Das Amtsgericht Leonberg verhängt zwei Jahre auf Bewährung gegen einen 39-jährigen. Er soll seine damalige Frau nach einem Streit zum Sex gezwungen haben.

Nach einem mehrtägigen Prozess mit bis zum Ende widerstreitenden Ansichten von Staatsanwaltschaft und Verteidigung hat das Amtsgericht Leonberg einen 39-jährigen Mann zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe wegen der Vergewaltigung seiner Ex-Frau verurteilt. Das Schöffengericht sah es als erwiesen an, dass der Mann Anfang Februar 2020 nach einem Streit wegen eines Deutsch-Sprachkurses gegen den Willen seiner damaligen Frau Geschlechtsverkehr mit ihr hatte. Dabei soll er die Worte „Noch ein Pieps und ich bringe dich um“ geäußert haben.

 

Ehe zwischen Landsleute steht unter keinem guten Stern

Der 39-Jährige hatte dies am ersten Verhandlungstag vehement von sich gewiesen und die Anzeige als Racheakt einer enttäuschten Ex-Ehefrau dargestellt. Er war wegen des Krieges aus dem Kosovo nach Polen geflohen und lebte dort 15 Jahre lang mit einer Polin und ihrem Kind. Man lebte sich auseinander, nachdem er aus wirtschaftlichen Gründen 2018 nach Deutschland gegangen war. Dort beschloss er dann, mit einer Landsfrau einen Neuanfang zu machen. Nach ein paar Tagen des Zusammenlebens beschlossen sie zu heiraten. Die Ehe stand jedoch von Anfang an unter keinem guten Stern. Die Frau beschwerte sich über die gemeinsame Wohnung in Leonberg, die ihr zu klein und zu billig vorkam. Zudem warf sie dem Angeklagten mehrfach vor, er habe eine Geliebte.

Nach dessen Version kam es in der Tatnacht zum einvernehmlichen Sex zwischen beiden. Der 39-Jährige hatte erklärt, es sei am Vorabend erneut zu einer Eifersuchtsszene gekommen, worauf er ihr angedroht habe, sie aus der Wohnung zu werfen. Als die Frau dann in der Nacht zu ihm ins Bett gekrochen sei, habe er vermutet, dies sei ein Versöhnungsangebot. „Ich hatte den Eindruck, dass ihr der Sex in dieser Nacht gefallen hat“, sagte der 39-Jährige.

Staatsanwaltschaft legt Berufung gegen Urteil ein

Der Angeklagte hatte weiter ausgeführt, dass seine Ex-Frau am nächsten Morgen Migräne gehabt habe und schlechter Stimmung gewesen sei. Sie habe auf einen Intensiv-Deutschkurs in Stuttgart bestanden, er habe jedoch auf einen preiswerteren Kurs in Leonberg hingewiesen. Darauf habe sie ihn beschimpft, sie schäme sich vor ihren Freundinnen, wenn sie „so einen Kurs in so einem Kaff“ machen müsse. Sie habe ihm sogar gedroht, dass er es bereuen werde, wenn er ihr diesen Wunsch nicht erfülle.

Nachdem sie ihn wegen Vergewaltigung angezeigt hatte, hätten ihn zwei Polizisten aus seiner Wohnung verwiesen. Dies sei für ihn der letzte Mosaikstein für die Scheidung gewesen, zu der es auch im August 2020 im Kosovo gekommen sei.

Die Staatsanwaltschaft, die eine zweieinhalbjährige Haftstrafe gefordert hatte, hat gegen das Urteil Berufung eingelegt. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert.