Ist eine Großveranstaltung an der Messe in Stuttgart, heißt das für Anwohner in den Ortschaften drumherum nichts Gutes. Sind die Parkgebühren für Besucher zu teuer?

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Am vergangenen Wochenende war Hochzeitsmesse auf den Fildern. Auf der „Wir heiraten“ haben sich Paare von Trends rund um einen der schönsten Tage im Leben inspirieren lassen. Für die Menschen, die in den Ortschaften rund um die Messe wohnen, kann so ein Wochenende bedeuten: zugeparkte Straßenränder. Fluggäste und Messegänger weichen mit Vorliebe auf die Wohnstraßen in der Umgebung aus.

 

Was die Städte gegen Wildparker tun

In Leinfelden-Echterdingen gelten neuerdings andere Regeln. Es gibt jetzt ausgewiesene Zonen, in denen man sein Auto nicht mehr gratis los wird. Dafür sind mehr Kontrolleure eingestellt worden. Notfalls kann auch abgeschleppt werden. Anwohner zu schützen, ist auch auf Stuttgarter Seite ein großes Thema. Für Plieningen beispielsweise wird derzeit über ein Parkraummanagement nachgedacht. Auch in anderen Filderbezirken ist das im Gespräch. Auf dem Fasanenhof beispielsweise machen sich die Leute Gedanken, wie alles werden soll, wenn die Stadtbahn von dort zum Flughafen pendelt.

Ein Mann aus Filderstadt hat unserer Zeitung einen Schriftwechsel mit der Landesmesse zukommen lassen, seinen Namen möchte er nicht in der Zeitung lesen. „Wenn die Messe Stuttgart Publikumsveranstaltungen an Land zieht, hat sie die Aufgabe und Verpflichtung, auf das Umfeld Rücksicht zu nehmen“, schreibt er. Die „Belästigung“ müsse sich in Grenzen halten. In seiner E-Mail bittet er die Messe, ihren Besuchern Parkplätze anzubieten, die diese auch bezahlen. Seiner Ansicht nach sind die Preise bei Publikumsmessen viel zu hoch. Weshalb all die Sparfüchse auf die angrenzenden Ortschaften ausweichen würden. Er bittet die Messe, ihre Preise zu überdenken und vergleicht sie mit denen der Messe in München.

Parken in Stuttgart und in München

Am Flughafen und an der Messe Stuttgart gibt es mehr als 15 000 Parkplätze, wie ein Messesprecher mitteilt. Während der CMT habe die Messe 7300 Parkplätze direkt auf dem Messegelände zur Verfügung gestellt. Bei Publikumsmessen fänden Besucher Parkplätze zum ermäßigten Tarif von 9,50 Euro für neun Stunden. Zum Vergleich in München: Bei Fachmessen liegen die Gebühren nach Auskunft eines Sprechers bei zwölf Euro am Tag im Parkhaus, bei zehn Euro auf dem Freigelände. Bei Publikumsmessen fallen am Tag zehn Euro im Parkhaus und acht Euro auf der Freifläche an, nachmittags liege der Tarif bei sechs Euro im Parkhaus und fünf Euro unter freiem Himmel.

Die Messe Stuttgart entgegnet, man könne die Standorte nicht vergleichen. Die Stuttgarter Messe befände sich im Ballungsraum, die in München auf der „grünen Wiese“, wie ein Sprecher an den Filderstädter schreibt. Und auch die Messe München will sich nicht mit Stuttgart verglichen wissen. Man habe eben eine andere Preispolitik, sagt ein Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung. Ob vergleichbar oder nicht – dem Mann aus Filderstadt, der vor geraumer Zeit den Schriftverkehr mit der Messe hatte, schweben eh noch niedrigere Preise vor. Er wirbt für fünf oder gar zwei Euro, damit auch wirklich kein Besucher mehr ins Grübeln gerät.

Was die Messe gegen Wildparker tut

Der Stuttgarter Messesprecher weist darauf hin, dass die Parkhäuser an Messe/Flughafen von der Firma Apcoa betrieben würden. Und die würde die Preise festlegen. Doch was im Handlungsspielraum der Messe selbst liege, werde getan. So versuche man, den Besuchern die Fahrt mit dem Nahverkehr schmackhaft zu machen. Im Eintrittsticket ist der Bus- und Bahnfahrschein gleich drin. Die Kombitickets bekommt man im Online-Shop der Messe, es gibt sie aber auch bei Easy-Ticket, Toto-Lotto-Verkaufsstellen im VVS-Gebiet und an VVS-Automaten.

Und wenn dann doch jemand meint, dass er mit dem Auto gratis davon kommt, und einen Feldweg ansteuert, dem versuche man beizukommen, erklärt der Messesprecher. Bei hochfrequentierten Messen würden Feldwege von vornherein abgesperrt werden und Parksünder umgehend den Behörden gemeldet. Ende November werden diese Abwehrmechanismen das nächste Mal auf die Probe gestellt, denn dann rollt sie mutmaßlich wieder heran: die Besucherwelle auf den Fildern. Dann gibt es viel zu schauen, weil viele Messen gleichzeitig einladen: „Spielemesse“, „Kreativ“, „Modell und Technik“, „Familie und Heim“ und wie sie alle heißen.

Wie Airport und Messe kooperieren

Die Firma Apcoa betreibt in Stuttgart am Flughafen und an der Messe nach eigenen Angaben 19 Parkhäuser und Parkplätze. Die fünf Parkhäuser und sechs Parkplätze am Flughafen seien immer geöffnet, so ein Sprecher für Apcoa. Die vier Parkhäuser und zwei Parkplätze an der Messe seien wiederum in aller Regel nur zu Messezeiten geöffnet. In Zeiten, in denen mit vielen Autos am Flughafen gerechnet werde, würden aber durchaus auch Messeparkhäuser geöffnet.

Dass es indes keine geregelte Kooperation zwischen Flughafen, Messe und den umliegenden Gemeinden gibt, war im September Thema im Technischen Ausschuss von Leinfelden-Echterdingen. Mehrere Stadträte hatten diesen Zustand kritisiert.