Die von der A 81 zerschnittene Stadt Freiberg träumt davon, mit Hilfe eines Autobahndeckels zusammenzuwachsen, neuen Wohnraum zu schaffen und Immissionen fernzuhalten. Das Wirtschaftsministerium findet: Die Idee ist auch für andere Kommunen vorbildhaft.

Ludwigsburg: Susanne Mathes (mat)

Freiberg/Neckar - Das Wirtschaftsministerium goutiert die Zukunfts-Gedankenspiele der von der Autobahn 81 durchschnittenen Stadt Freiberg am Neckar. Die Stadt überlegt, ob es möglich ist, einen rund 450 Meter langen Autobahnabschnitt zu überdeckeln und mit Wohnungen und Büros zu bebauen, der den Stadtteil Geisingen und das Freiberger Zentrum voneinander trennt. Für eine eingehendere Untersuchung – einen ersten Entwurf hatte die Stadt vor einem Jahr bereits selbst in Auftrag gegeben – schießt das Ministerium nun 55 000 Euro zu.

 

Die Stadt Freiberg wertet die Förderzusage als Signal

Rund 100 000 Euro will die Stadt ihrerseits in eine konkrete Planung stecken, nachdem sie die Zusage nun in der Tasche hat. „Auch wenn die Zusage noch nicht gleichbedeutend damit ist, dass eine Realisierung kommt, sehen wir sie doch als ein Signal“, bewertet der Freiberger Bürgermeister Dirk Schaible (Freie Wähler) die Nachricht. Hielte das Land den Vorstoß für rundum abwegig, so Schaible, dann hätte es wohl kaum Geld für eine eingehendere Planung zur Verfügung gestellt. „Bevor wir uns tiefere Gedanken machen, wollten wir deshalb erst den Bescheid abwarten.“

Hofmeister-Kraut: „Innovativer Ansatz“

In welchem zeitlichen Rahmen und für welche Kosten das Projekt Autobahndeckel verwirklicht werden könnte, ist jedoch völlig unklar. „Wir stehen noch ganz am Anfang des Weges, auch wenn das jetzt ein wichtiger Schritt ist“, bremst Schaible überzogene Erwartungen aus. Die Wirtschafts- und Wohnungsbauministerin Nicole Hoffmeister-Kraut versieht die Zuschusszusage mit folgender Einschätzung: „Mit einer Überdeckelung und Überbauung der Autobahn würde nicht nur eine lebendige Mitte, sondern auch neuer, dringend benötigter Wohnraum entstehen. Zugleich würde der Lärmpegel deutlich reduziert.“ Das Projekt der Stadt Freiberg zeige, dass Innenentwicklung oft mit enormen Herausforderungen verbunden sei und einen langen Atem benötige. „Durch seinen innovativen Ansatz kann das Vorhaben als Vorbild für andere Städte und Gemeinden im Land dienen“, sagt Schaible.

Das hat der Bürgermeister im Blick, wenn es um die Internationale Bauausstellung Stadt-Region Stuttgart 2027 geht, bei deren Auftaktveranstaltung er diese Woche war. Den Traum vom Wohnraum über einem stadtteilverbindenden Autobahndeckel sähe Freiberg gern als IBA-Beitrag.