Es gibt keine Möglichkeit, die Wege durch die Esslinger Weinberge als Umleitungsstrecke während der Sanierung der Geiselbachstraße zu nutzen. Die Enttäuschung ist groß.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - Die letzte Hoffnung ist dahin. Wenn im kommenden Jahr die Geiselbachstraße, die wichtigste Verkehrsverbindung in die nördlichen Esslinger Stadtteile Rüdern, Sulzgries, Krummenacker und Neckarhalde (RSKN) wegen dringend notwendiger Kanalsanierungsarbeiten für mindestens 15 Monate komplett gesperrt werden muss, droht dem Esslinger Norden ein Verkehrskollaps. 22 000 Fahrzeuge müssen jeden Morgen das Gebiet verlassen – und abends wieder in den Esslinger Norden hineinfahren. Allein 17 000 Fahrzeuge benutzen aktuell dazu die Geiselbachstraße.

 

Die Hoffnung auf ein kleines Wunder – zerstört

Bis Montag hatten etliche Mitglieder des Ausschusses für Technik und Umwelt immer noch darauf gesetzt, dass ein kleines Wunder geschieht und die Verwaltung zusätzlich zu den angedachten Umleitungsstrecken durch das Stadtgebiet ein paar Schleichwege durch die Esslinger Weinberge finden würde, die während der Straßensperrung zumindest ein wenig Entlastung im Stadtgebiet bringen könnten. Doch die Auskunft, die der Esslinger Tiefbauamtschef Uwe Heinemann den Stadträten präsentierte, war so überzeugend wie niederschmetternd: Die Weinberge von der Neckarhalde nach Mettingen kommen als Ausweichroute ganz einfach nicht infrage.

Denn die Stadt, begründete Heinemann, müsse dauerhaft die im Verkehrsgesetz Baden-Württemberg formulierten Voraussetzungen für die Verkehrssicherheit auf den angedachten Umleitungsstrecken garantieren. Dauerhaft, das bedeute eben nicht nur im Sommer, wenn die Wege vergleichsweise trocken seien. Im Winter aber seien die Weinbergstraßen höchst unfallträchtig, denn es gebe keine Beleuchtung, und die naturgegebenen Böschungen seien nicht durch Leitplanken oder Ähnliches abgesichert. Bei Nässe und vor allem bei Glätte gäbe es weitere erhebliche Probleme, denn der Einsatz von Streusalz komme in den Weinbergen nicht infrage.

Hinzu würden die Weingärtner mit Traktoren immer wieder unvermittelt aus den Weinbergen auf die Wege fahren. Die Gefahr, dass es dabei zu Unfällen komme, sei viel zu groß, als dass man über eine Freigabe der Wege ernsthaft nachdenken könne. Auch dem Vorschlag, Einbahnstraßen in den Weinbergen einzurichten, erteilte die Verwaltung eine glatte Absage. Oft seien die Wege so schmal, dass zwar ein Auto allein darauf fahren könne. Doch sobald ein Fahrrad oder ein Fußgänger ins Spiel komme, würden die vorgegebenen Straßenbreiten des Verkehrsgesetzes teilweise erheblich unterschritten.

Sperrung für Fußgänger und Radfahrer kommt nicht in Frage

Die Überlegung, die Weinberge deshalb während der Bauarbeiten in der Geiselbachstraße für Fußgänger und Radfahrer zu sperren, sei weder von der Verwaltung gewünscht noch realistisch umsetzbar. Denn etliche der angedachten Umleitungsstrecken seien ein Teil des Württembergischen Weinradwegs, könnten also nicht so einfach gesperrt werden.

Das Fazit, dem sich schließlich auch die Mitglieder des Technischen Ausschusses zähneknirschend anschlossen: Angesichts des zu erwartenden Verkehrsaufkommens von bis zu 600 Fahrzeugen pro Stunde komme eine Öffnung der Weinberge für den Verkehr in Richtung Neckartal nicht infrage. Nun wird weiter nach Optimierungsmöglichkeiten für die Umleitungsstrecken im Esslinger Stadtgebiet nachgedacht.