Die EU will, dass Informationen über Kredite in Zukunft besonders klar und verständlich gemacht werden.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

In wirtschaftlich schwierigen Zeiten müssen immer mehr Menschen Kredite aufnehmen, wenn sie sich eine Anschaffung leisten wollen. Nun will die EU die Verbraucher vor allem bei Online-Käufen besser schützen. Am Freitag haben sich das Europaparlament und die EU-Staaten auf die sogenannte Verbraucherkreditrichtlinie geeinigt. So müssen Informationen über Kredite besonders klar und verständlich gemacht werden - etwa wie viel es kostet, sich Geld zu leihen. Zugleich soll besser überprüft werden, ob Verbraucher sich den Kredit tatsächlich leisten und später zurückzahlen können. Ziel der Maßnahme ist es, besonders Haushalte mit niedrigem Einkommen vor Überschuldung und finanziellen Schwierigkeiten zu schützen.

 

Bessere Regeln für Kredite unter 200 Euro

Konkret sollen die Regeln etwa für Kredite unter 200 Euro gelten sowie für Crowdlending, wobei etwa eine Online-Plattform Geld von Privatpersonen an andere Personen oder Unternehmen vermittelt. Auch Online-Käufe, bei denen Verbraucher erst später zahlen, fallen unter die neuen Regeln.

Der Europaabgeordnete René Repasi, Sprecher für Verbraucherschutz der SPD-Fraktion, begrüßte die Einigung. „Die neuen Vorgaben sind ein eindeutiger Fortschritt gegenüber der bisherigen Gesetzgebung und machen Kredite für Verbraucher zu einem sicheren Finanzierungsmittel“, erklärte der deutsche Parlamentarier am Freitag. Er ist überzeugt, dass bessere Informationen über die Widerrufsfristen, die wahren Kosten des Kredits und vorzeitige Rückzahlungsmöglichkeiten die Rechte der Käufer grundlegend stärken.

Vor Abzocke in Zukunft besser geschützt

„Künftig werden Verbraucher besser vor Abzocke bei Krediten geschützt“, unterstreicht auch Andreas Schwab, verbrauchspolitischer Sprecher der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament. Die Bürger müssten bei Finanzprodukten mit hohen Risiken besser geschützt werden, gerade im Online-Bereich müssten hier Fehlentwicklungen behoben werden. Der CDU-Politiker gibt allerdings auch einige negative Seiten zu bedenken: „Zukünftig dürfen nicht einmal mehr Gerätehersteller zins- und gebührenfreie Ratenzahlung mit mehr als 60 Tagen Laufzeit ohne Vorabprüfung anbieten, obwohl sie ja selbst das Ausfallrisiko tragen, wenn sie ein Gerät ausliefern“, erklärt Andreas Schwab. Er befürchtet, dass die zusätzlichen Prüfungen zu höheren Preisen bei solchen Geschäftsmodellen führen könnten.

Schutz vor wachsender Überschuldung

Der Europaabgeordnete Malte Gallee (Grüne), der an den Verhandlungen teilnahm, begrüßte die Einigung. Die neue Richtlinie verbessere den Schutz von Verbrauchern im Kreditbereich und leiste einen wichtigen Beitrag, um wachsende Überschuldung zu verhindern. Die neuen Regeln sähen etwa vor, dass Unternehmen nachsichtiger Methoden finden müssten, wenn Kredite nicht zurückgezahlt werden könnten, anstatt direkt vor Gericht zu ziehen, sagte er. Zudem müsse in der Werbung klar erklärt werden, dass Geld leihen auch Geld koste.

Die Einigung muss noch formell vom Parlament und den Ländern bestätigt werden, das gilt aber als Formsache.