Der Prozess um einen mutmaßlichen Supermarkterpresser beginnt mit einer Überraschung – nämlich gar nicht. Der Angeklagte erscheint nicht vor Gericht.

Ravensburg - Der Prozess um vergiftete Babynahrung ist am Montag wegen eines Suizidversuchs des Angeklagten vertagt worden. Der Mann sei bei einer Morgenkontrolle in der Justizvollzugsanstalt mit Schnittwunden am Unterarm gefunden worden und vorerst nicht verhandlungsfähig, hieß es zum Auftakt vor dem Landgericht Ravensburg.

 

„Es steht auch im Raum, dass Schlafmittel genommen worden sind“, sagte der Vorsitzende Richter unter Berufung auf den Anstaltsarzt weiter. Auch manipulative Absichten des 54-Jährigen könnten den Angaben zufolge dahinterstecken. Der Mann soll versucht haben, verschiedene Supermärkte zu erpressen

Angeklagter ist nicht verhandlungsfähig

Nachdem der Prozessauftakt wegen des Vorfalls am Morgen aufgeschoben worden war, war eine weitere medizinische Untersuchung für die Mittagszeit anberaumt worden. Der mutmaßliche Supermarkterpresser sei außer Lebensgefahr, aber nicht verhandlungsfähig, hieß es dann wenig später. Der Prozess soll nun am 8. Oktober beginnen. Ein Sprecher des Landgerichts erklärte, der Verletzte befindet sich in medizinischer Behandlung im Gefängnis. „Dort wird auch entschieden, wie und wo er weiter ärztlich betreut wird.“

Dem mutmaßlichen Supermarkterpresser werden nach Angaben des Gerichts versuchter Mord in fünf Fällen, versuchte besonders schwere räuberische Erpressung in sieben Fällen und gemeingefährliche Vergiftung vorgeworfen. Der Mann hatte nach seiner Festnahme im Herbst 2017 zugegeben, den Giftstoff Ethylenglykol in fünf Gläser mit Babynahrung gemischt und in Geschäften in Friedrichshafen am Bodensee platziert zu haben. Um 11,75 Millionen Euro zu erpressen, drohte er, 20 weitere vergiftete Lebensmittel in Umlauf zu bringen.