Neben der Rosensteinbrücke wird kein Ersatzbauwerk erstellt. Die Stadt rückt von einer Interimslösung ab, weil der Uferanschluss, der im Mineralwasserschutzgebiet liegen würde, jede Menge Fragen aufwirft.

Seit Mitte Mai ist die Rosensteinbrücke für den Verkehr gesperrt – Radfahrer und Fußgänger ausgenommen. Noch stehen die abschließenden Laboruntersuchungen aus, Stichproben vor Ort – an mehreren Stellen wurde der Stahl im Beton freigelegt – und die Modellierung der knapp 70 Jahre alten Konstruktion mit spezieller Software durch das Bauingenieurbüro Leonhardt, Andrä & Partner haben jedoch ergeben, dass „das Bauwerk keine Reserven mehr hat, die Verkehrslast zu tragen“, so Claus-Dieter Hauck, beim städtischen Tiefbauamt für den Brücken- und Tunnelbau zuständig. Kurzum, die Rosensteinbrücke ist so marode, dass sie abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden muss.

 

Schadensbild erstmals in Stadt Brandenburg entdeckt

Auslöser für die Überprüfung waren neue Erkenntnisse des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur zu Schäden an Spannbetonbrücken. Sie wurden beim Brückenabriss in der Stadt Brandenburg erstmals entdeckt. In einem Schreiben wurde die Stadt Stuttgart Ende 2021 darüber informiert, dass auch die Rosensteinbrücke aufgrund des Bauverfahrens und des verwendeten Materials betroffen sein könnte.

Der Verdacht hat sich bestätigt. Als das Ausmaß des Schadens klar war, läuteten im städtischen Tiefbauamt im Frühjahr nicht nur die Alarmglocken, unter Hochdruck ist auch an Lösungen getüftelt worden. Unter anderem wurde nach einem intensiven Austausch mit der Stuttgarter Straßenbahnen AG geprüft, ob man die Brücke so stabilisieren kann, dass zumindest die Busse der Linie 52 und 56 sie in Richtung Cannstatter Altstadt befahren können. „Es hat sich aber gezeigt, dass sich dieser Wunsch nicht realisieren lässt.“

Brückenpfeiler im Mineralwasserschutzgebiet

Im Raum stand außerdem eine Behelfskonstruktion, die wenige Meter neben der Rosensteinbrücke errichtet werden könnte. Mit ihr hätte die Stadt Zeit für den Abriss und den eigentlichen Neubau gewinnen können. Von dieser Überlegung ist man jedoch abgekommen, wie Claus-Dieter Hauck am Dienstag im Ausschuss für Stadtentenwicklung und Technik bestätigt. „Vor allem der Anschluss der Behelfsbrücke wirft eine Menge Fragen auf.“ Um die Fahrbahn zur neuen Brücke hin zu verschwenken, hätte man unter anderem Bäume fällen müssen.

Die Gründung, also das Setzen der Brückenpfeiler, im Mineralwasserschutzgebiet stelle aber die größte Schwierigkeit dar. „Deshalb legen wir das Hauptaugenmerk auf die Neubauplanung der Rosensteinbrücke“, so Hauck. Sie müsse möglichst schnell vorangetrieben werden. „Unsere Personalressourcen sind zwar begrenzt. Dennoch werden wir Mitarbeiter von laufenden Projekten gegebenenfalls abziehen, um in das Vorhaben einsteigen zu können.“ Wir versuchen gerade die ganzen Rahmenbedingungen, die wir dafür benötigen zusammenzustellen.“ Eine Aussage zum Zeitplan und Kostenrahmen sei derzeit noch nicht möglich. „Dazu muss zunächst die Vergabe der Planungsaufgabe durchgeführt und die Beauftragung eines Planungsbüros erfolgen“, so Hauck.

Neubau soll auch Autos und Lastwagen aushalten

Noch ist der Neubau der Rosensteinbrücke also Zukunftsmusik, wie berichtet fordert das öko-soziale Lager im Stuttgarter Gemeinderat schon jetzt, dass auch er autofrei werden soll. Maximal Anlieger sollen die Brücke mit ihren Autos noch nutzen dürfen. Ziel der Maßnahme ist es, die Aufenthaltsqualität am Cannstatter Neckarufer weiter zu verbessern. In die politische Diskussion, wer künftig noch über die Rosensteinbrücke fahren darf, will sich Claus-Dieter Hauck nicht einmischen. Er macht jedoch klar, dass der Neubau der Brücke vom Tiefbauamt und dem Stadtplanungsamt so konzipiert wird, dass sie auch Lastwagen und Autos aushält. „Falls die nächstliegenden Brücken, also die König-Karls-Brücke oder die Reinhold-Maier-Brücke, mal saniert werden müssen und dort dann mit Einschränkungen zu rechnen ist, brauchen wir einen Ersatz, der für alle Verkehrsmittel ausgelegt ist.“

SPD-Stadtrat will Entwicklung abwarten

Nach den Sommerferien wird das Tiefbauamt dem Gemeinderat sowie den Bezirksbeiräten Bad Cannstatt und Münster über die Rosensteinbrücke ausführlich berichten. Unter anderem SPD-Stadtrat Stefan Conzelmann stimmte Claus-Dieter Hauck in diesem Punkt aber schon am Dienstag zu. Generell müsse man offen an die Sache rangehen. „Wenn sich der Verkehr in drei Jahren über die Linksabbieger-Rampe zur König-Karls-Brücke eingependelt hat, fehlt mir aber die Fantasie, die Rosensteinbrücke komplett aufzumachen.“ Zumal auch die Fertigstellung des Leuze-Knotens für weitere Entlastung sorgen könnte.