Wegen der nächtlichen Ausgangssperre sind in Stuttgart weniger Autofahrer unterwegs – dadurch fallen Sünder noch schneller auf. Nicht alle rechnen damit.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Betrunkene Autofahrer haben sich am Wochenende Verfolgungsjagden mit der Polizei geliefert – kuriose Fälle, die in ruhigen Coronanächten mit Ausgangssperre natürlich besonders auffallen. Vor allem dann, wenn bei der Polizei ohnehin gerade eine größere Fahndung läuft.

 

Dass man während einer nächtlichen Ausgangssperre nicht auch noch mit gestohlenen Kennzeichen unterwegs sein sollte, hätte ein 33-Jähriger besser wissen können. Der ist am Samstag gegen 23.10 Uhr mit einem Kumpel in einem silberfarbenen Opel Astra unterwegs, als Polizeibeamte ihn auf der Neckartalstraße in Bad Cannstatt kontrollieren wollen. Der 33-Jährige versucht sein Heil in der Flucht – und rast in Richtung Münster davon. Die Flucht währt bis zur Aubrücke, wo die Opel-Insassen ihre Taktik ändern. Der Fahrer stoppt, und beide rennen davon. Während der Beifahrer entkommt, könnten die Polizisten den 33-Jährigen auf einem Feldweg festnehmen.

Pause nach der Fahndung? Nicht ganz...

Offenbar handelt es sich um einen unbelehrbaren Zeitgenossen: „Der Mann ist erst vor Kurzem aus der Haft entlassen worden, die er wegen Verkehrsdelikten verbüßt hat“, sagt die Polizeisprecherin Monika Ackermann. Nun ist er erneut alkoholisiert unterwegs, mit Werten über der absoluten Fahruntüchtigkeit – außerdem ohne Führerschein und mit einem Opel, dessen Besitzverhältnisse vorerst unklar sind. Ein Haftrichter schickt den 33-Jährigen am Sonntag in Untersuchungshaft. Die Ermittlungen zu seinem Beifahrer dauern an.

Noch kurioser wird es für eine Zivilwagen-Streife, die bei dieser Verfolgungsjagd in Münster nicht mehr gebraucht wird und gegen 23.40 Uhr zu ihrer Dienststelle zurückkehren will. Doch aus einer Pause wird nichts: Auf der Löwentorstraße überholt ein rasanter Mercedes-Fahrer ihr Dienstfahrzeug. „Mit überhöhter Geschwindigkeit und ausgerechnet in einem unübersichtlichen Kurvenbereich“, sagt die Polizeisprecherin Monika Ackermann. Es kommt zur nächsten Verfolgungsjagd.

In einem Gebüsch endet die Flucht

Der Mercedes-Fahrer ignoriert eine rote Ampel und biegt in den Hallschlag ab, vorbei am Römerkastell bis auf die Naststraße. Beim Abbiegen auf die Hartensteinstraße prallt der Wagen gegen eine Schranke. Der Fahrer gibt nicht auf und flüchtet zu Fuß.

Auf dem Weg zu einem Bolzplatz ist seine Flucht aber zu Ende: Die Beamten machen ihn in einem Gebüsch unter heftiger Gegenwehr dingfest. Der 24-Jährige hätte nicht nur wegen der Corona-Verordnung zu dieser Zeit nicht fahren fahren dürfen – er ist überdies mit über 1,2 Promille alkoholisiert. Der Mann wird angezeigt und auf freien Fuß gesetzt. Im Gegensatz zu dem Opel-Fahrer landet er aber nicht vor einem Haftrichter.

Fluchtwagen der Bankomat-Bomber bleibt verschwunden

Selbst wer mit triftigem Grund nach 20 Uhr unterwegs ist, muss derzeit stets mit gründlichen Kontrollen rechnen. „Auch wer beispielsweise eine Bescheinigung seines Arbeitgebers vorlegen kann, wird trotzdem genau unter die Lupe genommen“, sagt Polizeisprecherin Ackermann.

So auffällig die Autofahrer in ruhigen Coronanächten auch sind – manche Straftäter bleiben dennoch unentdeckt. Noch immer fehlt jede Spur von einer dunklen Limousine, die unbekannte Täter als Fluchtwagen benutzt haben, als sie am Freitag gegen 23.40 Uhr einen Bankomaten in der Mauserstraße in Feuerbach sprengten. Dabei war für die Täter die Gefahr groß, irgendwo Richtung Autobahn einer Streife aufzufallen.