Tempo 30 statt 50 wird es in der Ludwigsburger Straße in Oeffingen nicht so einfach geben. Die Stadtverwaltung nimmt gleichwohl die Sorgen von Anwohnern ernst – und hat Ideen, wie gefährliche Situationen entschärft werden könnten.

Oeffingen - Es tut sich etwas in der Ludwigsburger Straße in Oeffingen. Einem durchaus in angenehmer Atmosphäre über die Bühne gegangenen Vorort-Termin Anfang Oktober folgte jetzt eine weitere Zusammenkunft, diesmal im Kellergewölbe des Schlössles in der Oeffinger Ortsmitte. Beide Male ging es um die Sorgen und Nöte der Anwohner im Nordosten des nördlichen Fellbacher Stadtteils. Und beide Male wirkten die Beteiligten recht zufrieden.

 

In diesem Abschnitt der Oeffinger Ortsdurchfahrt gibt es keinen Unfallschwerpunkt

Dies zeigte sich jetzt im Anschluss an das Treffen beispielsweise an Aussagen wie dieser: „Wir fühlen uns mit unseren Anliegen wirklich ernst genommen“, so hieß es gleich mehrmals von den Beteiligten nach dem Meinungsaustausch. Zu Gast im Untergeschoss des Schlössle hatten der Erste Bürgermeister Johannes Berner und Peter Bigalk, Leiter des Amts für öffentliche Ordnung, die Anlieger informiert, welche Möglichkeiten die Verwaltung sieht, die Verkehrssituation in der Straße und an der abknickenden Vorfahrt zu verbessern. Eine wichtige Grundlage der Diskussion: In diesem Abschnitt der Oeffinger Ortsdurchfahrt gibt es keinen Unfallschwerpunkt. Auch wird dort nicht unbedingt gerast. „85 Prozent der Autofahrer fahren unter 45 km/h“, berichtete Peter Bigalk von aktuellen Geschwindigkeitsmessungen. Dennoch kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen. Eine heikle Erfahrung war es auch, die die Nachbarn zu ihrem Vorstoß in Richtung Rathaus motiviert hatte: Im Juli war eine Seniorin auf dem Fußgängerweg auf Höhe der abknickenden Vorfahrt von der Hegnacher Straße in die Ludwigsburger Straße von einem Autofahrer erfasst und schwer verletzt worden.

So war ein Mähdrescher zu beobachten, der einem entgegenkommenden Lastwagen ausweichen musste

Dies nahmen die Anlieger zum Anlass, in einem Brief an die Stadtverwaltung auf die ihrer Ansicht nach „dramatische Verkehrssituation“ aufmerksam zu machen. Beim Ortstermin Anfang Oktober brachten die Bürger verschiedene Verbesserungsvorschläge ins Gespräch. „Wir haben damals in der Tat gesehen, um was es Ihnen geht“, sagte Johannes Berner jetzt bei der zweiten Gesprächsrunde.

So war ein Mähdrescher zu beobachten, der einem entgegenkommenden Lastwagen ausweichen musste. Noch öfter sind es Autofahrer, die an Engstellen bei Gegenverkehr immer wieder den Gehweg auf der Ostseite mit nutzen, auch ohne Rücksicht auf Fußgänger. „Die Verkehrsmoral lässt immer mehr zu wünschen übrig“, bedauerte Johannes Berner. Um diesem Dilemma Abhilfe zu verschaffen, sollen nun weitere Sperrpfosten auf den Gehwegen das Überfahren verhindern. Ein weiterer Kritikpunkt der Anwohner war der Fußgängerüberweg an der abknickenden Vorfahrt. Hier haben die Stadtwerke Fellbach mittlerweile die Ausleuchtung des Zebrastreifens verbessert.

Von zusätzlichen gelben Blinkleuchten raten auch die Verkehrsexperten des Polizeipräsidiums Aalen, das für Fellbach zuständig ist, ab. Solche Gelbblinker sind gedacht für Überwege, die von Autofahrern erst spät wahrgenommen werden können. Doch ist der Überweg über die Ludwigsburger Straße aus beiden Fahrtrichtungen eigentlich gut wahrnehmbar. Um die Sicht auf den Überweg noch weiter zu verbessern, schlug die Stadtverwaltung vor, die auf der Ostseite unmittelbar angrenzenden öffentlichen Parkplätze teilweise aufzuheben. Von den bisher drei Parkplätzen soll einer erhalten werden – auch als wirksame Maßnahme zur Verringerung der Durchfahrtsgeschwindigkeit.

Ein Lärmaktionsplan braucht dann auch die Zustimmung des Regierungspräsidiums Stuttgart

Das Maßnahmenpaket wird nun noch in den nächsten Wochen dem zuständigen Bau- und Verkehrsausschuss sowie dem Fellbacher Gemeinderat vorgestellt. „Wir müssen sehen, wie sich die einzelnen Maßnahmen auswirken und können bei Bedarf in Zukunft nachjustieren“, meinte Johannes Berner. Ein probates Mittel zur Verbesserung der Verkehrssituation und Wunsch der Anlieger wäre die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 auf 30 Stundenkilometer. Doch sei dies in einer solchen Ortsdurchfahrt nicht ohne Weiteres möglich, erklärten der Erste Bürgermeister und der Ordnungsamtsleiter. Die Straßenverkehrsordnung legt die Regelgeschwindigkeit auf solchen Straßen auf Tempo 50 fest. Davon darf nur unter bestimmten Voraussetzungen abgewichen werden. Diese liegen in Oeffingen nicht vor, auch wenn der Fußgängerüberweg auf einem Schulweg liegt.

Allerdings erarbeite die Stadtverwaltung derzeit einen Verkehrslärmaktionsplan, erklärte Johannes Berner. Dann könnte Tempo 30 auch in der Ludwigsburger Straße ein Thema werden. Ein Lärmaktionsplan ist allerdings eine hochkomplexe Angelegenheit. „Wir brauchen eine Lösung aus einem Guss. Einen Flickenteppich unterschiedlicher Geschwindigkeiten im Verlauf der Ortsdurchfahrt wollen wir vermeiden“, stellte der Erste Bürgermeister fest. Ein Lärmaktionsplan braucht dann auch die Zustimmung des Regierungspräsidiums Stuttgart. „Wir müssen vorgesehene Maßnahmen genau und nachvollziehbar begründen können“, erklärte Berner.