Als sie vor mehr als 20 Jahren von Helmut Dietl entdeckt wurde, hat niemand mit dieser Karriere der pausbäckigen Blondine gerechnet. Heute ist Veronica Ferres nicht mehr pausbäckig, aber das vielleicht bekannteste Gesicht im deutschen Fernsehen. Am 10. Juni wird das einstige Superweib 50.

München - Helmut Dietl ist schuld. Hätte der in diesem März gestorbene Filmemacher eine etwas pausbäckige Veronica Ferres vor mehr als 20 Jahren nicht als Fälscher-Muse Martha in seiner Satire „Schtonk“ besetzt, wäre Deutschland heute womöglich um eines seiner bekanntesten Film- und Fernsehgesichter ärmer. Der Film nämlich gab den Startschuss für eine lange Ausnahmekarriere: „Rossini“, „Late Show“ folgten - und natürlich das „Superweib“, das Ferres’ Image auf lange Zeit festzulegen drohte.

 

Zu ihrem 50. Geburtstag am 10. Juni hat Ferres es aber längst geschafft, dieses Image hinter sich zu lassen. Sie legt eine Vielseitigkeit an den Tag, die ihr zu Anfang wohl nur die wenigsten zugetraut hätten, spielt eine Polizeiseelsorgerin („Lena Fauch“) und wagt sich an zeitgenössische Stoffe wie den Fall Marco („Marco W. - 247 Tage im türkischen Gefängnis“, 2011) oder die Tsunami-Katastrophe („Tsunami - Das Leben danach“, 2012).

Nur ein Interview zum 50. Geburtstag

Gerade hat sie in Bolivien unter der Regie von Werner Herzog den Kinofilm „Salt And Fire“ gedreht. Ferres ist inzwischen öfter in internationalen Produktionen zu sehen - zum Beispiel in „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“ (2014) oder „Der Teufelsgeiger“ (2013). Interviews will sie zu ihrem 50. Geburtstag nicht geben - nur eins, das lange vereinbart sei, sagt ihr Sprecher Peter Schulze. „Ihren Geburtstag feiert sie privat.“

Veronica Ferres ist ein Star. Das habe sie vor allem ihrer Hartnäckigkeit zu verdanken, sagt sie. Hartnäckig habe sie ihren Lebenstraum verfolgt - bloß weg aus dem engen, vorgezeichneten Leben in Solingen, hin zur großen Welt von Theater und Film. „Diese Sehnsucht nach mehr Leben hat mich auch zur Schauspielerei geführt“, sagt die Schauspielerin im Filmporträt „Veronica Ferres - Es muss doch mehr geben im Leben“ aus der Reihe „Lebenslinien“ im Bayerischen Fernsehen.

Private Einblicke sind selten

Der Film zeigt Ferres von einer sehr privaten Seite: Beim Apfelkuchenbacken daheim, beim Treffen mit ihrer besten Freundin in München oder in ihrer alten Heimat in Solingen. In der nordrhein-westfälischen Stadt wuchs die Schauspielerin auf, zwischen Kohlehaufen und Kartoffelsäcken, wie sie erzählt. „Wir sind die kuk-Monarchie - Kohlen und Kartoffeln“, so die trotzige Formel, mit der sie und ihre beiden Brüder sich trösteten, wenn die Nachbarskinder mal wieder nicht mit den staubverdreckten Ferres-Kindern des Kohlen- und Kartoffelhändlers spielen wollten.

Doch diese Zeiten sind längst vorbei. 1983, nach dem Abitur, zog Ferres nach München, studierte Theaterwissenschaften und Psychologie und versuchte, als Schauspielerin Fuß zu fassen, während sie sich mit allerlei Jobs über Wasser hielt. Gegen den Willen der Eltern, die sich das Leben ihrer einzigen Tochter ganz anders erhofft hatten. Doch Veronica setzte sich durch.

1992 ergatterte sie eine Rolle in der Filmsatire „Schtonk“ - und den Regisseur Helmut Dietl gleich dazu, mit dem sie zehn Jahre lang ein Paar bildete. Der Rest ist deutsche Filmgeschichte.

„Ich möchte geliebt werden, so anstrengend wie ich bin, so widersprüchlich wie ich bin, so unberechenbar wie ich bin“, sagt Ferres dazu in „Lebenslinien“. Mit dem Unternehmer Carsten Maschmeyer, ihrem zweiten Ehemann nach Martin Krug, habe sie diese Liebe gefunden. „Das ist das Schönste, dass man das Gefühl hat, man wird so geliebt, wie man einfach ist.“ Im September 2014 gaben die beiden sich in Südfrankreich das Jawort.

Dass manche sie als Schauspielerin nicht mögen oder gar vehement ablehnen, macht ihr nichts aus, wie sie sagt. Ihr ist etwas anderes wichtig, wie sie einmal im Interview der Deutschen Presse-Agentur sagte: „Die Leidenschaft für meinen Beruf. Immer das Beste geben - nur das zählt für mich.“