Die CDU im Bezirksbeirat Mitte sieht in einer Verkehrsberuhigung der Dorotheenstraße und einem Abbau von Stellplätzen eine Gefahr für die Stuttgarter Markthalle.

S-Mitte - Die CDU im Bezirksbeirat Mitte sorgt sich um die Stuttgarter Markthalle. Klaus Wenk warnte davor, dass ein „Kulturgut“ Schaden nehmen könnte, weil die Verwaltung Stellplätze vor der Markthalle abbauen will. Er argumentiert dabei ähnlich wie der Handelsverband Baden-Württemberg in seiner Kritik an den Plänen von Oberbürgermeister Fritz Kuhn für eine autofreie Innenstadt.

 

Der Verband befürchtet ein verödetes Geschäftsumfeld für den Einzelhandel und das Gewerbe, wenn das Zentrum Stuttgarts nicht mehr mit dem Auto zu erreichen ist. Die CDU im Bezirksbeirat Mitte erklärt, dass gerade ältere Kunden darauf angewiesen seien, die Markthalle mit dem Auto anfahren und in der Nähe Parkplätze finden zu können. Der Einkaufsstätte drohten deshalb Umsatzeinbußen, befürchten die Christdemokraten.

Marktbeschicker halten sich zurück

Hans Eisele von Märkte Stuttgart hielt sich dagegen mit düsteren Szenarien zurück. Es gebe in Hinsicht auf die geplante Verkehrsberuhigung der Dorotheenstraße in einigen Dingen unterschiedliche Ansichten zwischen Marktbeschickern und der Verwaltung, sagte Eisele. „Wir sind aber in enger Abstimmung gerade in Punkten, bei denen wir Bedenken haben“, betonte er.

Einige Marktbeschicker waren auch persönlich in der Sitzung erschienen und saßen im Publikum. Trotz wiederholter Bitten von Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle ergriff allerdings keiner von ihnen das Wort während der Sitzung, um die Stimmung unter den Standbetreibern zu schildern.

Innenstadt soll autofrei sein

Rainer Wallisch und Veronika Fuchshuber von der Verwaltung erläuterten den Bezirksbeiräten das Vorgehen der Stadt bei der anvisierten Verkehrsberuhigung. Das Projekt autofreie Eberhardstraße ist ein Teil der Bestrebungen, Kraftfahrzeuge bis 2030 aus der Stuttgarter Innenstadt zu bannen. Der Gemeinderat hatte vor zwei Jahren beschlossen, eine Fußgängerzone innerhalb des Cityrings auszuweiten und öffentliche Parkplätze zurückzubauen.

Eine Umsetzung der Verkehrsberuhigung an der Dorotheenstraße soll laut Veronika Fuchshuber in drei Stufen bis 2023 realisiert werden. Im kommenden Jahr will die Stadt 40 Kurzzeitparkplätze abbauen. 56 Kurzzeitparkplätze sollen insgesamt bis 2023 entfallen sowie 27 Stellplätze hinter einer Schranke.

Diese sollen unter anderem mit Pflanzentrögen möbliert werden, damit das Halteverbot auch respektiert wird, erklärt Wallisch. Auf dem Abschnitt zwischen Münz- und Holzstraße soll für den Lieferverkehr eine Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern gelten. „Für die dritte Ausbauphase ist zu überlegen, auch vor der Markthalle und bereits in der Münzstraße Tempo 20 einzurichten“, erklärt Fuchshuber.

CDU kritisiert Tempovorgaben

Die CDU äußert daran Kritik und verweist auf Tempo 30 an anderen Abschnitten der Dorotheenstraße. Nach den Worten von Rainer Wallisch sei eine Mischgeschwindigkeit auch für die Verwaltung kein Traum. Er verweist auf die Touristenbusse, die an der Münzstraße halten. Aufgrund des Busstopps könnte an dem Abschnitt keine Fußgängerzone eingerichtet werden. Tempo 20 sei also das Maximum an möglicher Verkehrsberuhigung, so lange keine alternative Haltestelle gefunden ist, erläutert der Stadtplaner.

Die Christdemokraten äußerten ihre Ablehnung auch in einem weiteren Punkt. Klaus Wenk monierte, dass die Pläne einen Abbau vieler Behindertenparkplätze bedeuten würden. Die Vertreter der Stadtverwaltung betonten, dass derzeit noch nicht klar sei, ob und in welchem Ausmaß Behindertenparkplätze entfallen könnten. Im Falle einer Reduzierung sei aber nicht an einen unmittelbaren Ersatz gedacht, heißt es von der Verwaltung. Jutta Pagel-Steidl, die Geschäftsführerin des Landesverbands für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderungen (LVKM), sieht einen ersatzlosen Abbau von Behindertenparkplätzen kritisch. Sie verweist darauf, dass manche Menschen mit Gehbehinderung den öffentlichen Nahverkehr nicht nutzen könnten.

Verband wünscht Ausnahmen

Bei den Überlegungen zu einer autofreien Innenstadt müssten die Bedürfnisse von Behinderten mitbedacht werden, fordert Pagel-Steidl. Sie wünscht sich Ausnahmeregelungen etwa für Fahrdienste, die Behinderte transportieren. „Vielleicht wären auch barrierefreie Shuttle in eine autofreie Innenstadt von Park-and-Ride-Parkplätzen aus denkbar“, sagte die Vorsitzende des LVKM.