Die Stadt will die Fußwege in Möhringen verbessern. Ein Planungsbüro hat bereits Routen ausgemacht. Der Bezirksbeirat meint allerdings, dass die falschen Verbindungen im Fokus liegen.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Zwei Arten von Fußgängerverbindungen hat das Amt für Stadtplanung und Wohnen definiert: Hauptfußwegeverbindungen und Flanierrouten. Erstere sind die Wege, die Passanten zum Beispiel zum Einkaufen, zu Schulen oder zum Arzt zurücklegen. Flanierrouten beschreiben eher Wege durch attraktive städtebauliche Räume, mit Grünflächen und Ruhezonen. In der Stuttgarter Innenstadt hat das Stadtplanungsamt bereits 30 solcher Routen mit insgesamt etwa 70 Kilometern ausgemacht, nun soll das Fußverkehrskonzept auf weitere Bezirke im Stadtgebiet ausgeweitet werden, erklärte Felix Märker vom Sachgebiet Allgemeine Verkehrsplanung vergangene Woche im Möhringer Bezirksbeirat.

 

Wo hapert es bei der Aufenthaltsqualität?

Das von der Stadt beauftragte Büro Planersocietät habe Wege im Bezirk ausgemacht, die es nun zu untersuchen gelte. Darunter sind zum Beispiel die Filderbahnstraße, Hechinger Straße und Vaihinger Straße als Hauptfußwegeverbindungen sowie zum Beispiel die Gammertinger Straße als Flanierroute. „Es folgt eine Mängelanalyse“, sagte Märker. Wo gibt es Engstellen? Wo Barrieren wie zu hohe Bordsteine? Nach der Analyse werde ein Konzept erstellt, wie sich die Aufenthaltsqualität für Fußgänger verbessern lasse. Das Konzept soll bis zum Herbst stehen. „Wir wollen die Mittel dafür im Doppelhaushalt 2024/25 beantragen und dann in die Umsetzung gehen“, sagte Felix Märker.

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Seitens der Möhringer Bezirksbeiräte hagelte es allerdings Kritik an dem Konzept. Die Theorie passe nicht zur Realität in Möhringen, sagte Fred Wagner (CDU). Zudem gebe es bereits ein Verkehrskonzept für den Bezirk, ob man dieses in die Planungen einbezogen habe, fragte er. Man dürfe nicht nur den Fußverkehr betrachten, sondern müsse sämtliche Verkehre diskutieren, auch den Rad- und Kfz-Verkehr. Björn Hermann (CDU) bezeichnete das Konzept als „am grünen Tisch“ entworfen und bezweifelte, dass die Planer die Verhältnisse vor Ort kennen. Wichtige Routen, zum Beispiel zu Schulen, tauchten in den Planungen nicht als Hauptwege auf, sondern lediglich als Ergänzungsrouten, kritisierte er. Felix Märker entgegnete, dass die Planer vor Ort gewesen seien. „Sie haben geschaut, wo die Menschen sich aufhalten“, sagte der Mann vom Stadtplanungsamt.

Welche Routen nutzen die Fußgänger in Möhringen?

Die Bezirksbeiräte kritisierten weiter: Es fehle eine Route in Richtung Osten zum SI-Centrum, so Monika Herrmann (Grüne). Man sollte einen anderen Ansatz wählen: „Mit der Mängelanalyse beginnen und schauen, was mit den Routen nicht in Ordnung ist“, sagte Dieter Bernhard (SPD). Außerdem kam die Frage auf, welche Konsequenz die Benennung als Flanierroute oder Hauptfußwegeverbindung für den Begegnungsverkehr auf landwirtschaftlichen Wegen habe, ob Fußgänger damit bevorrechtigt seien oder Wege gar für andere Verkehrsteilnehmer gesperrt werden können. Das verneinte Felix Märker. „Es geht uns nicht darum, Wege zu sperren, sondern das Miteinander verschiedener Verkehrsarten bestmöglich zu verbessern.“ Zwänge oder rechtliche Konsequenzen habe das Konzept keine, es sei lediglich ein strategisches Instrument, um den Fußverkehr in bestehende Planungen zu integrieren.

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Einen Beschluss für oder gegen die Festlegung der Routen in Möhringen fassten die Bezirksbeiräte letztlich nicht. Sie wollen eine Arbeitsgruppe bilden und sich die Fußverbindungen im Stadtbezirk noch einmal anschauen, gerne zusammen mit Vertretern der Verwaltung und des Planungsbüros, und dann Vorschläge für Fußgängerrouten einbringen.