Durch steigende Schwarzwild-Zahlen in Fellbach und Kernen fürchten die liberalen Landtagsabgeordneten Ulrich Goll und Jochen Haußmann eine Unfallzunahme rund um den Kappelbergtunnel.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Am Kappelbergtunnel machen die Wildschweine bisher noch keine Probleme. Der Blick auf die Bundesstraßen im Rems-Murr-Kreis zeigt aber, dass sich das schnell ändern kann: Derzeit sind die B 14 auf Höhe Schwaikheim, der Teiler B 14 / B 19 im Bereich Fellbach/Waiblingen und die B 29 von Remshalden bis Winterbach die Schwerpunkte für Wildunfälle. So steht es in einer Antwort des Ministeriums für ländlichen Raum und Verbraucherschutz, die die Landtagsabgeordneten Jochen Haußmann und Ulrich Goll erhalten haben. Das liberale Duo hat das Thema speziell mit dem Blick auf den Kappelbergtunnel aufgegriffen, „weil Bürger und Jäger aus Fellbach und dem Remstal uns vom vermehrten Auftreten von Wildschweinen berichten und der Tunnel ein besonders neuralgischer Punkt ist.“ Die Auskunft aus dem Ministerium stufen sie in einer gemeinsamen Erklärung so ein: „Noch herrscht Ruhe, aber eine Entwarnung kann nicht gegeben werden.“

 

Wildschweine machen dabei nicht nur im Straßenverkehr Probleme

Insgesamt 32 Wildschweine haben in der Jagdsaison 2016/17 im Rems-Murr-Kreis als „Verkehrsverlust“ ihr Leben gelassen, sprich Unfälle verursacht. Es war schon schlimmer: 91 waren es in der Saison 2012/13. Zum Vergleich: Damals lag die Jagdstrecke im Rems-Murr-Kreis bei 2272 Schweinen. 2016/17 waren es 1390.

Dass das Schwarzwild zunimmt, ist dabei keine Frage, auch wenn die Zahlen der geschossenen Tiere schwanken. Wildschweine machen dabei nicht nur im Straßenverkehr Probleme, aber bei der Frage nach genauen Schadenszahlen muss das Ministerium passen: „Eine statistische Übersicht der Schwarzwildschäden im Rems-Murr-Kreis liegt den Verwaltungsbehörden nicht vor.“ Auch zur Entwicklung der Zahl der Verkehrsunfälle mit einer Beteiligung von Schwarzwild kann keine Aussage getroffen werden, da eine Unter-teilung nach Art des Wildes nicht erfolgt. Für Jochen Haußmann steht allerdings fest, dass es „in Fellbach beziehungsweise nahe des Kappelbergtunnels eine unerfreuliche Entwicklung gibt“. Er zitiert das Ministerium: „Das Vorkommen von Schwarzwild im Raum Fellbach ist nach Auskunft der örtlichen Jäger ein neueres, aber zunehmendes Phänomen.“ Bisher trifft’s nicht die Autofahrer, aber Landwirte und Stücklesbesitzer: „Laut Erkenntnissen der Unteren Jagdbehörde des Rems-Murr-Kreises nehmen die Schäden durch Wildschweine in Weinbergen zu – neben den Schäden durch Umbrechen treten auch Schäden an den Früchten auf.“ Das dürfte, ergänzt Ulrich Goll, „eine Folge der noch von Grün-Rot eingeführten Zwei-Monats-Schonfrist für Wildschweine sein, die ausgerechnet im jagdfreundlichen Frühjahr eine wirksame Regulierung behindert.“

Ulrich Goll plädiert auf revierübergreifende Zusammenarbeit der Jäger aus Stuttgart und Fellbach

Am Kappelbergtunnel sind laut dem Ministerium die möglichen Vorkehrungen getroffen: „An den Tunnelportalen sind teilweise Wildschutzzäune vorhanden. Es sind im Tunnelbereich keine signifikanten Tierquerungen bekannt“. Eine Wildwarnanlage sei wegen starker nachteiliger Auswirkungen auf den Verkehr nicht geeignet.

Was die Jäger tun, lässt sich beziffern: „Im gesamten Rems-Murr-Kreis werden jedes Jahr rund 20 bis 25 revierübergreifende Drückjagden durchgeführt. Die Fellbacher Jagdpächter und die Kollegen der Stuttgarter Teiljagdbezirke haben in den letzten Jahren pro Jagdjahr jeweils eine gemeinsame Drückjagd durchgeführt.“ Ulrich Goll plädiert deshalb für verstärkte revierübergreifende Zusammenarbeit der Jäger aus Stuttgart und Fellbach: „Neben zusätzlichen gemeinsamen Drückjagden sind ja auch gemeinsame Abstimmungen über Präventionsmaßnahmen in Weinbergen und Streuobstwiesen denkbar.“ Jochen Haußmann sieht’s mit Blick auch auf die Schäden im Remstal genauso: „Die Jäger erfüllen hier eine Schlüsselrolle, da es für Wildschweine keine natürlichen Feinde gibt, die deren weiteres Vordringen in besiedelte und landwirtschaftlich genutzte Bereiche verhindern können.“