Die Verwaltung will die Autos von der B 27 zurückhalten, damit der Verkehr vom Schelmenwasen abfließt.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Fasanenhof - So macht der Feierabend keinen Spaß. Fast täglich stauen sich die Autos auf dem Schelmenwasenring am späten Nachmittag vom Kreisverkehr bis hinter zum Zettachring. Manchmal geht es im Schritttempo voran, manchmal kommt der Verkehr völlig zum Erliegen.

 

Nun möchte die Stadt handeln. Sie hat schon einige Beschwerdebriefe und sogenannte Gelbe Karten bekommen. Zuletzt griff auch die CDU-Gemeinderatsfraktion das Thema in einem Antrag auf. In der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats stellten Daniel Hartenstein und Roland Petri vom Tiefbauamt sowie Reiner Schlitter vom Ordnungsamt ihre Idee vor. „Wir wollen die Autos von der B 27 zurückhalten, damit der Verkehr aus dem Gewerbegebiet besser abfließen kann“, sagte Schlitter. Dazu soll es vor dem Kreisverkehr eine zusätzliche Ampel geben. Wenn diese rot zeigt, können die von der B 27 kommenden Autos eine Zeit lang nicht in den Kreisel. So haben die Autofahrer aus dem Gewerbegebiet die Chance, sich einzufädeln.

Feinsteuerung mittels Kontaktschleifen und Kameras

In das System eingebunden werden verschiedene Kontaktschleifen, die mit der Ampelsteuerung verbunden sind. Je nachdem, bis wohin sich die Autos stauen, ist die Ampel in Betrieb oder aus, beziehungsweise haben die Autofahrer von der B 27 kommend länger grün oder die auf der Schelmenwasenstraße. Zusätzlich sind zwei Kameras geplant. Mit deren Hilfe können die Mitarbeiter der Integrierten Verkehrsleitzentrale (IVLZ) in Bad Cannstatt das Geschehen im Gewerbegebiet beobachten und bei Bedarf eingreifen.

Prinzipiell soll die Ampel nur zur Stoßzeit in Betrieb sein, etwa zwischen 15 und 17.30 Uhr. „Denn der Stau in dem Gewerbegebiet ist ein temporäres Problem“, sagte Schlitter. Neben dem Feierabendverkehr und der Verkehrslage auf der Autobahn, spiele auch das Wetter eine Rolle. „Im Sommer machen viele früher Schluss“, sagte Schlitter. Dann entzerre sich das Problem.

Der Kreisverkehr macht seit 2014 Probleme

Den Kreisverkehr am Schelmenwasenring gibt es seit 2007. Seit knapp drei Jahren macht er Probleme. Die Stadt handelte bereits 2015. Sie justierte an den bereits bestehenden Ampeln an der Brücke über der B 27 und an der Kurt-Schumacher-Straße nach. Doch diese Maßnahmen reichen aus verschiedenen Gründen nicht mehr aus. So belasten zum Beispiel die Laster, welche die Stuttgart-21-Baustelle am Ende des Gewerbegebiets bedienen, den Schelmenwasenring zusätzlich. Und eine separate Abfahrt für die Baustellenfahrzeuge lässt sich wegen des Planfeststellungsverfahrens nicht realisieren.

Die vom städtischen Tiefbauamt und dem Ordnungsamt nun vorgeschlagene Teilsignalisierung des Kreisverkehrs ist in Stuttgart neu. „Wir hoffen, dass uns das Luft verschafft“, sagte Schlitter. Eine andere Möglichkeit für einen besseren Verkehrsfluss zu sorgen, gebe es kaum, ergänzte Hartenstein: „Wir haben an dieser Stelle nicht viel Platz. Und der Hochspannungsmast in der Mitte des Kreisels macht die Sache auch nicht einfacher.“

Der Bezirksbeirat befürwortet die Idee

Das Projekt kostet etwa 110 000 Euro und ist bereits ausgeschrieben. Roland Petri hofft, dass die Signalanlage im Februar gebaut und Ende März in Betrieb gehen kann. Dann wollen die Fachleute beobachten, wie sich die Verkehrsströme entwickeln. Am Kreisel wird also vermutlich nicht sofort wieder alles rund laufen. Hartenstein rechnet mit einer Testphase von etwa einem halben Jahr, in dem die Experten die Feinjustierung der Rot- und Grünphasen vornehmen. „Dann aber hoffen wir auf eine deutliche Verbesserung des Verkehrsflusses“, sagte Petri.

Dieter Bernhardt (SPD) freute sich, dass Möhringen nun an die IVLZ angeschlossen wird, bedauerte aber, dass es keine separate Baustellenzufahrt für die S-21-Baustelle geben wird. Auch Fred Wagner (CDU) fand die Maßnahme gut. „Der Verkehr muss auf der B 27 bleiben. Möhringen darf nicht der Bypass sein. Rüdiger Reinboth (Grüne) stellte zur Diskussion, ob nicht erst die Nutzung des ÖPNV attraktiver gemacht werden müsse, bevor man eine technische Lösung realisiere. „Da stellen Sie vielleicht die richtige Frage, aber wir sind nicht die richtigen Ansprechpartner“, antwortete Hartenstein. Tanja Bachmann (FDP) lobte die Idee. „Diese 110 000 Euro sind sicher gut investiert.“ Christian Brugger-Burg (Piraten) sprach von einem Stückwerk. „Aber was Besseres fällt mir auch nicht ein“, fügte er hinzu. Am Ende befürworteten die Lokalpolitiker den Vorschlag der Verwaltung mit 15 Ja-Stimmen bei einer Gegenstimme und einer Enthaltung.