Pro Sieben Sat 1 darf nach dem Kauf des Vergleichsportals Verivox nicht der Versuchung erliegen, dessen Angebot zu eng mit den Aktivitäten des Senders zu verknüpfen. Das gilt insbesondere für die journalistischen Inhalte, kommentiert der StZ-Wirtschaftsredakteur Andreas Geldner.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Das Mediengeschäft verändert sich, das gilt für Verlage, aber auch für Fernsehsender. Immer schwieriger wird das Geschäft mit Inhalten – und immer stärker ist es notwendig, das Angebot zu diversifizieren. Erfolgreiche Internetportale wie Verivox sind deshalb nicht nur für Pro Sieben Sat 1 ein interessantes Übernahmeobjekt, auch wenn der Konkurrenzkampf auf diesem Feld hart ist. Der Springer-Konzern beispielsweise hat in das Vergleichsportal Idealo investiert.

 

Es gilt hier, auch strategisch dem Zugriff mächtiger US-Anbieter wie Google zuvorzukommen. Gleichzeitig verwischt aber die Grenze zwischen journalistischen Angebote und Servicedienstleistungen. Vergleichsportale wandeln auf einem schmalen Grat. Einerseits müssen die Verbraucher bei ihnen darauf vertrauen, dass sie Angebote objektiv bewerten. Andererseits leben die Anbieter etwa davon, dass Firmen sich in einem separaten Werbeblock prominent platzieren lassen oder in Kooperation mit den Portalen Rabatt- oder Vorzugsaktionen veranstalten. Und vor allem finanzieren sich Vergleichsportale durch Provisionen bei Vertragsabschlüssen. Veri-vox wurde, das sei der Fairness halber erwähnt, Anfang Juni durch das Bundeskartellamt übrigens vom Vorwurf freigesprochen, dass man bei Strompreisvergleichen mit einigen Anbietern gekungelt habe.

Doch was passiert, wenn die Ergebnisse in journalistische Inhalte eingebunden werden, etwa als zusätzliches Serviceangebot im Rahmen eines Artikels oder begleitend zu einer Fernsehsendung? Werden wirklich alle potenziellen Angebote gelistet oder bedeuten die für den Verbraucher oft intransparenten Kooperationen und Deals einen unsichtbaren Filter? Konflikte zwischen Werbung und journalistischer Unabhängigkeit hat es bei Medien schon immer gegeben. Doch die Integrität eines Vergleichsportals ist ein besonders heikles Gut. Mit Werbedeals im Fernsehen darf Pro Sieben Sat 1 also das Geschäft von Verivox auf keinen Fall vermischen.