Die Enttäuschung über das Nein zur Ludwigsburger Bewerbung um eine Landesgartenschau ist groß. Die Stadtoberen wollen aber nichts unversucht lassen, um die Bundesstraße 27, die Schlossanlage und Innenstadt trennt, unter die Erde zu verbannen.

Ludwigsburg - Die Enttäuschung ist am Tag nach der Entscheidung gegen eine Landesgartenschau in Ludwigsburg mit Händen zu greifen. „Ich bin traurig“, sagt der sonst so nüchterne Freie-Wähler-Fraktionschef Reinhardt Weiss, der zurzeit im Urlaub in Polen weilt. Vor allem treibt ihn um, dass seine Vision eines Tunnels zwischen Schloss und Innenstadt damit einen Rückschlag erlitten hat. Wobei der Inhaber einer Steuerberaterkanzlei noch viel weiter geht als die meisten Kommunalpolitiker in der Barockstadt: Ihm schwebt auch die Untertunnelung des Favoriteparks vor, also eine komplette Tieferlegung der B 27.

 

Das andere Ende des politischen Spektrums in der Frage bildet der neue Fraktionschef der Grünen, Michael Vierling. Auch er ist enttäuscht – aber nicht wegen der schwindenden Tunnelvision, sondern wegen des Umbaus der Innenstadt mit einem „Grünen Ring“, wie es für die Blumenschau gedacht war. „Der Tunnel steht für uns nicht an erster Stelle der Prioritätenliste“, sagt er.

CDU und Freie euphorischer als SPD und Grüne

Wie geht es nun weiter? Es deutet sich an, dass sich für eine erneute Bewerbung der Stadt für eine Grünschau eine Mehrheit findet – wobei CDU und Freie Wähler deutlich euphorischer sind als Grüne und SPD. Der CDU-Fraktionschef Klaus Herrmann hat auch schon eine Erklärung parat, warum Ludwigsburg für die Zeit zwischen 2025 und 2030 nicht zum Zug kam. „Es kommt der Landesregierung immer sehr stark auf die regionale Verteilung an“, sagt der ehemalige Landtagsabgeordnete.

Wenn in Heilbronn 2019 die Bundesgartenschau, in Remseck die Remstal-Gartenschau steigt, zudem Vaihingen/Enz 2029 eine „kleine Gartenschau“ bekommt – dann wäre Ludwigsburg die dritte Stadt im Kreis Ludwigsburg.

Stadtautobahn soll unter die Erde

Herrmann unterstützt eine erneute Bewerbung, ebenso wie Reinhardt Weiss. Die Grünen wiederum wollen erst mal ein ausgereiftes Konzept: „Bewerbung ja, aber nur mit guten Plänen.“ Die Idee, dass man rund um die Stadt mit dem Fahrrad fahren kann, ohne auf Straßen zu stoßen, die Vernetzung von Grünparks, das will Vierling vorantreiben. Auch die SPD-Fraktionschefin Margit Liepins sagt: „Wir müssen erst einmal neu nachdenken.“

Breiter ist der Konsens in Sachen Tunnel. Zumindest für die kürzere Variante von 800 Metern, um die direkte Verbindung zwischen Schloss und Altstadt zu ermöglichen. Der Baubürgermeister Michael Ilk sagt: „Das Thema steht auf der Agenda.“ Ob mit oder ohne Landesgartenschau, die Stadtautobahn mit täglich 70 000 Fahrzeugen solle zum Teil unter die Erde.

Erste Kostenschätzungen liegen bei 100 Millionen Euro

Das könnte mindestens 100 Millionen Euro kosten, so eine erste vorsichtige Kostenschätzung – wobei die Bundesregierung einen Teil davon tragen soll. Konkret beantragt und geplant ist das noch nicht – Ilk will aber noch in diesem Jahr loslegen, und einen etwas ausgereifteren B-27-Tunnel erneut zum Kern der neuen Bewerbung für die Landesgartenschau machen – dann für den Zeitraum von 2030 bis 2035. Ilk: „Für uns ist die Landesgartenschau nicht ein Ereignis, das von April bis September geht, sondern sie soll dauerhaft wirken.“

Auch in Sachen grüner Innenstadt wird der Bauausschuss schon am Donnerstag die Weichen für ein Projekt stellen: den so genannten Walckerpark – eine grüne Oase in der City auf einem Gelände in der Unteren Stadt, direkt gegenüber dem Residenzschloss. Das soll bis 2021 kommen – auch ohne den Schub einer Gartenschau.

Im Ludwigsburger Rathaus ist man jedenfalls wild entschlossen, sich von der gescheiterten Bewerbung nicht entmutigen zu lassen – ganz im Gegenteil. Man ist überzeugt davon, dass die Präsentation gut und die Aussichten beim zweiten Anlauf besser sind als beim ersten.

Das unterstreicht auch Volker Kugel, der Chef des Blühenden Barocks, der von 1989 bis 1997 Geschäftsführer der Förderungsgesellschaft Landesgarten im Land war – also der Organisation, die die Jury stellt. Er saß selbst in der Bewertungskommission, bevor er 1997 Leiter des Ludwigsburger Schlossparks wurde. Aus dieser Erfahrung heraus sagt er: „Die Vergabe wird politisch entschieden.“ Es gehe darum, alle im Land möglichst gleich zu behandeln.

Volker Kugel wundert sich über Zuschlag für Ulm

Daher plädiert Kugel unbedingt dafür, 2019 einen neuen Anlauf zu nehmen. „Die Bewerbung kam sehr gut an, nach dem was ich gehört habe“, sagt der umtriebige Blüba-Chef. Zwar müsse der badische Landesteil stärker berücksichtigt werden, doch könnten nicht alle Projekte in dem anderen Landesteil verwirklicht werden. Kugel: „Es braucht manchmal mehrere Anläufe, um Weltmeister zu werden.“

Nur eine Entscheidung kann Kugel nicht nachvollziehen: Dass Ulm nach 1980 erneut zum Zug kommen soll. „Die sind viel zu groß für die Veranstaltung“, meint der Ludwigsburger Chefgärtner, „die sollen sich für die Bundesgartenschau bewerben.“

Bewerbung
Es war vor gut 20 Jahren unter dem damaligen OB Christof Eichert, als Ludwigsburg schon einmal eine Landesgartenschau wollte. Damals mit dem Konzept, über das Blühende Barock, den Favoritepark und Hoheneck eine Grünspange zu schaffen – die es aber faktisch schon gab. Grünflächen statt Felder – wenig originell.

Präsentation
Zu dem dürftigen Konzept kam noch eine miserable Präsentation. Blüba-Chef Volker Kugel und der Ex-Abgeordnete Klaus Herrmann erinnern sich: Statt OB und Baubürgermeister kam die Planungsamtsleiterin auf dem Rad angefahren, kaum etwas war vorbereitet und wurde erklärt. „Das war unterirdisch“, war man sich einig.

Tiefschlag
Entsprechend schlecht fiel das Ergebnis aus, daran erinern sich Teilnehmer. 38 Wettbewerber gab es damals im Land – und Ludwigsburg soll den vorletzten Platz belegt haben. Klaus Herrmann erzählt: „Nach der Präsentation war man sich einig: Wenn jemand ganz hinten liegt in der Bewertung, dann war es die aus Ludwigsburg.“