Der Bienenforscher Hans Gross machte den Test mit Honigbienen

 

„In der Natur ist dieses rasche Erfassen kleiner Mengen unter Umständen lebenswichtig“, erklärt Hans Gross am Beispiel von Steinzeitmenschen: Stehen diese auf den Savannen Afrikas plötzlich einer Gruppe Löwen gegenüber, müssen sie blitzschnell entscheiden. Gegen ein oder zwei Raubtiere hat man vielleicht eine Chance. Stehen aber vier oder mehr Großkatzen gegen einen, ist vielleicht das Erklimmen eines nahen Baumes die bessere Alternative. Mehr als vier Objekte braucht man also nicht genau abzuschätzen.

Ähnlich geht es auch einem Vogel, der auf einen Blick sieht, ob noch vier Eier im Nest liegen oder ob das Eichhörnchen vielleicht einen Teil des werdenden Nachwuchses geholt hat. Fehlen Eier, legt sie der Vogel möglicherweise nach. Ein Schimpanse interessiert sich dafür, ob an einem dünnen Ast nur drei Früchte hängen und er daher den riskanten Versuch besser abbricht, sich zu ihnen zu hangeln. Hängen am nächsten Ast nämlich vier oder mehr Früchte, lohnt sich das Unternehmen dort viel eher.

Nun hat ein Schimpanse rund 20 Milliarden Nervenzellen im Gehirn und entsprechend große Kapazitäten zum Schätzen kleiner Mengen. Hans Gross interessierte sich daher brennend dafür, ob eine Honigbiene mit nur einer Million Nervenzellen im Denkorgan ähnlich schätzt. Gemeinsam mit seinem Würzburger Kollegen Jürgen Tautz und Forschern der Universität in Canberra in Australien dachte er sich daher einen Test für die Insekten aus.