Das Maikäferfest mit verkaufsoffenem Sonntag ist einer der Höhepunkte im Veranstaltungskalender in Fellbach. Doch die Lücken auf der langen Bummelmeile sind größer geworden. Wie soll angesichts der Lage reagiert werden?

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Das Maikäferfest ist einer der großen Magneten: Der verkaufsoffene Sonntag zieht Tausende nach Fellbach – auch beim Neustart nach der Coronapause im vergangenen Jahr strömten Tausende in die Stadt. Dieses Jahr steigt das Fest am Sonntag, 7. Mai. Einheimischen und Gästen wird von 12.30 bis 17.30 Uhr von Fellbacher Händlern, Gastronomen und Vereinen sowie dem Stadtmarketing ein buntes Programm geboten. Dabei wird Fellbach vom Bahnhof bis zum Rathaus-Carrée zu einer großen, autofreien Fußgängerzone.

 

Fellbacher Einkaufsmeile ist in etwa so lang wie die Königstraße

Doch die Händler machen sich Gedanken: Aufgrund des Strukturwandels, den die Bahnhofstraße wie viele andere Einkaufsstraßen erlebt, stellen sie immer größere Lücken auf der langen Aktionsmeile fest. Schließlich ist die Fellbacher Flaniermeile in etwa so lang wie die Stuttgarter Königstraße. Es werde jedoch immer schwieriger, diese lange Strecke gut zu bespielen, so die Sorgen verschiedener Händler.

Was kann also getan werden? „Natürlich müssen wir schauen, dass das Maikäferfest für die Besucher von außerhalb attraktiv bleibt“, sagt Simone Schmid von der K & M Confiserie in der Fellbacher Bahnhofstraße. Auch sie selbst beobachte die Lücken in der Bummelmeile mit Sorge. Manchen Inhabern fehle vielleicht das Personal, um mitzumachen. Zudem erlebe der Einzelhandel gerade angespannte Zeiten.

Der Handel sei gebeutelt von zwei Jahren Coronapandemie und den verschiedensten Auflagen. Nun belasten die Folgen des Ukrainekrieges mit hohen Energiepreisen und allgemeiner Kaufzurückhaltung. „Vielleicht wäre es gut, weitere Firmen und Betriebe aus der Nachbarschaft fürs Mitmachen zu gewinnen“, sagt Simone Schmid. Die Confiserie-Chefin hat die Maikäfer schon im Laden, alle in der Schokovariante, damit sie beim Fest gut bestückt ist.

Wird die Meile kürzer?

Eine Idee, die ebenso zur Diskussion gestellt wird, ist die Meile etwas zu verkürzen. Bei einem After-Work-Treffen der Mitglieder der Werbegemeinschaft nördliche Bahnhofstraße wurde das Thema kürzlich schon ergebnisoffen diskutiert. Ideen, um noch mehr Teilnehmer zu bekommen und für die Besuchern ein attraktives Erscheinungsbild zu bieten, seien gefragt. „Es muss was draußen passieren“, sagt Herrenausstatter Stefan Lutz. Das heißt, aus seiner Sicht ist es wichtig, dass vor dem Geschäft eine Aktion geboten wird. Eine Möglichkeit sei es etwa Kooperationspartner mit ins Boot zu holen. Vor seinem Geschäft wird die Tour Ginkgo mit einer Aktion präsent sein. Die Tour rollt durch den süddeutschen Raum und sammelt bei ihren Stopps an den verschiedensten Stationen Spenden zu Gunsten schwerkranker Kinder. Eine Verkürzung der Meile hält er jedoch für schwierig. „Wie soll die Sperrung der Straße gehandhabt werden und wie können sich die Betriebe, die dann nicht mehr in der verkürzten Meile liegen, präsentieren?“, fragt er.

Aus Sicht von Kerstin Barth, Inhaberin des Hygge-Ladens, ist es wichtig, sich vorab gut abzusprechen. Zweimal das Angebot von Langos nahe beieinander sei eher nicht zielführend. Für sie stelle sich auch die Frage, ob man die Gebühren für Auswärtige absenken könne, um die Teilnahme attraktiver zu machen. Stadtmarketingmitglieder zahlen 50 Euro, nichtansässige Unternehmen, die kein Stadtmarketing-Mitglied sind, müssen 150 Euro auf den Tisch legen. Auch Kerstin Barth setzt auf Aktionen. Sie lädt Tanja Klitzner, von der sie in Handarbeit hergestellte Objekte im Laden hat, zum Maikäferfest ein.

Verschiedene Veranstaltungsformate kommen auf den Prüfstand

„Wir werden das Maikäferfest, aber auch alle andere Formate auf den Prüfstand stellen“, sagt Bastian Engelhaus. Er verstärkt seit Kurzem das Fellbacher Stadtmarketing mit einer vollen Stelle. Zusammen mit Einzelhandelskoordinator Julian Deifel und weiteren Akteuren des Stadtmarketings sei im April eine Klausurtagung geplant, um die Konzepte der verschiedenen Veranstaltungen zu überdenken. Für das Maikäferfest in diesem Jahr seien grundlegende Änderungen aber aufgrund der knappen Zeit nun nicht mehr umsetzbar.

Und wie sieht es in der Nachbarschaft in Winnenden aus? „Unsere beiden Konzepte für die verkaufsoffene Sonntage im Mai und Oktober haben sich bewährt und werden von unseren Innenstadtakteuren wie auch von den Besuchern bestens angenommen“, teilt Timm Hettich, Geschäftsführer des Vereins Attraktives Winnenden, mit. Der Sonntag im Mai namens „Winnender Wonnetag“ habe jährlich wechselnde Konzeptionen – 2023 stehe er unter dem Motto „Winnenden grünt“. Da veranstalte man einen Markt mit dem Fokus auf Gartengestaltung, Pflanzen und Blumen gepaart mit thematisch passenden Kinderaktionen wie einer Kinderkräutergärtnerei, grüner Mobilität und weiteren Aktionen. Der verkaufsoffene Sonntag im Herbst greife ein herbstliches Motto auf.

Winnenden hat eine kompakte Innenstadt mit Fußgängerzone

Die räumliche Lage ist jedoch in Winnenden auch ganz anders als in Fellbach. „Wir haben den Vorteil, dass unsere Innenstadt sehr kompakt ist und wir die Fußgängerzone im Gesamten mit Aktionen und Ständen bespielen können, sodass in der Regel alle Einzelhändler und Gastronomen mitmachen“, sagt Hettich.

Es werde bei den Innenstadtakteuren lediglich eine freiwillige Werbeumlage erhoben. „Einzelne Läden bieten auch Aktionen an, die Mehrheit konzentriert sich aber auf das Kerngeschäft und öffnet die Ladenfläche“, so Hettich. Straßensperrungen sind im Gegensatz zu Fellbach nicht nötig, „da sich unsere verkaufsoffenen Sonntage in der Fußgängerzone abspielen“, so Hettich.