Hinzu kam, dass die veränderte Taktik des Trainers Francesco Di Frisco aufging. Ballzauber und Offensivdrang hatten Pause. Stattdessen wählte Calcio, ganz entgegen der eigentlich eigenen Spielphilosophie, die rustikalere Variante: kämpfen, kratzen, beißen. Mit einer 5-4-1-Formation verteidigten die Gastgeber kompakt. „Wir wollten aggressiv sein und eher auf Fehler des Gegners warten“, erläuterte Di Frisco die nach zuvor drei Niederlagen veränderte Marschrichtung.

Der Spielfilm

65 Spielminuten lang ging die Echterdinger Rechnung auf. Der Favorit Backnang, den im Mai auch Platz fünf der Rückrunden-Tabelle nicht mehr vor dem Oberliga-Abstieg gerettet hatte, verbuchte Feldvorteile, ja – aber Zwingendes ließ Calcio gegen die bisherige Torfabrik der Staffel (13 Tore in drei Spielen) kaum zu. Bis zum 0:1 von Leon Maier, der nach einer Parade des Torhüters Henning Bortel im Nachschuss traf. Damit schienen die Weichen gestellt. Schienen. Tatsächlich kam es anders: Nur 180 Sekunden später antwortete Josip Pranjic mit dem überraschenden Ausgleich. Ein Traumtor, per direktem Freistoß aus 23 Metern. Und von da an wurde es ein offener Schlagabtausch – auch, weil Di Frisco im Endspurt mit der Einwechslung der Offensivkräfte Häcker, Stepcic und Zivic das Risiko erhöhte. Beide Teams hatten zuletzt den Sieg auf dem Fuß beziehungsweise Kopf.

Glück für Calcio, dass Benito Baez Ayala am Pfosten scheiterte (81.). Pech für Calcio, dass der Schiedsrichter Sascha Häckers vermeintliches 2:1 umstritten wegen Abseits nicht anerkannte (89.). Und allemal zum Hadern für Calcio, was dann in der ersten Minute der Nachspielzeit geschah: Da stand Bastian Joas nach einem Stepcic-Pass plötzlich frei vor dem gegnerischen Tor. Die Riesenchance – die der Angreifer aber vergab. „Da musste er einfach cooler sein“, stöhnte Di Frisco.

Die Ärgernisse

Für Joas folgte nach seinem Fehlschuss indes noch eine ärgerliche Zugabe. Einen Tritt in die Beine von Marvin Zimmermann ahndete der Unparteiische John Bender mit Rot. Nüchtern betrachtet eine harte, aber vertretbare Entscheidung – für Di Frisco derweil eine Begebenheit, die ihn vollends zürnen ließ, in Richtung Bender. Häckers weggepfiffener Treffer plus dieser Platzverweis? „Ein schlechter Witz“, schimpfte der Coach.

Die Aussicht

Bleibt die Frage, ob es dennoch die Wende war. Ob der Echterdinger Auftritt auch so eine Signalwirkung für die Echterdinger hat. Fest steht für Di Frisco: „Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie in dieser Liga mit jedem Gegner mithalten kann.“ Wenn sie denn ihr Potenzial abruft. Nächste Beweisgelegenheit am Freitag im Auswärtsspiel beim Dritten der vorigen Saison, der SKV Rutesheim. Dann könnten bereits zwei weitere Neuzugänge zum Calcio-Kader gehören.

Die nächsten Neuen

Über eine Verpflichtung von Panagiotis Karastergios war bereits spekuliert worden. Diese ist nun „per Handschlag“ fix. Der 20-jährige Innenverteidiger kommt vom Oberligisten Stuttgarter Kickers – nach den Sommerzugängen Raptis, Stepcic und Quartuccio der nächste Akteur, bei dem der Sportdirektor Vaccaro alte Kontakte aus seiner eigenen Degerlocher Zeit spielen lässt.

Und auch der zweite personelle Nachschlag, der sich abzeichnet, hat eine „blaue“ Vergangenheit: Gökhan Gümüssu (30, offensives Mittelfeld/Angriff) soll zu Calcio zurückkehren. In den Goldäckern schlüpfte der frühere Profikicker bereits bis April 2018 ins Trikot – ehe er als damaliger Kapitän aus disziplinarischen Gründen suspendiert wurde und zum SSV Reutlingen wechselte. Nun ist Gümüssu vertragslos. „Wir haben miteinander geredet. Mal schauen“, sagt Vaccaro.

Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Bortel – Nkansah (78. Stepcic), Ryl (66. Häcker), Pranjic, Zweigle, Bahm – Joas, Bäuerle, Ismaili, Quartuccio (85. Gerber) – Capar (83. Zivic).

TSG Backnang:
Knauss – Baez Ayala, Bauer, Tichy, Dannhäußer (86. Zimmermann) – Wiesheu – Loris Maier (60. Kalafatis), Leon Maier, Geldner, Binakaj – Marinic.