Seit 15 Jahren bauen ein Dutzend Eisenbahnromantiker eine Dampflok aus dem Jahr 1923 wieder zusammen. Ihnen stand eine Halle der Firma Paule zur Verfügung, die nun allerdings abgerissen wird.

Obertürkheim - Der Förderverein zur Erhaltung von Lokomotiven der Maschinenfabrik Esslingen (FVME) hat im Laufe seiner 15-jährigen Vereinsgeschichte einige Kraftakte bewältigt. Mitte November stand jedoch der gewichtigste an. „Erst Ende September haben wir erfahren, dass wir uns eine neue Bleibe suchen müssen“, sagt Vereinsvorstand Hans-Thomas Schäfer. Seit 15 Jahren bot die Firma Paule dem Förderverein Unterschlupf in einer Halle auf dem Obertürkheimer Gelände. Dort konnten die Lok-Tüftler ihrer Leidenschaft nachgehen.

 

Ein Dutzend Ehrenamtliche um Vereinsvorstand Schäfer haben einen Traum: Sie wollen die letzte T3-Dampflokomotive der Maschinenfabrik Esslingen (ME) wieder in Gang setzen, einen wichtigen Teil württembergischer Industriegeschichte bewahren. Das Prachtstück mit der Bezeichnung ME 4092 aus dem Jahr 1923 erfüllte bis Mitte der Sechzigerjahre ihren Dienst als Werklok in Esslingen-Mettingen. Dann kam sie aufs Abstellgleis und rostete anschließend auf einem Spielplatz in Kornwestheim vor sich hin. Kinder turnten auf ihr herum und füllten Sand in Öffnungen.

Ein Stück Industriegeschichte erhalten

Das wertvolle Stück litt, bis der damalige Werkleiter des Mercedes-Motorenwerks Volker Stauch auf das Dampfross aufmerksam wurde. Sein Büro lag auf dem Gelände der Maschinenfabrik Esslingen. „Wieso erinnert nichts an diese Tradition?“, fragte er einmal seine Mitarbeiter. Die Idee war geboren: Gemeinsam wollen die Eisenbahnfans seitdem die Geschichte der Maschinenfabrik Esslingen pflegen, die ME 4092 retten und wieder zum Laufen bringen. „Eine Lebensaufgabe, da wir nur ein kleines Team sind, das sich einmal in der Woche trifft“, sagt Schäfer.

Bislang stand den Bastlern dafür eine Halle der Firma Paule zur Verfügung. Sie diente als Garage für den Kessel, den Lok-Rahmen sowie für viele Einzelteile und als Werkstatt zugleich. „Weil unser langjähriger Sponsor, die Firma Paule, seinen Traditionsstandort aber selbst wegen Kündigung räumen musste, mussten wir binnen acht Wochen andere Unterstellmöglichkeiten und den Umzug dorthin organisieren“, sagt Schäfer. Die Fortschritte der vergangenen 15 Jahre schienen in Gefahr.

Kessel in Weissach, Rahmen in Schorndorf

Doch dank der Unterstützung einiger Eisenbahnfreunde konnte der Förderverein auch diesen Kraftakt stemmen. Von 3. bis 22. November wurde die gesamte Halle geräumt. „Wir müssen uns nun allerdings auf drei Standorte aufteilen“, sagt Schäfer. Der schwere Kessel kam bei der Firma Fritz in Weissach unter. Kleinere Teile lagern an alter Stelle: Der Förderverein bekam einen Unterschlupf im Daimler-Werkteil Esslingen. Den Rahmen der Lokomotive durften die ME-Tüftler auf dem Gelände der DBK Historischen Bahn e.V. in Schorndorf abstellen. „Zugute gekommen ist uns dabei, dass der Kornwestheimer Gemeinderat Anfang des Jahres beschlossen hatte, dass er die Lokomotive, die er uns bis dahin als Dauerleihgabe überlassen hatte, nun dem Verein schenkte“, sagt Schäfer.

Die Herausforderungen sind durch den Auszug aus Obertürkheim nicht kleiner geworden. „Der neue Standort in Schorndorf bedeutet für viele unserer ehrenamtlich Aktiven einen erheblichen Umweg“, sagt Schäfer. Auf der anderen Seite hofft er, dass Mitglieder und Freunde des DBK Historischen Bahn-Vereins vielleicht Lust bekommen, an der alten ME-Lok mitzuschrauben. Schließlich soll die ME 4092 künftig auf der Schwäbischen Waldbahn zwischen Schorndorf und Welzheim verkehren. Bis dahin müssen die Männer um Schäfer allerdings noch einige hundert Stunden schrauben, schweißen und letztendlich Kessel, Rahmen und die restlichen Teile miteinander verheiraten.