Familie/Bildung/Soziales: Hilke Lorenz (ilo)

Es ist dieser Gemeinschaftsgeist, den Gisela Vogt im Eröffnungsgottesdienst den etwa 250 Teilnehmern in Erinnerung ruft und mit dem so etwas wie ein über drei Wochen dauerndes Gemeindefest beginnt.

 

26 Vesperkirchen gibt es mittlerweile in Württemberg. Doch langsam, so sagt Pfarrerin Vogt, breite sich die Idee über die Landesgrenzen hinaus aus. Auch in Nürnberg gebe es dieses Jahr eine Vesperkirche. Die Macher haben voriges Jahr für zwei Tage in der Friedenskirche hospitiert.

Die Ausbreitung hat Gründe: die Schere zwischen Arm und Reich gehe immer weiter auseinander, sagt Günter Banzhaf in seiner Eröffnungspredigt. Das oberste Zehntel der Gesellschaft verfüge über die Hälfte des Besitzes, zitiert der Vertreter des Diakonischen Werks den Armutsbericht der Bundesregierung. Banzhaf fordert eine höhere Besteuerung höherer Einkommen und Vermögen. Die Idee der Vesperkirche ist für ihn die konsequente Umsetzung des Menschenrechts des Dazugehörens.

Das Recht auf Asyl hochhalten

Die Ängste und Sorgen, ob Deutschland die Aufnahme der Flüchtlinge bewältigen könne, müsse man ernst nehmen und diskutieren, sagt Banzhaf. Aber es sei nicht in Ordnung, Ängste herbeizureden oder gar zu schüren. Der Gemeinschaftssinn der Gesellschaft werde in diesen Zeiten auf die Probe gestellt. „Wir müssen das Recht auf Asyl hoch achten“, sagt der Theologe. Es gelte, Besonnenheit und nicht Furcht zu leben. Orte der Begegnung wie die Vesperkirche helfen, so seine Überzeugung, Berührungsängste abzubauen.