Der Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS), Horst Stammler, stellt sich bei den Backnanger Gesprächen den Kritikern.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Oft sehe er beim Bahnhof vom Bus leider nur noch die Rücklichter, erklärt ein Besucher der Backnanger Gespräche des SPD-Landtagsabgeordneten Gernot Gruber. Bei der Veranstaltung geht es diesmal um das Thema Nahverkehr. Der Geschäftsführer des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS), Horst Stammler, stellt sich seinen Kritikern, er sagt, es gebe, „Licht und Schatten“. Aus der Sicht jener Menschen, die sich an diesem Abend im Feuerwehrgerätehaus zu Wort melden, überwiegt ganz offenkundig der Schatten.

 

Der Mann, der nach seinen Fahrten mit der Bahn in Sulzbach regelmäßig den Anschlussbus verpasst, sagt, er sei „ein Opfer hoch drei“. Er wohne in Großerlach und pendele mit Bussen und Bahnen nach Esslingen zur Arbeit. Es gebe zu wenige Busse, und die Anschlüsse passten oft nicht. Um sicher zu sein, dass er Termine einhalten kann, müsse er mitunter zwei Züge Puffer einbauen – also viel zu früh starten.

Die Züge kommen oft zu spät an

Ganz ähnlich geht es anderen VVS-Kunden. Ein Mann kritisiert, dass er den Bus von Backnang ins Weissacher Tal regelmäßig verpasse, weil die Züge zu spät ankämen. Mitunter endeten die S-Bahnen sogar schon in Winnenden, dann müsse er auf die nächste Bahn nach Backnang warten. Abends müsse er mitunter eineinhalb Stunden lang auf dem Bahnhof in Backnang ausharren, bis der Bus komme. Ein VVS-Kunde sagt, er fahre oft mit dem Auto bis an den Stuttgarter Stadtrand, dort steige er in die Straßenbahn um – weil die S-Bahnen so unpünktlich seien. Wieder ein anderer Bahnkunde, der ein Jahresticket hat, fordert wegen der vielen Verspätungen und verpassten Anschlüsse die Erstattung der Kosten eines Monatstickets, mindestens. Ein anderer sagt, Kunden, die lange warten, sollten ein Taxi bezahlt bekommen.

Kritisiert wird zudem, dass es nicht immer möglich sei, das Fahrrad im Zug zu transportieren. Und die Fahrkartenautomaten, sagt ein älterer Herr, seien viel zu umständlich zu bedienen.

Stammler: „Wir wollen einfacher und preiswerter werden.“

Stammler wirbt bei seiner Stippvisite in der Murrstadt mit großem Engagement für den Öffentlichen Personennahverkehr, sagt, das Auto sei zwar eine tolle Erfindung. Zu viele Autos sein aber „problematisch – wie zu viel Alkohol“. Ohne S-Bahnen sei das Feinstaub-Problem nicht in den Griff zu bekommen. Er gibt zu: „Die S-Bahn schwächelt.“ Und er sagt: „Wir müssen besser werden.“ Stammler lobt den Koalitionsvertrag, den CDU, CSU und SPD jetzt vorgelegt haben. Die Koalition erteile allen Privatisierungsbestrebungen der Bahn eine klare Absage. Zugesagt würden deutlich mehr Investitionen in die Infrastruktur. Davon verspricht er sich Verbesserungen auch für den Zugverkehr in der Region Stuttgart.

Von 2019 an würden im VVS-Gebiet – auch im Raum Backnang – mehr Busse eingesetzt. Stammler sagt: „Wir wollen einfacher und preiswerter werden.“ Aus den bis dato 52 Zonen sollten weniger werden, womöglich nur noch sechs. Sein Ziel sei es zudem, die Preise für die Tagestickets deutlich zu senken. Zur Kritik an den Automaten sagt der VVS-Mann: „Wir kommen gerne zu Schulungen“, zum Beispiel in Altenheimen. Kinderleicht sei es indes, die Fahrkarten mit dem Smartphone zu kaufen.