Der Urban-Gardening-Verein Chloroplast nutzt seit Jahren das Walz-Areal in Weilimdorf – inklusive eines Wohnhauses. Auf ihren Vorschlag, wie man das Gelände entwickeln könnte, erhielten die Vorstandsmitglieder die Aufforderung zur Räumung des Hauses.

Weilimdorf - In einem Schreiben an die Stadt wollte der Verein Chloroplast, der das Walz-Areal für Urban-Gardening-Projekte seit rund fünf Jahren nutzt, eigentlich nur seine Zukunftsvorstellungen darlegen. Ähnlich hatten es die Weilimdorfer Sportvereine zuvor getan. Doch was seitens des Liegenschaftsamts retour kam, hat den Vereinsvorstand geschockt. Die Bewohner des Wohnhauses sollen dieses räumen. Sie betonen, von Seiten der Verwaltung habe man ihnen zugesagt, Vereinbarungen und Mietverträge auch nach dem Kauf durch die Stadt fortbestehen zu lassen.

 

Ende 2019 hatte die Verwaltung Flächen der 2013 insolvent gegangenen Gärtnerei gekauft. Das Gebiet westlich der Solitudestraße möchte man in den kommenden Jahren städtebaulich entwickeln. Im Frühjahr sollte es mit einer Bürgerbeteiligung losgehen, die aufgrund der Corona-Krise bis auf weiteres ausfallen musste.

„Im Haus haben schon immer Vorstandsmitglieder gewohnt“

Da sie sich als Verein zuletzt in Planungen der Sportvereine Weilimdorfs wiederfanden, wollte man bei Chloroplast seine Zukunftsvorstellungen selbst erläutern. „Unser Anliegen und ausdrücklicher Vereinszweck ist nach wie vor die nachhaltige Zwischennutzung des Geländes. Wir möchten das Areal hier nutzen, solange es noch keine Entscheidung gibt“, sagt Vereinsvorstand Christoph Pelka. Das sei seinerzeit so mit dem Insolvenzverwalter vereinbart und später von der Stadtverwaltung anerkannt worden.

Den Anfang genommen hatte die Idee des Gartenbauprojekts Ende 2014. Damals mietete Vorstandsmitglied und Vereinsgründer Andreas Zeger das zur Gärtnerei gehörende Wohnhaus an. Schließlich sei eine Wohngemeinschaft entstanden, die im Sommer den Verein Chloroplast gründete und sich fortan diversen Gartenbauprojekten auf dem Gärtnereigelände widmete. „Im Haus haben schon immer Vorstandsmitglieder gewohnt“, betont Andreas Zeger. Auch habe er bis heute einen gültigen Mietvertrag. Dass nun Ende Mai vom Liegenschaftsamt eine Aufforderung zur Räumung kam, sei überraschend gewesen.

Diese begründet die Stadt damit, dass sich das Wohngebäude baurechtlich im Außenbereich befinde. Dort darf nur gebaut und gewohnt werden, sofern es sich, wie etwa im Falle der Gärtnerei, etwa um den Betreiber jener handle. Diese Ausnahme sieht der Verein als erfüllt an. Denn vor Ort zu wohnen, sei eine wichtige Voraussetzung für die ehrenamtliche Vereinsarbeit der Mitglieder. Das habe man in der Vergangenheit mit Vertretern der Politik und Verwaltung abgestimmt.

Bürgerbeteiligung in modifizierter Form

Auf Nachfrage unserer Zeitung beim Liegenschaftsamt, lässt dieses über die Pressestelle der Stadt mitteilen, dass Bürgerinnen und Bürger zeitnah die Möglichkeit erhalten sollen, sich in den Planungsprozess einzubringen. Aktuell prüfe die Verwaltung Formate in modifizierter Form. Ziel sei, „die Bürgerinnen und Bürger sowie die verschiedenen Akteure vor Ort unter Beachtung der Anforderungen an den Gesundheitsschutz möglichst umfassend einbinden zu können. Wir streben an, solch ein Format in der zweiten Jahreshälfte umzusetzen“, heißt es von Seiten der Stadt. „Im Rahmen dieser Bürgerbeteiligung wird die Verwaltung auch nochmals das Gespräch mit dem Verein Chloroplast suchen. Zusammen mit dem Verein soll die Zukunft des Areals gestaltet werden“, schreibt die Pressesprecherin Ann-Katrin Keicher. Weiter teilt sie mit: „Ein entsprechendes Antwortschreiben an den Verein wird momentan vorbereitet. Inhaltlich können wir diesem in der Presseauskunft nicht vorweggreifen.“

Um den Verein am Leben zu erhalten ist Christoph Pelka und den anderen Mitgliedern wichtig, eine zeitliche Perspektive zu haben. „Wir müssen wissen, ob wir hier noch ein oder drei Jahre bleiben können. Wir haben hier schon so viele Projekte umgesetzt und es gibt nach wie vor Anfragen“, sagt Pelka. Aktuell liege eine Anfrage für ein Forschungsprojekt zur Vermarktung von Wildpflanzen der Universität Hohenheim vor. „Wenn wir nun damit rechnen müssen, nächstes Jahr hier runter zu müssen, können wir das nicht zusagen.“ Nun hoffen sie, dass die Stadtverwaltung noch einlenkt und das preisgekrönte Projekt noch ein bisschen fortbestehen kann.