So ein Tor vergisst man nicht. Erst recht nicht, wenn es nicht nur schön, sondern auch bedeutsam war. So erging es Thomas Hitzlsperger im Mai 2007. Ob er heute noch oft daran denkt?

Sport: Dirk Preiß (dip)

Stuttgart - Pavel Pardo benötigt nicht viel Anlauf. Ein Schritt, eine Ausholbewegung, schon fliegt der Ball durch die Luft. Das Ziel: der linke Fuß von Thomas Hitzlsperger. Der hatte sich ein bisschen versteckt, nun läuft er in Richtung Strafraum. Auch er holt aus, trifft den Ball, wie es besser nicht geht – und: Das Ding schlägt tatsächlich im Tor ein. 1:1, Erleichterung, neuer Mut, das Tor zum Titel.

 

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„Ich werde immer wieder daran erinnert, die Leute sprechen mich auf dieses Tor an“, sagt Thomas Hitzlsperger heute, zehn Jahre nachdem er maßgeblich beteiligt war an der Meisterschaft des VfB Stuttgart in der Saison 2006/07, „ich kann dem gar nicht entkommen, will es aber auch gar nicht. Es war so ein schöner Tag.“

Nach dem 0:1 ist es ganz still

Am 19. Mai 2007 strahlte nicht nur die Sonne über Stuttgart, es wehte ein Hauch von Sensation durch die ganze Stadt. Dieser VfB und der Titel? Eigentlich kaum zu glauben. Lange Zeit auch nicht für die direkt Beteiligten. „Niemand hatte uns auf dem Zettel, wir uns ja auch nicht“, erinnert sich der heute 35-Jährige. Nach dem 3:2 in Bochum am vorletzten Spieltag wurde der Traum dann aber mehr und mehr Realität. Doch dann traf Energie Cottbus zum 0:1.

„Plötzlich wurde es ganz still“, erzählt Hitzlsperger über die bangen Momente zwischen der 19. und der 27. Minute des Heimspiels am 34. Spieltag, „es war ein Schock, aber die ganze Mannschaft hat zusammengehalten.“ Und weiter an den Sieg geglaubt. Aber: „Es brauchte diesen Ausgleich.“ Für den dann „Hitz the hammer“ sorgte.

Am Anfang lief es gar nicht gut

Einmal war die Variante Eckball von rechts, Volleyschuss mit links schon erfolglos geblieben in diesem Spiel. Das Duo Pardo/Hitzlsperger versuchte es dennoch noch einmal. „Ich war verwundert, dass kein Gegenspieler kam“, sagt der heutige Berater des VfB, „ich hatte freie Schussbahn in einer zentralen Position, da dachte ich mir: Konzentrier dich, triff ihn gescheit.“ Er traf ihn gescheit. „Das war wie eine Befreiung.“ Der Schock war überwunden, die Euphorie wieder da. Dabei wäre dieses Szenario beinahe gar nicht möglich gewesen.

Im ersten Saisonspiel setzte Trainer Armin Veh den WM-Dritten Hitzlsperger auf der ungeliebten Position links hinten ein. Das Spiel endete 0:3, und „ich war an den drei Gegentreffern nicht ganz unbeteiligt“, gibt Hitzlsperger zu. Ein Abschied vom VfB stand im Raum, doch er kämpfte sich zurück ins Team – und vor allem ins Mittelfeld der Mannschaft. Auf 27 Einsätze ist er in der Meistersaison gekommen, sein wichtigster: am 19. Mai 2007. Ein Tag für die Ewigkeit. „An solch einem Erfolg maßgeblich beteiligt gewesen zu sein“, sagt Hitzlsperger, „das hat mich geprägt.“