Rund 70 Eltern demonstrierten mit ihren Kindern sowie Anwohnern für eine Verkehrsberuhigung im Zentrum von Botnang. Die Initiative Verkehrsberuhigung hat zu „Bobbycars statt Blechlawinen“ geladen.

Stuttgart-Botnang - Was, kein Abbiegen mehr? Einige Autofahrer, die sich am frühen Freitagabend durch die Franz-Schubert-Straße in Botnang schoben, wunderten sich, dass sie nicht in die Schumannstraße einschwenken konnten. Ein Polizeifahrzeug stand quer und blockierte den Weg. Die Gesetzeshüter hatten einen Teil der Schumannstraße gesperrt, weil vor der Franz-Schubert-Schule Kindergarten- und Grundschulkinder mit Bobbycars, Rollern und kleinen Fahrrädern im Schein von Lampions und Straßenlampen um einen Parcours aus Leitkegeln rollten. Die fröhliche Rallye mit Laternenaufzug fand vor der Grundschule unter dem Motto „Bobbycars statt Blechlawinen“ statt: Rund 70 Eltern demonstrierten mit ihren Kindern sowie Anwohnern für eine Verkehrsberuhigung im Zentrum des Stadtbezirks. Hintergrund: Der Kern Botnangs ist Sanierungsgebiet, soll bis 2025 städtebaulich erneuert und gestärkt werden, bei der Stadt Stuttgart wird derzeit auch ein neues Straßenkonzept für den Bezirk entwickelt mit Bürgerbeteiligung. Diese läuft schon, nach Fasching soll es einen weiteren Termin geben, heißt es.

 

„Der Botnanger Ortskern und gerade auch diese kleinen Seitenstraßen sind stark von Durchgangs- und Schleichverkehr betroffen“, so Friedrich Schröder, Sprecher der Initiative Verkehrsberuhigung Botnang. Das sei gerade neben einer Schule besonders gefährlich. Mit der Aktion wolle die Initiative früh ein Zeichen setzen für die Verkehrsberuhigung, bevor das Konzept über die Beteiligung und den Bezirksbeirat in den Gemeinderat gehe. Bisher sehe der Umbau Einbahnstraßen und Bäume vor. Bei der Initiative ist man der Meinung, das reiche nicht aus. „Es gilt, die Möglichkeiten für ein Verkehrskonzept aufzuzeigen, was etwa eine Spielstraße der Umgebung bringt.“ So zeige die bestehende Spielstraße in der Eltinger Straße beispielhaft, wie verkehrsberuhigte Bereiche einen Ort aufwerten könnten, ohne ihn unzugänglich zu machen, betonte Schröder. Denn gewährleistet sein müsse außerdem, dass der Handel gut erreichbar sei.

„Stoppt den Durchgangsverkehr – unsere Kinder sind gefährdet“

Da die geplante Sanierung das Straßenbild Botnangs für die kommenden 50 Jahre prägen werde, müssten jetzt die Weichen richtig gestellt werden, war auch aus den Reihen der Teilnehmenden zu hören. Mit kleinen Eingriffen könne man jetzt schon Verkehrsströme beruhigen, hieß es. Ein Problem seien indes mitunter Zuständigkeiten, es dauere, wenn ein Amt Ideen liefere, ein anderes diese aber umsetzen müsse. In der Pressemitteilung der Initiative wurde zudem betont, dass geprüft werden müsse, wie auch Straßen außerhalb des Sanierungsgebiets beruhigt werden könnten – stark belastet sei etwa die Vaihinger Landstraße. Initiativen-Sprecher Schröder fasste das Anliegen der Versammelten zusammen: „Das neue Verkehrskonzept birgt die einmalige Chance für eine nachhaltige Verkehrsberuhigung, sichere Schulwege, mehr Lebensqualität und ein attraktives Flair. Wie das dann umgesetzt werden kann, das überlassen wir den Experten, die ja auch ins Spiel kommen werden. Wir wollen als Bürgerinnen und Bürger Grundlagen und Ideen für eine Diskussion liefern.“

Diese waren freilich auch auf ausgerollten Stoffbahnen und Plakaten auszumachen, die Mütter und Väter genäht, geklebt und beschriftet hatten und am Rande der Kinder-Rallye präsentierten. „Sichere Schulwege“ oder „Stoppt den Durchgangsverkehr – unsere Kinder sind gefährdet“ war da zu lesen.

Forderungen, die auch Werner Geilsdörfer vom Stuttgarter Amt für Stadtplanung und Wohnen unterstützt. Der Gebietsbetreuer für das Sanierungsprojekt „Botnang 1“ kam ebenfalls zu „Bobbycars statt Blechlawinen“. „Das ist eine tolle, lebendige Aktion, die auf konstruktive Weise zeigt, wie man Verkehrsproblematiken angehen kann.“