Seit 20 Jahren gehört das Theaterstück „Das kleine Zebra“ zur Verkehrserziehung in Kitas und Grundschulen. Wegen des Infektionsschutzes lernen die Kids die Verkehrsregeln nun auch per Video.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Rems-Murr-Kreis - Zielstrebig stapft das Zebra los – gerade noch können die beiden Zwölfjährigen, Malena und Thea, es zurückhalten, bevor es einfach auf die Straße läuft. „Links, rechts, links – Augen auf, das bringt’s“, lernt das Streifentier. Richtig über die Straße laufen will gelernt sein, erst recht für ein Wildtier.

 

Normalerweise ist das „Kleine Zebra“ eine Figur im gleichnamigen Theaterstück, das Kita- und Grundschulkindern die Verkehrsregeln erklären soll. Nun sind dicht gedrängte Zuschauerreihen nicht unbedingt das, was Behörden und Kitaträger sich zu Corona-Zeiten wünschen. Daher haben die Verantwortlichen das Stück etwas umgeschrieben und zu einer Mini-Serie von sechs kurzen Videos gemacht. Am Dienstag konnten die stolzen Macher nebst der kleinen Haupt- und Nebendarsteller die Filmchen sogar in einem Aalener Kino erstmals der Öffentlichkeit präsentieren.

Die ersten Folgen der Videoreihe sind bereits online

So tapsig sich das gestreifte Tier im Straßenverkehr bewegen mag, so erfolgreich ist es in Sachen Verkehrserziehung: Seit 20 Jahren lernen Kids mit dem Zebra die wichtigsten Grundlagen, um sicher nach Hause zu kommen. Der heutige Polizeihauptkommissar Thomas Maile ging damals auf Gerburg Maria Müller vom städtischen Theater Aalen zu. Ihm schwebte etwas Neues in Sachen Verkehrserziehung vor. Polizisten, die im Sitzkreis Regeln erklären, sollten es nicht mehr sein. „Uns war es wichtig, auch das emotionale Gedächtnis der Kinder anzusprechen“, sagt Müller.

„Außerdem sollte das Ganze möglichst interaktiv sein.“ Bei seinen Auftritten wird eine Zebra-Schauspielerin von einem oder zwei Polizisten begleitet, die helfen, die Verkehrsregeln zu erklären. Aus der Aalener Initiative wurde mehr: Heute ist das Zebra Teil der landesweiten Verkehrssicherheitsaktion „Gib Acht im Verkehr“. Ob durch Broschüren oder eine Aufführung: Fast jedes Kind kennt das Zebra.

Die ersten Videos gibt es schon zu sehen – auf dem Facebook-Account der Polizei Aalen sowie auf dem Youtube-Kanal der Landespolizei Baden-Württemberg. Im ersten Video lernen die Zuschauer die Protagonisten kennen: Das kleine Zebra geht – zunächst als Plüschtier – seiner Besitzerin verloren und macht sich dann – jetzt von einer Schauspielerin dargestellt – auf die Suche. Da das Zebra keine Ahnung von Verkehrsregeln hat und sein Selbsterhaltungstrieb ziemlich rudimentär angelegt ist, muss es auf seinem Weg einiges lernen.

Das Kleine Zebra reicht als Verkehrserziehung nicht aus

Wie schon im Theaterstück, lernen Kindergarten- und Grundschulkinder die wichtigsten Regeln für einen sicheren Nachhauseweg. Auf die Straße rennen ist gefährlich, auch Zebrastreifen sind keine Garantie dafür, dass Autos anhalten, und auch das Benutzen einer Ampel will gelernt sein. Zum Schluss schafft es das gestreifte Tier, unbeschadet durch den Verkehr zu kommen, und wird seiner glücklichen Besitzerin überreicht. Im Lauf der folgenden Tage werden auch die übrigen Folgen der Serie veröffentlicht.

Allein auf das Zebra und seine Regeln sollten sich Eltern freilich nicht verlassen. Das Innenministerium rät Eltern und Großeltern auch, den Schulweg mit den ABC-Schützen zusammen zu üben.

Unfälle: Tatsächlich birgt der Weg zu Schule oder Kita einige Gefahren. Im Jahr 2019 gab es in Baden-Württemberg 443 Unfälle auf dem Schulweg, insgesamt 65 Kinder wurden schwer verletzt. Im Rems-Murr-Kreis verunglückten 25 Kinder auf dem Schulweg, dabei gab es 28 Verletzte. Und doch: Die Zahl solcher Unfälle war landesweit deutlich niedriger als im Jahr zuvor und damit auf dem niedrigsten Stand seit elf Jahren.

Theaterstück: Im vergangenen Jahr wurde „Das kleine Zebra“ landesweit 30 Mal an Kitas und Grundschulen aufgeführt, das Zebra und seine Botschaften erreichten mehr als 1300 Kids