Fahrradfahrer auf dem Gehweg oder unterwegs in der falschen Richtung in einer Einbahnstraße – solche Situationen sind immer wieder zu beobachten, und manchmal wird es gefährlich. So zum Beispiel auf der Robert-Leicht-Straße in Stuttgart-Vaihingen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen - Die Mitglieder der Initiative Radentscheid Stuttgart argumentieren, dass mehr Menschen das Fahrrad nutzen würden, wenn die Bedingungen dafür besser wären. Dies sei eine Teillösung für das Verkehrsproblem auf der Filderebene im Allgemeinen und rund um den Synergiepark im Speziellen. Auf ein Interview zu diesem Thema haben zahlreiche Leser reagiert.

 

„Wer schreibt eigentlich mal einen so großen Artikel über die Angst der Fußgänger vor rasenden und rabiaten Radfahrern? Auf Gehwegen, wo sie gar nicht fahren dürfen, und vor allem auf Wegen, die für Radfahrer und Fußgänger freigegeben sind. Hier spielen sich erschreckende Szenen ab“, heißt es in einer Mail an unsere Zeitung. In einem Brief steht: „Ja, die Radfahrer, denen muss man es so leicht und angenehm wie möglich machen! Dabei gibt es nur ein kleines Problem: Auf den von Radfahrern benutzten Wegen befinden sich auch andere, vor allem schwächere Verkehrsteilnehmer, nämlich Fußgänger, nicht selten mit kleinen Kindern oder Hunden. Wie steht es um die Sicherheit der Fußgänger, oder wie angenehm gestaltet sich deren Wegstrecke?“

Es habe schon mindestens zwei Beinahe-Unfälle gegeben

Georg Hüttinger sieht es ähnlich. Er wohnt an der Robert-Leicht-Straße in Vaihingen und hat vor Kurzem an den Bezirksvorsteher Kai Jehle-Mungenast geschrieben. Vor seiner Haustür seien regelmäßig Radfahrer auf dem Gehweg unterwegs, obwohl das eigentlich verboten sei. Durch die E-Scooter habe sich die Situation weiter verschärft. Zudem würden diese Gefährte oft wahllos auf dem Bürgersteig abgestellt werden. „Sehr viele Fahrradfahrer kennen offenbar weder die Verkehrszeichen noch haben sie einen Kfz-Führerschein“, schreibt der Vaihinger. Viele Radfahrer seien auf der Robert-Leicht-Straße entgegen der Einbahnstraßenrichtung unterwegs, also in Richtung Schwabengalerie – teils auf der Straße, teils auf dem Gehweg. Hüttinger erkundigte sich bereits Anfang des Jahres beim Ordnungsamt und bekam die eindeutige Antwort, dass beides verboten sei.

Von denen, die stadtauswärts radeln, würden etwa 30 Prozent auf dem Bürgersteig fahren, „obwohl auch dies nirgends durch ein Schild erlaubt wird“. Dabei seien es kaum Kinder, die dort unterwegs seien. „Die Anzahl der Radfahrer teilt sich auf in junge Erwachsene verschiedener Nationalitäten, also sehr wahrscheinlich Studierende, und erwachsene Einheimische aller Altersklassen.“ Hüttinger ergänzt: „Wir sprechen hier nicht von fünf Radfahrern am Tag und einem Vorfall im Monat, sondern je nach Tageszeit von 20 bis 30 Radfahrern die Stunde und mindestens zwei Beinahe-Unfällen in der Woche. An der Kreuzung zur Schießmauerstraße habe es dieses Jahr schon zwei Unfälle mit Auto- und Radfahrern gegeben – beide seien zum Glück glimpflich ausgegangen.

Man habe Glück, wenn man nicht angepöbelt werde

„Am meisten ärgert uns daran aber, dass die Radfahrer sich auch noch im Recht fühlen, wenn man sie fragt, warum sie hier vorschriftswidrig fahren. Und man muss dabei Glück haben, wenn man nicht angepöbelt wird“, schimpft Hüttinger.

Der Bezirksvorsteher Kai Jehle-Mungenast erklärt, dass es sich um ein allgemeines Problem handle. In der Antwort des Bezirksamts heißt es: „Auch uns ist auf dem Weg zu Terminen der teilweise kritische Radverkehr im Bereich der oberen Robert-Leicht-Straße bereits aufgefallen. Wenn es dann noch gehäuft zu gefährlichen Situationen kommt, können wir Ihre Sorge sehr gut nachvollziehen.“

Die sinnvollste Lösung: gegenseitige Rücksichtnahme

Jehle-Mungenast hat das Anliegen an das Amt für öffentliche Ordnung weitergegeben. Dort werde die Situation nach Absprache mit dem Bezirksamt wie folgt eingeschätzt: Weitere Verbotsschilder für Radfahrer und E-Scooter würden mangels geeigneter Schilder und Platz nicht in Frage kommen. Ebenso sei eine Freigabe der Robert-Leicht-Straße für Radfahrer entgegen der Einbahnregelung aufgrund der örtlichen Gegebenheiten keine Option. Denn die Fahrbahn sei teilweise eng und schlecht einzusehen, außerdem sei dort der Linienbus unterwegs. Zudem gebe es für Radfahrer eigentlich geeignete Alternativwege wie die Pfarrhaus- und die Seerosenstraße. „Gegebenenfalls wäre eine ergänzende Wegweisung für Radfahrer sinnvoll“, schreibt das Bezirksamt. Zuständig dafür sei das Tiefbauamt.

Jehle-Mungenast ergänzt: „An dieser Stelle, wie an vielen anderen Stellen, ist eigentlich alles geregelt. Doch nicht alle halten sich an diese Regeln. Das ist ein großer Teil des Problems.“ Gegen bewusstes Fehlverhalten würden nur mehr Kontrollen helfen. Darum sei auch die Polizei informiert, insbesondere auch wegen der genannten Unfälle. „Wo immer verschiedene Mobilitätsformen aufeinandertreffen – Autos, Radfahrer, Fußgänger – kommt es zu einer Konkurrenzsituation. Dann gilt eines ganz besonders: Gegenseitige Rücksichtnahme“, so das Plädoyer des Bezirksvorstehers.