2017 soll ein Mann einen 31-Jährigen in Stuttgart fast totgetreten haben. Zudem sei er Mitglied einer Einbrecherbande, so die Staatsanwaltschaft. Jetzt läuft der Prozess.

Stuttgart - Ein Mann aus Leonberg steht vor der 19. Strafkammer des Landgerichts, weil er Mitglied einer Einbrecherbande gewesen sein soll – und weil er einen Mann laut Anklage fast totgeschlagen habe. Die Vorwürfe datieren aus dem Jahr 2017. Der 24-Jährige hatte sich abgesetzt, konnte jedoch Anfang September vergangenen Jahres dingfest gemacht werden.

 

Ein Schädelhirntrauma, eine Hirnblutung, etliche Brüche im Gesicht und am Schädel, gebrochene Rippen und ausgeschlagene Zähne – so liest sich die Liste der Verletzungen, die zwei Männer in der Nacht auf den 28. Juni 2017 davongetragen hatten. Am schlimmsten hatte es einen damals 31-Jährigen erwischt. Die mutmaßlichen Komplizen des 24-Jährigen hatten den Gewaltausbruch im ersten Prozess bestritten. Sie hätten niemanden geschlagen, so die drei Angeklagten im April 2018 vor dem Landgericht. „Wie erklären Sie, dass hier fast ein Toter zurückgeblieben ist, der nur durch ärztliche Kunst am Leben gehalten werden konnte?“, hatte der Vorsitzende Richter damals gefragt – und keine Antwort bekommen.

Situation gerät außer Kontrolle

Der jetzt Angeklagte soll bei der wüsten Prügelei mit von der Partie gewesen sein. Der Wirt eines Lokals in Bad Cannstatt hatte einem Kollegen in dessen Kneipe im Hallschlag einen Besuch abgestattet. Dort soll ein Mann die Freundin des Besuchers angemacht haben. Es kam zu einer Schubserei, der Wirt verließ mit seiner Freundin das Lokal und fuhr in sein eigenes nach Cannstatt zurück. Dort tauchte später der 31-Jährige auf, der sich zuvor an die Freundin „rangeschmissen“ haben soll. Man kannte sich, der 31-Jährige war Stammgast in der Cannstatter Kneipe.

Irgendwie geriet die Situation außer Kontrolle. Mehrere Männer stürmten aus dem Lokal und gingen auf den 31-Jährigen und dessen Begleiter los – mit den bereits aufgelisteten Folgen. Es wurde geschlagen und getreten. Der jetzt Angeklagte soll dem am Boden liegenden 31-Jährigen am Ende noch einen stampfenden Tritt auf den Kopf verpasst haben.

Einer seiner mutmaßlichen Prügelkomplizen soll ebenfalls gegen den Kopf des Opfers getreten haben. „Wie ein Torwart beim Abschlag“, so Augenzeugen im ersten Prozess. Die 9. Strafkammer hatte die zwei Schläger und den Gastwirt im April 2018 schuldig gesprochen. Die zwei Schläger wurden zu sechs und zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Der Wirt kam mit einer Bewährungsstrafe davon.

17 Wohnungseinbrüche

Bei dem 24-Jährigen stehen neben versuchtem Totschlag und gefährlicher Körperverletzung noch 17 Wohnungseinbrüche zur Debatte. Er soll Mitglied einer Gruppe gewesen sein, die von März bis Juni 2017 im Rems-Murr-Kreis vornehmlich Häuser und Wohnungen hochbetagter Menschen heimgesucht hatte. Der Angeklagte habe, so Staatsanwalt Thomas Schek, seine Wohnung in Bad Cannstatt zur Tatplanung zur Verfügung gestellt. An mehreren Einbrüchen sei er direkt beteiligt gewesen. Tatorte waren unter anderem Backnang, Schorndorf, Fellbach, Weinstadt-Beutelsbach und Weissach. Die Beute bestand aus mehreren Tausend Euro Bargeld und etlichen Schmuckstücken. Auch vor den Eheringen der Opfer machten die Einbrecher nicht Halt.

Am ersten Prozesstag wurde lediglich der Anklagesatz verlesen. „Mein Mandant wird aussagen“, kündigte Verteidigerin Amely Schweizer an. Der Prozess wird fortgesetzt.