Am 8. März kommen die Umwelt- und Mobilitätsberater ins Bürgerhaus am Filderbahnplatz. Das Ziel ist es, insbesondere Neubürger zum Umstieg auf Bus, Bahn und Fahrrad zu bewegen. Dahinter steckt ein Pilotprojekt.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Möhringen - Das Thema ist im Möhringer Bezirksbeirat nicht unumstritten gewesen. Die CDU hatte im September vorgeschlagen, dass die Stadt die Bewohner des Seeparks im Sinne des städtischen Mobilitätsmanagements über das Streckennetz von Bus und Bahn und über die Möglichkeiten des Carsharings informiert. Die anderen Fraktionen konnten mit dem Antrag zunächst nur wenig anfangen. Man müsse Menschen aus anderen Städten oder auch ländlichen Gegenden doch nicht erklären, wie Nahverkehr in Stuttgart funktioniere, so die Meinung des ein oder anderen Lokalpolitikers. Die CDU-Fraktion überarbeitete ihren Antrag daraufhin noch einmal. Im zweiten Anlauf ging er dann einige Wochen später durch.

 

Regina Lüdert hat sich über den Vorstoß aus dem Bezirksbeirat gefreut. Sie ist die Leiterin der städtischen Mobilitätsberatung und sagt: „Alle Untersuchungen zeigen, dass gerade Neubürger dazu bereit sind, ihr Verhalten zu ändern. Denn sie müssen sich sowieso neu orientieren.“ Sobald sich eine Gewohnheit erst einmal eingeschlichen habe, der Neubürger also beispielsweise mit dem Auto zur Arbeit fahre, lasse sich dieses Verhalten nur noch schwer ändern. „Selbst wenn man jeden Tag im Stau steht“, sagt Lüdert.

Land stellt Geld für eine zusätzliche 20-Prozent-Stelle bereit

Darum ist für Donnerstag, 8. März, eine Mobilitätsberatung im Bürgerhaus am Filderbahnplatz geplant. Die Stadt informiert die Bürger im Seepark explizit mit Postwurfsendungen über den Termin. Doch auch alle anderen sind eingeladen, die Veranstaltung wird öffentlich bekannt gegeben. Eine Mobilitätsberatung in dieser Form ist für Stuttgart ein Novum. Das Angebot selbst gibt es schon seit etwa 20 Jahren. „Die Mobilitätsberatung war unter anderem bei unterschiedlichen Mobilitätstagen präsent. Diese Veranstaltungen waren zum Teil öffentlich, zum Beispiel in der Volkshochschule, im Marienhospital oder beim Regierungspräsidium“, sagt Lüdert. Zudem habe es schon viele interne Veranstaltungen bei Firmen gegeben. Die Nachfrage sei immer groß gewesen. „Es waren immer mehrere Hundert Besucher vor Ort“, sagt die Mobilitätsberaterin.

Mit seinem Antrag habe der Bezirksbeirat bei ihr offenen Türen eingerannt. „Wir hatten das sowieso auf der Liste.“ Hintergrund dafür ist auch ein Förderprojekt des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg. Denn dadurch hat die Stadt aktuell Geld für eine zusätzliche 20-Prozent-Stelle. Die Mitarbeiterin kümmert sich speziell um Neubürger. Bisher ist die Mobilitätsberatung für Neubürger im Welcome-Center am Charlottenplatz angesiedelt. „Das wird aber nicht so gut angenommen“, sagt Lüdert, weshalb man nun etwas Neues ausprobieren und direkt vor Ort gehen wolle. Die Veranstaltung am 8. März im Bürgerhaus ist dabei nur der Auftakt. In den Monaten danach bietet die Mobilitätsberatung jeden Donnerstagnachmittag eine Sprechstunde im Möhringer Bezirksrathaus an. Dort können dann auch individuelle Fragen geklärt werden.

Das Projekt soll keine Eintagsfliege sein

Das Projekt soll keine Eintagsfliege sein. „Wir werten die Ergebnisse aus“, sagt Lüdert. Sie hofft außerdem, dass sie die Mobilitätsberatung vor Ort fortsetzen und auf andere Stadtteile ausweiten kann, auch wenn das Förderprojekt des Landes Mitte 2018 ausläuft. Das bedeutet, dass bei der Stadt eine neue Stelle geschaffen werden muss. Lüdert ist da guter Dinge, denn: „Das Land und die Stadt befürworten unseren Ansatz, direkt in die Stadtteile zu gehen.“ Denn Fakt sei, dass „bei allen Diskussionen, die wir derzeit über neue Technologien führen, weniger Individualverkehr unser Ziel sein muss.“ Demnächst wollen Lüdert und ihre Kollegen auch nach Vaihingen kommen. Dort wird es aber um betriebliches Mobilitätsmanagement gehen. „Wir knüpfen an den Firmen als Multiplikatoren an“, sagt Lüdert.