Beim Verbandstag in der Schwabenlandhalle in Fellbach erklärt der Landfrauenverband Württemberg-Baden den demografischen Wandel zum Leitthema. Weil es in einigen ländlichen Regionen wegen des starken Geburtenrückgangs Probleme geben wird, wollen die Landfrauen jetzt die Weichen für morgen stellen.

Rems-Murr: Sascha Sauer (sas)

Fellbach - Das ist eine Freude für die Augen. Mit Farben, wie sie nicht bunter auf einer Blumenwiese zu finden sind, und jeder Menge grafischer Effekte wird in einem Kurzfilm das neue Leitthema des Landfrauenverbandes Württemberg-Baden vorgestellt. Auf einer Leinwand in der Schwabenlandhalle ist in großen Lettern zu lesen: „Weichen stellen für morgen“.

 

Demografischen Wandel als Chance nutzen

Das Leitthema bildet bis zum Jahr 2018 die Grundlage der Bildungsprogramme in den Kreisverbänden und Ortsverbänden. „Wir Landfrauen sind mittendrin und voll dabei, den demografischen Wandel mitzugestalten und als demografische Chance zu nutzen“, erklärte die Präsidentin des Landfrauenverbandes, Hannelore Wörz, beim Verbandstag am Samstag im Hölderlinsaal der Schwabenlandhalle.

Mehr als 1000 Gäste waren gekommen. „Entfachen Sie den Funken des Leitthemas“, sagte Hannelore Wörz. Doch in Sachen Demografie gibt es noch viel zu tun, wie auch der Ministerialdirektor Wolfgang Reimer vom Ministerium Ländlicher Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg in seinem Grußwort betonte: „In einigen ländlichen Regionen werden wir Probleme bekommen.“ Etwa bei der ärztlichen Versorgung, denn vor allem immer mehr junge Medizinerinnen wollen Familie und Beruf unter einen Hut bringen.

Mehr Inkontinenzhilfen als Babywindeln

Aber wie kann man die Weichen für morgen stellen, wenn man nicht weiß, wie die Zukunft aussieht? Darauf sollte Winfried Kösters in seinem Vortrag eine Antwort geben. Und der Politikwissenschaftler machte das amüsant, launig und kritisch. Um den demografischen Wandel zu beschreiben, sagte er: „Wir verkaufen mehr Inkontinenzhilfen als Babywindeln.“

Die Geburtenzahl hat sich im Zeitraum von 1964 bis 2013 halbiert. Man könne die Demografie nicht austricksen, sagte Kösters. „Ein Kind, das heute nicht geboren wird, kann nicht in sechs Jahren eingeschult werden.“ Ebenso wenig werde es später dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. „Wir brauchen jedes Kind!“

Internet darf auf dem Land nicht fehlen

Auf einem Podium wurde über die Zukunft des ländlichen Raums diskutiert. „Wir dürfen nicht benachteiligt sein“, sagte Stefanie Mergenthaler, die Vorsitzende der Landjugend Württemberg-Baden. „Es muss Bildungs- und Freizeitangebote sowie Verkehrsmittel und Internet geben.“

Der Oberbürgermeister Christoph Palm sagte: „Man darf nicht locker lassen, man kann etwas tun.“ Als positives Beispiel nannte er den Geburtenüberschuss, den es in Fellbach gibt. Manuela Rukavina, die Vorsitzende des Landesfrauenrates Baden-Württemberg, forderte, dass mehr Frauen in politische Gremien gehören.

Joachim Rukwied, der Präsident des Landesbauernverbands in Baden-Württemberg, rückte das Thema Globalisierung in den Fokus: „Wir Bauern müssen mehr moderne Technik nutzen.“ Brigitte Scherb, die Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, betonte, dass die Stärke der Landfrauen die hohe Mitgliederzahl sei. So sei der Verband in Baden-Württemberg mit 55 000 Mitgliedern die größte Frauenorganisation in diesem Bundesland. Werbung sei insbesondere vor Ort wichtig, sagte Brigitte Scherb: „Die beste Öffentlichkeitsarbeit machen wir am Feldrand.“