Die Arbeiten „Kunststation Villa Moser“ und „Gate of Hope“ bei der Löwentorkreuzung sind teils demontiert und verwittert. Der Künstler ist am Erhalt seiner Arbeit sehr interessiert

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Um die Ruine der Villa des früheren Stuttgarter Schokoladenfabrikanten Eduard Otto Moser bei der Löwentor-Kreuzung einem größeren Publikum zugänglich zu machen, hat der Architekt und Bühnenbildner Hans-Dieter Schaal die Kunstinstallation Villa Moser geschaffen anlässlich der Internationalen Gartenbau-Ausstellung (Iga) 1993. Doch inzwischen ist das Kunstwerk rund um die Ruine längst selbst zur Ruine verkommen.

 

Während vor einigen Wochen Mitarbeiter des Garten- und Friedhofsamtes am nahegelegenen Pragsattel das Iga-Kunstwerk „Sanctuarium“ von Herman de Vries abgeholzt und damit zerstört haben, wurde wenige hundert Meter weiter abwärts in Sachen „Kunststation Villa Moser“ gar nichts unternommen, sprich: Hier wurde verkommen lassen. Und das schon seit mindestens fünf Jahren.

Zu lange vernachlässigt

Dass dies nun jetzt wieder ein Thema wird, gefällt Gartenamtsleiter Volker Schirner: „Es stört uns schon lange, wie es dort aussieht. Die Kunstwerke und deren unmittelbare Umgebung wurden viel zu lange vernachlässigt. Da besteht schon seit längerem Handlungsbedarf.“ Ein Handlungsbedarf, dem jetzt auch Taten folgen sollen: „Wir haben jetzt einen Haushalt mit mehr Spielraum, da können wir auch aktiv werden in Sachen Kunststation“, so Schirner.

Konkret bedeutet das: „Ein Planungsbüro macht jetzt eine Bestandsaufnahme und erarbeitet einen Kostenvoranschlag. Es geht also vor allem erst einmal darum, festzustellen, was zu tun ist“, so Schirner, „und das betrifft die Kunst selbst, das betrifft ebenso deren unmittelbare Umgebung“. So geht es also sowohl um den Zustand der Bausubstanz der Kunstinstallation selbst als auch beispielsweise um die Stabilität der Wege, die zu ihr führen. Schirner: „Wir wollen uns verhalten, wie es sich für einen Eigentümer gehört“. Und wenn Arbeitsumfang und Kosten feststehen, soll dies in eine Beschlussvorlage für den Gemeinderat gegossen werden, der entscheiden muss, ob und was gemacht wird an dieser Kunststation. Schirner ist zuversichtlich, dass dies alles noch im Laufe dieses Jahres umgesetzt werden kann. Was nun konkret renoviert und neu gemacht werden soll und was dies kosten wird, dazu kann Schirner heute noch keine Angaben machen. Vollständig vernachlässigt worden sei der Ort aber nicht: „Es hat im Laufe der Jahre kleinere Eingriffe in die Vegetation gegeben, aus Gründen der Sicherheit haben wir auch Wege gesperrt“, so Schirner.

Einblicke in die Archäologie des Hauses

Der Künstler selbst beschreibt sein Anliegen in Sachen „Kunststation“ folgendermaßen: „Wo das Haus war, ist heute ein Urwald, ein dichtes Baum- und Buschgestrüpp, verflochten mit Lianen, bewohnt von Vögeln, allerdings auch benutzt als Steinbruch und als Müllkippe. Die Idee besteht darin, den Kern des verwunschenen Naturbereichs zu belassen, wie er ist. Seitlich, nicht in der Hauptachse, wird ein Steg durch das Gestrüpp gelegt. Über ein Treppenhaus, das mitten in den Bäumen steht, erreicht man die tiefergelegene Gartenzone. Vom Steg aus hat man Einblicke in die Vergangenheit, in die Archäologie des Hauses und der Natur. Zeit wird sichtbar.“

Verwittert, demoliert, mutwillig zerstört

Dies funktioniert heute nicht einmal mehr ansatzweise: Das Baumaterial der Kunststation selbst ist inzwischen verrottet, die Stege sind deshalb gesperrt. Schon im Eingangsbereich, dem Laubentunnel, ist vieles verwittert, demontiert oder mutwillig zerstört worden. Dasselbe gilt übrigens auch für den Eingangsbereich, von der Löwentorkreuzung aus kommend: Auch die Iga-Arbeit „Gate of Hope“ des Amerikaners Dan Brown ist heute nur noch ein Fragment. Dieses pyramidenförmig gestaltete „Tor der Hoffnung“ empfängt die Besucher, die vom Rosensteinpark kommend, den Leibfried’schen Garten mit der Kunststation betreten wollen. Bei beiden Arbeiten fehlen inzwischen Hinweisschilder, oder sie sind verschmiert, ausgebleicht, beschädigt oder zweckentfremdet.

Der Künstler will mitwirken

Schaal hat großes Interesse an der Wiederherstellung seiner „Kunststation Villa Moser“. Besucht habe er sie schon länger nicht mehr, „denn ich habe gehört, dass sie in einem sehr schlechten Zustand sein soll“. Deshalb begrüßt er die Initiative der Stadt: „Es wäre sehr gut, wenn da etwas unternommen wird. Da würde ich gerne mitwirken, aber leider ist vonseiten der Stadt noch niemand auf mich zugekommen.“ Denn gar so vergänglich plant Schaal seine Arbeiten nun auch nicht – das zeigt der „Stangenwald“ etwa, ebenfalls eine Iga-Arbeit von 1993 auf dem Gelände des Killesberg-Höhenparks nahe Biergarten und Diskothek. Oder der Monopteros im botanischen Garten der Uni Hohenheim, also der 2001 entstandene Rundtempel auf dem Aussichtshügel.