Der Echterdinger Verbandsligist setzt den Start in die zweite Saisonphase krachend in den Sand. Nach dem 0:4 bei Normannia Gmünd fehlen dem eigenen Trainer erst einmal die Worte – ehe er mit deutlicher Kritik nicht spart.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Schwäbisch Gmünd - Am Ende also auch noch das: Verwirrung um die eigene Frau. Francesco Di Frisco saß nach dem Spiel bereit zur Pressekonferenz, als ihn ein hilfsbereiter Geist darauf aufmerksam machte, seine bessere Hälfte irre auf der Suche nach ihm, dem Trainer, durchs Stadion. Es folgte ein verdutzter Blick. Seine Frau? Hier im Stadion, bei einer Auswärtspartie? Ein kurzer Anruf brachte Gewissheit: offensichtlich eine Verwechslung – die Angetraute weilte zuhause.

 

Doch passte diese Begebenheit dann ins Bild eines Nachmittags, der für die Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen überhaupt von Irrtürmen gekennzeichnet war – zuvorderst jenem, der Filder-Verbandsligist wäre bestens präpariert, fokussiert und hungrig für den Auftakt zur zweiten Saisonphase. Tatsächlich erweckten die Echterdinger in der von ihnen selbst zum Schlüsselspiel erklärten Begegnung beim 1. FC Normannia Gmünd den Eindruck, sie befänden sich noch im Winterschlaf. Das Ergebnis: eine 0:4-Schlappe. Der Start ins Wettbewerbsjahr 2020 ist mithin krachend schief gegangen, wonach es in den Goldäckern nun erst einmal um Ursachenforschung geht.

Der Unterschied

„Alibifußball.“ „Geistig nicht da.“ „Alles nur passiv.“ So geißelte Di Frisco den Auftritt der Seinen. In puncto Spritzigkeit, Entschlossenheit, Handlungsschnelligkeit war der Gegner den Echterdingern um Längen voraus. So demonstrierte die eine Mannschaft von Beginn an, dass sie begriffen hatte, um was es in diesem Verfolgerduell geht – ja, dass die Ankündigungen vom gewollten Angriff auf Tabellenplatz zwei nicht nur Lippenbekenntnisse waren. Die andere dagegen, deren Verantwortliche, wenn auch deutlicher leise, die gleichen Ambitionen durchklingen lassen hatten, wirkte derweil, als weilte sie in Gedanken noch auf dem heimischen Sofa. Stell Dir vor, es geht wieder um Punkte, von den Calcio-Kickern hat es aber keiner mitgekriegt.

„In Normalform ist Calcio ein Gegner, der uns auf Augenhöhe begegnet“, befand der Di-Frisco-Gegenüber Zlatko Blaskic bei seiner eigenen Pflichtspielpremiere im neuen Verein. Die Betonung lag auf „in Normalform“. Am Samstag waren die Echterdinger von jener meilenweit entfernt.

Die Gegentore

Diese fielen denn in bezeichnender Manier. Stichwort „passiv“. Die Gäste fungierten als Zuschauer. Gewiss, ein Alexander Aschauer ist ein Klassestürmer. Nicht von ungefähr war der 27-Jährige in seiner Heimat Österreich und in Großaspach als Profi engagiert. So leicht wie diesmal dürfte ihm das Toreschießen aber noch selten gemacht worden sein. Zum 1:0 und 3:0 durfte Aschauer unbedrängt abschließen, einmal per Kopf, einmal per Fuß (22./50.).

Und bei den weiteren Treffern von Anthony Coppola und Alexander Iatan sah es kaum anders aus (40./76.). Der eine staubte ab, während die komplette Calcio-Verteidigung stehen blieb. Der andere vollendete einen Sololauf, bei dem die Echterdinger sich brav in die Rolle der Slalomstangen fügten. Eine noch deftigere Niederlage verhinderten letztlich das Torgebälk und der Keeper Henning Bortel.

Der Korrekturversuch

Zur zweiten Hälfte stellten Di Frisco und sein „Co“ Marijo Marinovic vom 5-4-1 auf ein 4-4-2 um. Jedoch, „heute hätten wir als Trainer machen können, was wir wollen“, bemerkte Di Frisco, „wir hätten keinen erreicht.“

Offensiv verpuffte der Plan, dem Gegner über die Außenpositionen zuzusetzen. Mangels Zuspielen von dort lief die Begegnung an der zunächst einzigen Spitze Bastian Joas vorbei. Defensiv erwies sich vor allem die linke Seite mit dem Australien-Rückkehrer Felix Gerber als Achillesferse.

Der Erklärungsversuch

Es gab nur einen: die Tatsache, dass die Mannschaft seit zweieinhalb Wochen kein Spiel mehr bestritten hatte. Die drei letzten Tests waren alle ausgefallen. Es mangelte also an Wettkampfpraxis. „Eigentlich aber“, sagte Di Frisco, „fehlen mir da die Worte.“ „Da trainieren wir sechs, sieben Wochen auf den Wiederbeginn hin, und dann so etwas.“

Die Folgen

Auch wenn es nur eine einzelne erste Partie war, die Echterdinger stehen nach dieser sogleich an einem kritischen Punkt. In zwölf Tagen müssen sie zum Spitzenreiter nach Backnang – wo man verlieren kann. Wehe aber, es geht jetzt zwischendurch auch noch gegen Pfullingen schief.

Keine Frage: es gilt für Calcio nun aufzupassen, dass der Plan, in der Tabelle noch vorne mitzumischen, nicht platzt, ehe er richtig begonnen hat – und dass es in der Rückrunde dann schlagartig womöglich „nur noch um die goldene Ananas ginge“, wie es Marinovic formuliert. „Pfullingen?“, ergänzt Di Frisco. „Klar, da müssen jetzt Punkte her.“ Ganz unabhängig davon, ob seine Frau dann im Stadion ist oder nicht.

1. FC Normannia Gmünd:
Ellermann – Lämmle, Fröhlich, Stölzel (81. Schuckenböhmer), Kolb (30. Glück) – Aziz (64. Bauer), Kotiukov, Kianpour, Coppola (74. Iatan) – Karaca, Aschauer.

Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Bortel – Nkansah, Ryl (46. Forzano), Pranjic, Zweigle, Gerber – Capar (71. Quartuccio), Ismaili (77. Zogaj), Gümüssu, Bahm (46. Akcan) – Joas.