Als die Wohnstadt Stuttgart-Asemwald vor 50 Jahren hochgezogen worden ist, war an E-Mobilität noch nicht zu denken. Damit E-Autos dort künftig Strom tanken können, muss sich einiges ändern.

Asemwald - Vor einem Jahr hat sich Wolfgang Kurz ein Hybridauto gekauft. Wenn schon ein neues Auto, dann dürfe es auch umweltfreundlicher sein – so sein Gedanke dahinter. Der Mann wohnt im Asemwald und lädt sein neues Fahrzeug über eine normale Steckdose in der Garage. Das dauert. Mit einer Wallbox ginge es zwar schneller, aber die war Wolfgang Kurz erstens zu teuer, und zweitens kann das die Stromversorgung in der Sammeltiefgarage nicht verkraften – spätestens, wenn noch mehr Leute ihr Auto dort laden wollen. Deshalb arbeitet die Hausverwaltung Klauß & Partner an einem Konzept für die Ladeinfrastruktur in der Wohnstadt.

 

Konkrete Ideen werden die Verantwortlichen bei der nächsten Eigentümerversammlung vorlegen. Geplant ist die für das vierte Quartal dieses Jahres, das hängt aber freilich vom Verlauf der Coronapandemie ab. In der Zwischenzeit überlegt sich ein Team um den Verwalter Stefan Geiger, wo und wie künftig Lademöglichkeiten angeboten werden können. „Idealerweise bringen wir oberirdisch Ladestationen an, damit Besucher dort ihr Fahrzeug laden können, bis sie wieder wegfahren“, sagt Stefan Geiger. Die Kehrseite dieser Möglichkeit ist aber, dass das Fremdparker anziehen könnte, die gar nichts mit dem Asemwald zu tun haben. „Das wäre kontraproduktiv“, sagt Stefan Geiger.

Eine Wallbox wird es kaum für jeden in Stuttgart-Asemwald geben

Eine andere Idee ist, die Tiefgarage mit mehr Strom zu versorgen als bisher. Der Asemwald feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen, entsprechend alt sind die Leitungen in der Tiefgarage. „Gerade ist die Versorgung auf die reine Beleuchtung ausgelegt“, sagt der Hybridauto-Besitzer Wolfgang Kurz, der mit der Verwaltung an einem Ladekonzept arbeitet, „damals hatte man noch nicht einmal elektrische Garagentore“. Aller Wahrscheinlichkeit nach müsste man auch einen Transformator auf das Gelände stellen. „Und dafür muss man erst einmal Platz finden“, sagt Stefan Geiger, „von außen denkt man, der Asemwald ist so groß, aber der Standort für einen Transformator wäre schon ein Problem“.

Sollte es künftig in der Tiefgarage die Möglichkeit geben, ein Elektroauto aufzuladen, wird dennoch nicht jeder eine Wallbox oder eine Steckdose bekommen, meint die Verwaltung. „Das würde schon gehen, aber dann wäre es hier dunkel“, sagt Stefan Geiger und verweist auf den enormen Stromverbrauch. Wolfgang Kurz denkt eher daran, die technischen Voraussetzungen für einen Anschluss zu schaffen, und wer dann auf seinem Platz laden wolle, müsse sich um eine Wallbox selbst kümmern und auch dafür zahlen.

Offene Fragen zum Brandschutz in der Tiefgarage

Das Laden auf privaten Flächen ist für die Asemwald-Bewohner die einzige Möglichkeit. Denn eine öffentliche Ladesäule könnte höchstens auf die paar Quadratmeter am Altglascontainer gestellt werden, die der Stadt gehören. Laut Michael Hagel, der bei der Stadt für Elektromobilität zuständig ist, gibt es dort aber nicht genügend Strom für eine Ladestation. „Als Ersatz wollen wir eine Ladesäule am Plieninger Bezirksrathaus aufstellen“, sagt Hagel. Das ist vom Asemwald recht weit entfernt. Die Verwaltung der Wohnstadt hätte sich über Ladesäulen auf der städtischen Fläche am Glascontainer gefreut. „Den aktuellen Bedarf würde das abdecken“, sagt Stefan Geiger.

Bis zur nächsten Eigentümerversammlung arbeitet die Hausverwaltung nun ihre Ideen aus. Fragen zum Brandschutz in der Tiefgarage sind zu klären, außerdem ist hinter den Kosten noch ein großes Fragezeichen. Auch bei den Bewohnern glaubt Stefan Geiger noch Überzeugungsarbeit leisten zu müssen. „Da werden einige aufschreien, wenn wir für oberirdische Ladestationen zwei Parkplätze opfern müssen“, sagt er, „aber die E-Mobilität wird einfach die Zukunft sein“. Außerdem fördere es die Attraktivität der Wohnstadt, wenn es vor Ort eine gute Ladeinfrastruktur gibt.