Wegen der Verletzungsmisere beim VfB Stuttgart rücken die Abwehrspieler aus der zweiten Mannschaft für das kommende Spiel in den Blickpunkt.

Stuttgart - Das Bild des Jammers hat sich bei herrlichem Sonnenschein geboten. Erst schaute Georg Niedermeier am Sonntagvormittag beim Training der Reservisten vorbei und brauchte auf seinen Krücken lange, um von der Kabine zum Platz zu humpeln. Und nur wenig später war es Patrick Bauer, der mit schmerzverzerrtem Gesicht den entgegengesetzten Weg entlangschlich, gestützt vom Physiotherapeuten Detlef Müller. Bei einem Zweikampf hatte der 18-Jährige einen Finger von Pawel Pogrebnjak ins Auge bekommen und sich eine Augapfelprellung zugezogen. Die Nacht musste er im Krankenhaus verbringen und ist auch gestern noch dort beobachtet worden.

 

Bauers Malheur komplettierte zumindest vorläufig die unheimliche Serie an Verletzungen von VfB-Innenverteidigern. "In diesem Umfang habe ich das noch nie erlebt", sagt der VfB-Manager Fredi Bobic: "Dass mal einer oder zwei ausfallen, gehört dazu. Dass es aber gleich fünf Mann erwischt, kann eigentlich gar nicht sein."

Passiert ist es trotzdem, und begonnen hat alles noch in der alten Saison. In der Woche vor dem letzten Bundesligaspiel bei den Bayern riss sich Matthieu Delpierre beim Sprinttraining einen Muskel im Oberschenkel. Der Kapitän aus Frankreich musste operiert werden und schiebt seither täglich seine Schichten im VfB-Rehazentrum. Er sei auf einem guten Weg, es gehe ihm den Umständen entsprechend gut, sagt der Vereinsarzt Heiko Striegel - was nichts daran ändert, dass es sehr fraglich ist, ob Delpierre in der Vorrunde noch einmal eingreifen kann. Sechs Monate dauert es, die Verletzung auszukurieren - die Zeit, die notwendig ist, um wieder richtig fit zu werden, nicht eingerechnet.

Eine Verletzung jagt die andere

Georg Niedermeier, der Vertreter von Matthieu Delpierre, war der Nächste, den es erwischte. Er stand Ende Juli unmittelbar vor einem Ermüdungsbruch im Oberschenkel und muss sich seither komplett schonen. Das Bein darf er nicht belasten und nur etwas Krafttraining machen oder auf dem Fahrrad fahren. Zwei Monate dauert es, bis auch er mit dem Aufbautraining beginnen kann - sein Comeback ist also noch lange nicht in Sicht.

Der Vertreter vom Vertreter hatte besonders viel Pech. Hochmotiviert war Ermin Bicakcic, als er im Pokal gegen Wehen Wiesbaden (2:1), dem ersten Pflichtspiel in dieser Saison, von Beginn an spielen durfte. Nach ein paar Minuten schoss er den VfB sogar in Führung, doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Wenig später humpelte Bicakcic verletzt vom Feld - Innenbandriss im Knie, sechs Wochen Pause.

Blitzstart für Maza

Ungeschoren ist auch Serdar Tasci nicht davongekommen. Wegen einer Muskelverhärtung fehlte er in Wehen, und in Gladbach (1:1) blieb nach einem Schlag aufs Knie ein Bluterguss zurück. In der vergangenen Woche musste Tasci punktiert werden und konnte beim 0:1 am Samstag gegen Leverkusen nur mit Schmerzmitteln spielen. Immerhin: "Von ihm habe ich seither nichts Negatives gehört", sagt Striegel.

Erstaunlicherweise ist es ausgerechnet der Neuzugang Maza, der den Ärzten bisher keine Arbeit bereitet hat. Der Mexikaner sollte eigentlich langsam an die Mannschaft herangeführt werden - und hat aufgrund der vielen Verletzungen noch keine Minute gefehlt. Und erstaunlich ist es auch, wie souverän er bisher aufgetreten ist und wie gut er mit Tasci harmoniert hat.

Maza und Tasci sollen auch am Freitag bei Hertha BSC spielen - wer im Notfall einspringt, ist die große Frage. Khalid Boulahrouz wird es nicht sein, er ist gesperrt, die anderen sind verletzt. Also muss sich Bruno Labbadia in der zweiten Mannschaft umschauen. Der erfahrene Daniel Vier kommt in Frage oder der junge Thomas Geyer. Eine andere Möglichkeit wäre Antonio Rüdiger, der wieder fit ist. Erste Erfahrungen im Profiteam hat der 18-Jährige schon gesammelt. Im Testspiel gegen Reutlingen lief er neulich als Innenverteidiger auf - und verletzte sich prompt.