Poller könnten künftig diejenigen Autos, die von der Rotebühlstraße in die Herzogstraße abbiegen wollen, die Durchfahrt versperren. Ein Vorstoß der Grünen in S-West findet Zustimmung.

Fachbegriffe der Verkehrsplanung taugen nicht immer für einen verständlichen kommunalpolitischen Diskurs. So geisterte in der vergangenen Sitzung des Bezirksbeirates Stuttgart-West beim Thema Herzogstraße und der dort angestrebten Verkehrsberuhigung immer wieder die Worte „modaler Filter“ oder auch „temporärer modaler Filter“ durch die Debatte. Otto Normalverbraucher kann sich darunter nicht unbedingt etwas vorstellen.

 

Was ist ein modaler Filter?

Die Grünen hatten die Begrifflichkeit ins Spiel gebracht: Sie schlagen vor, einen modalen Filter an der Herzogstraße einzubauen. Irgendwann fragte die FDP-Sprecherin Sabine Joos bei der Online-Videokonferenz in die an ihren Computer-Bildschirmen versammelte Runde der Bezirksbeiräte: „Was meint ihr denn mit dem modalen Filter? Wie soll der denn aussehen?“ Grünen-Bezirksbeirätin Helga Kaiser klärte auf, dass es sich in diesem Fall um zwei Metallpoller handeln könnte. Diese sollen nach dem Vorschlag der Grünen an der Einmündung der Herzogstraße/Rotebühlstraße so eingebaut werden, dass dort von der stark befahrenen Rotebühlstraße beim Abbiegen in die Herzogstraße keine Autos mehr durchkommen. Für Radfahrer und Roller bliebe die Stelle in der Nähe des Stuttgarter Finanzamtes weiterhin passierbar.

Poller für mehr Sicherheit

Den entsprechenden Antrag brachten die Grünen in der vergangenen Sitzung ins Gremium ein. Aus Sicht der Öko-Fraktion könnten die Poller an dieser Stelle für mehr Sicherheit sorgen. Sie würden „an dieser Stelle die Durchfahrt des motorisierten Individualverkehrs in beide Richtungen unterbinden“, so die Grünen. Der jetzige Zustand berge für Radler und Fußgänger zu hohe Risiken: „Autos, die von der Rotebühlstraße kommend rechts in die Herzogstraße abbiegen, kreuzen unweigerlich den abbiegenden Radverkehr sowie den überquerenden Fußverkehr, allerdings oft mit überhöhter Geschwindigkeit – trotz bereits angebrachter gelber Schwellen für den Autoverkehr“, schreiben die Grünen in dem Antrag. Gerade für Radfahrende sei es „oft zu spät erkennbar, ob ein Fahrzeug beabsichtigt abzubiegen, sodass es hier zu hochriskanten Situationen kommt. Beim Kfz-Verkehr handelt es sich großteils um unerwünschten Schleichverkehr, der über die Gutenbergstraße zur Silberburgstraße weiterfährt“, argumentieren sie weiter. Dieser könnte auf diese Weise aus dem Wohngebiet besser herausgehalten werden. Zudem sei im Radverkehrsförderprogramm 2021 die Herzogstraße als Teil der Hauptradroute bis zum Rotebühlplatz angekündigt. „Ein temporärer modaler Filter wäre hier als Popup unkompliziert vorab umsetzbar und könnte bereits Erkenntnisse über die Funktionalität liefern“, schlagen die Grünen daher vor. Die Bezirksbeiräte der anderen Fraktionen unterstützten den verkehrsplanerischen Vorstoß fast durchweg. „Wir finden die Idee charmant und begrüßen den Antrag“, sagte CDU-Sprecher Marcel Wolf. Der Antrag mache „auf alle Fälle Sinn“, signalisierte auch Heiner Scholz (SPD) Unterstützung. Kritisch sieht Sabine Joos (FDP) eine solche Maßnahme, denn die Anwohner müssten mit ihren Fahrzeugen längere Wege zu ihren Wohnungen und Häusern in Kauf nehmen. Bis auf beide FDP-Mitglieder im Gremium sprachen sich die Bezirksbeiräte dafür aus, den Einbau der Poller an dieser Stelle zu testen. Der Antrag wurde vom Gremium bei 14 Ja- und 2 Neinstimmen mehrheitlich angenommen.