Radschutzstreifen an der Reutlinger Straße in Sielmingen sollen Zweiradfahrer schützen. Eine Bürgerinitiative bezweifelt allerdings den Nutzen, während die Stadt vom Konzept überzeugt ist.

Lokalsport: Patrick Steinle (pst)

Fährt man derzeit an der Reutlinger Straße in Filderstadt-Sielmingen entlang, sieht man einige gelbe Plakate. „Lärm macht krank“, „Durchgangsverkehr raus“ oder „Sicherheit für Radfahrer“ sind nur beispielhafte Parolen. Doch sie stehen dafür, was die Bürgerinitiative Verkehrsentlastung Sielmingen (BVS) fordert. Bei der BVS ist nämlich der Unmut über die im Herbst vergangenen Jahres angebrachten Radschutzstreifen groß.

 

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„Die Radschutzstreifen sind völlig unsicher, fast schon gefährlich“, sagt BVS-Sprecher Andreas Gehrung. Zwar gibt es Markierungen, die den Schutzbereich der Fahrradfahrer kennzeichnen, dennoch sei der Autoverkehr zu nah an den Radlern dran, so seine Meinung. Hinzu komme, dass Ausfräsungen und Unebenheiten im Fahrbahnbelag das Fahren erschweren. Seit Jahren kämpft die Bürgerinitiative für weniger Verkehr an der Reutlinger Straße, die von vielen als Abkürzung zwischen B27 und A8 genutzt wird. Nach dem Ausbau der Autobahn-Anschlussstelle Esslingen sei das Verkehrsaufkommen in Sielmingen noch einmal gestiegen, nimmt Gehrung wahr. Etwas veralteten Daten zufolge fahren mehr als 13 000 Fahrzeuge am Tag auf der Straße, der BVS-Sprecher geht mittlerweile von noch mehr aus, ohne sich auf Zahlen stützen zu können.

Parkverbot an der Reutlinger Straße

Eines ist jedoch klar: Fahrradfahrer müssen an besagter Stelle mit einigen Fahrzeugen klarkommen, darunter nicht wenige Lastwagen. „Es muss sein, dass die schwächsten Verkehrsteilnehmer Sicherheit haben“, so Gehrung, der dies mit den Radschutzstreifen nicht gegeben sieht. Denn, „weil es keine Hindernisse mehr gibt, fließt der Verkehr wie Wasser: schnell und flüssig“. Im Zuge der Anbringung der Schutzstreifen wurde ein Parkverbot an der Reutlinger Straße verhängt, am Straßenrand parkende Autos sind somit passé.

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Zuvor fuhren die Radfahrer auf dem Fußgängerweg. Gehrung findet: „Man hätte da nach einer anderen Lösung suchen müssen.“ Laut Jan-Stefan Blessing, dem Leiter des Ordnungsamtes, war dies jedoch die richtige Entscheidung. „So wie es war, galt es als besonders gefährlich“, sagt er. Einfahrten und der gegenseitige Verkehr erhöhten Studien zufolge wohl das Unfallrisiko. Die Radschutzstreifen seien hingegen auf dem neuesten Stand der Technik und „bringen durch die Markierungen einen Schutzraum“.

Stadt sieht kein höheres Risiko für Radler

Dieses Konzept werde auch an anderen Stellen Filderstadts angewendet, beispielsweise an der B312 in Bernhausen. Die dortige Unfalllage lasse nicht auf ein höheres Gefahrenrisiko schließen, so Blessing. Dennoch könne er verstehen, dass es Unsicherheiten bei den Zweiradfahrern auslöst. Sicher seien die Streifen aber zweifellos, solange eine Bedingung erfüllt werde: „Alle Verkehrsteilnehmer müssen sich an die Regeln halten.“

Änderungen am Konzept soll es nicht geben, die Stadt sei von den Radschutzstreifen überzeugt. Dass die Qualität des Belages nicht die beste sei, erkennt auch Blessing: „Der Fahrkomfort ist abschnittsweise eingeschränkt.“ Das Tiefbauamt werde sich die Schäden anschauen und bei Bedarf „punktuelle Maßnahmen“ durchführen. Vergangene Woche traf sich die BVS mit Blessing und auch Oberbürgermeister Christoph Traub zu einer Radtour, um über das Problem zu sprechen. Man wolle in Kontakt bleiben.