Wie sieht die Birkacher Ortsmitte in Zukunft aus? Bürger beklagen vor allem den Verkehr auf der Durchfahrtsstraße. Eine Stadtplanerin hat nun Vorschläge gemacht, durchaus mit Konfliktpotenzial.

Birkach - In den kürzlich angestoßenen Prozess zur Umgestaltung der Birkacher Ortsmitte kommt reichlich Bewegung. Ende September hatte das Stuttgarter Stadtplanungsbüro Planbar Hochdrei auf Betreiben des Bezirksbeirats die Birkacher befragt, wo im Stadtbezirk der Schuh besonders drückt. Heraus kam ein ganzer Katalog an Wünschen und Nöten, der von fehlenden Begegnungsorten und Grünflächen über ein unzureichendes Lebensmittelangebot bis zur Wiederbelebung der Alten Dorfstraße reichte. Der alles überstrahlende Kritikpunkt vieler Bürger betraf freilich die Verkehrssituation auf der Birkacher Ortsdurchfahrtsstraße: zu eng, zu viel, zu schnell und zu laut, so der Tenor.

 

Dörte Meinerling, Geschäftsführerin von Planbar Hochdrei, stellte nun am Montagabend in der Bezirksbeiratssitzung in der Plieninger Zehntscheuer eine erste Zusammenfassung der möglichen Ziele und Maßnahmen vor, die sich aus der Bürgerbefragung ergeben haben. Und die hat es in sich.

Das wäre eine große Veränderung für die Birkacher

So finden sich in den Empfehlungen der Stadtplanerin als mittel- bis langfristige Möglichkeit zur Beruhigung des Verkehrs nicht nur die generelle Geschwindigkeitsbegrenzung auf maximal 30 Kilometer in der Stunde sowie die Markierung der Straßenflächen an den Zentrumseingängen zur Birkheckenstraße. Je nach Ergebnis einer noch ausstehenden Verkehrsstrukturanalyse sei, nach Ansicht von Meinerling, auch eine „Verengung der Fahrbahn auf eine Fahrspur zugunsten breiterer Fußgängerbereiche sowie die Umsetzung einer Einbahnstraße in der Birkheckenstraße“ denkbar. Den spontanen Unmutsäußerungen nach zu urteilen, war das für einige Bezirksbeiräte vor allem aus dem konservativen Spektrum dann doch allzu starker Tobak.

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Erschwerend hinzu käme: Eine solche Einbahnstraßenregelung würde notgedrungen voraussetzen, wie Meinerling weiter ausführte, dass dann der Gegenverkehr künftig durch die Grüninger Straße zu einer erst noch zu bauenden Verlängerung der Ohnholdstraße entlang des Birkacher Felds geführt werden müsste. Dass „das derzeit faktisch noch nicht möglich ist, weil dort die Flüchtlingsunterkünfte stehen“, räumte die Stadtplanerin ein.

Das sind Vorschläge für kurzfristige Maßnahmen

Die Expertin rät deshalb zunächst zu einigen kurzfristig realisierbaren Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung: So könnten vor den Zentrumseinfahrten angebrachte Bodenschwellen die Autofahrer bereits jetzt dazu zwingen, auf die Bremse zu drücken. Auch neue Querungshilfen oder Zebrastreifen auf Höhe des Penny-Supermarkts könnten zur Sicherheit in der Ortsmitte beitragen. Ebenso sei der Einsatz von SSB-Elektrobussen eine Möglichkeit, die Lärmbelastung zu verringern. Streitpotenzial dürfte auch die empfohlene Reduzierung der Parkplatzflächen im Ortszentrum bergen: Als Ausgleich schlagen die Planer den Bau einer Quartiersgarage an der Grüninger Straße vor.

Meinerling betonte, dass die mutmaßlich umstrittene Umfahrung des Ortskerns über die Ohnholdstraße am Ende nicht zwingend erforderlich sei: Ausreichend dürfte demnach auch ein deutliches Ausbremsen des Durchgangsverkehrs bei gleichzeitiger Aufwertung des Straßenraums durch Parklets, Pop-up-Stadtmöbel oder mobile Bäume sein. Auch die einheitliche Gestaltung des Lindenplatzes über die Dorfstraße hinweg könnte die Aufenthaltsqualität verbessern.

Sorge um Einzelhandel

Das sichtbar beeindruckte Bezirksgremium reagierte auf die Ausführungen unterschiedlich: Während von den Grünen vor allem großes Lob kam, kritisierte Hansjörg Peters (CDU) die Stadtplanerin scharf: „Ich habe den Eindruck, hier wird die Verkehrssituation von New York beschrieben“, sagte er. Peters betonte, dass bereits ein Antrag auf eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer in der Stunde gestellt sei. Der geäußerten Befürchtung, dass die angeregte Reduzierung der Parkplätze in der Ortsmitte zu Lasten des Einzelhandels gehe, widersprach Meinerling: Es gebe viele Studien, die genau das widerlegten, betonte die Stadtplanerin. Nächste Schritte könnten nun zeitlich begrenzte Testaktionen im Straßenraum sein.