Nach Ostern saniert die Stadt das Regenrückhaltesystem am Hedelfinger Platz. Die Hedelfinger Straße Richtung Wangen wird bis September gesperrt. Verkehrsänderungen sollen die Staugefahr mindern.

Hedelfingen - Nach den kommenden Osterferien werden die Autofahrer in Hedelfingen eine besonders unangenehme Überraschung erleben. Wegen der Sanierung und dem Bau eines Regenrückhaltebeckens im Bereich des Bürgerhauses Alte Schule muss die Hedelfinger Straße in Fahrtrichtung Wangen voraussichtlich bis Mitte September 2019 gesperrt werden. Verkehrsgutachter Norbert Anstett vom Ingenieurbüro SSP und Detlev Drobny von der Stadtentwässerung schlugen Hedelfingens Bezirksbeiräten die dadurch notwendigen Verkehrsänderungen am Hedelfinger Platz in Form vor und zeigten ein Simulationsvideo. „Es wird Staus und Behinderungen geben. Aber was bleibt uns Anderes übrig, als den Maßnahmen zuzustimmen?“, fragte Hans Eisele (CDU) nach der einstündigen Diskussion.

 

Drobny hatte den Zuhörern die möglichen Folgen einer Verschiebung der Sanierung vor Augen geführt: Das bestehende Regenüberlaufsystem habe Hedelfingen zwar bisher vor Überschwemmungen geschützt. Es sei aber veraltet. Unter dem Bolzplatz hinter der Alten Schule liegt ein Regenüberlaufbecken. „Bei Gewitter kann das überschüssige Wasser, das die Kanalisation nicht mehr aufnehmen kann, dort zwischengespeichert und später in Portionen ans Kanalnetz abgegeben werden“, erklärte Drobny. Bei normalen Gewittern hat das Becken gute Dienste erwiesen, aber Drobny erinnerte an Starkregenkatastrophen wie in Braunsbach. Der Dürrbach mit seinen Zuflüssen hätte im ungünstigsten Fall das Potenzial zu einer ähnlichen Flutwelle.

Das bestehende System stammt aus dem Jahr 1965. „Es wurde immer wieder erneuert, aber es ist nicht mehr zeitgemäß“, so Drobny. Das Becken müsse saniert, die Zuleitungen und eine Drosseleinrichtung samt Rechen müssten gebaut werden. Zudem soll ein größeres Betriebsgebäude an die Stützmauer des Otto-Hirsch-Centers gesetzt werden. „Wir werden am Bürgerhaus einen Schacht errichten und die Hedelfinger Straße in Richtung Wangen mehr als 20 Wochen sperren müssen“, bedauerte Drobny.

Verkehrschaos programmiert

Für die Bezirksbeiräte ist das Verkehrschaos dadurch programmiert. Mit gezielten Verkehrsveränderungen am Hedelfinger Platz sollen die Auswirkungen gemindert werden. „Der Verkehr in Richtung Wangen soll über die Otto-Hirsch-Brücken und die Straße Am Westkai zu den Otto-Konz-Brücken umgeleitet werden“, erklärte Anstett. Damit möglichst viele Autos von der Rohrackerstraße über die Kreuzung abfließen können, wird die nicht benötigte Linksabbiegespur nach Wangen zur zweiten Geradeausspur. „Der Verkehr kann dann zweispurig über die Kreuzung rollen und vor dem Otto-Hirsch-Center im Reißverschlussverfahren auf eine Spur einfädeln“, so Anstett. Das Problem: Kurz nach der Kreuzung geht’s bislang nur einspurig weiter. Das soll sich während der fünfmonatigen Bauzeit ändern. Dazu werden die Bushaltestellen der Linien 62 und 65 in Richtung Obertürkheim in Richtung Rohrackerstraße – auf Höhe des BW-Bank-Parkplatzes verlegt. Die Esslinger Buslinie wird in der Amstetter Straße vor der Alten Kirche halten. Zudem wird die Linksabbiegespur ins Otto-Hirsch-Center verkürzt, um eine längere Einfädelspur zu erhalten. Anhand einer Simulation hat Verkehrsgutachter Anstett drei Varianten getestet. Das Ergebnis: Die um 40 Meter verlängerte Einfädelspur garantiert – laut Film – die geringste Staugefahr.

Skeptische Bezirksbeiräte

Hedelfingens Bezirksbeiräte blieben skeptisch. „Was Simulationen angeht, sind wir seit dem Dürrbachkreisel gebrannte Kinder. Es gibt heute bereits Staus, das Einfädeln wird nicht funktionieren“, prophezeiten Dieter Bohnacker und Hans Eisele (beide CDU). Eberhard Schweizer von den Grünen sieht eine weitere Staustelle voraus. „Der gesamte Verkehr wird über die Straße Am Westkai umgeleitet. Dort geht es bereits eng zu und an der Kreuzung mit den Otto-Konz-Brücken staut sich immer der Verkehr. Dies wird sich verstärken.“ Annette Baisch von den Freien Wählern und CDU-Bezirksbeirat Mario Graunke brachten deswegen die B-10-Behelfseinfahrt am Westkai ins Spiel. „Diese Interimszufahrt hat während der Sanierung der Bundesstraße perfekt funktioniert. Wieso kann man dies nicht dauerhaft einführen?“, fragten die Bezirksbeiräte. Drobny versprach, sich zeitnah mit dem zuständigen Regierungspräsidium in Verbindung zu setzen. Die 2,2 Millionen Euro teuren Bauarbeiten sollen pünktlich im April 2019 beginnen.