Es werde Licht: der VfB Stuttgart muss im DFB-Pokal am Mittwoch zu Carl Zeiss Jena. Der Regionalligist hat keine Kosten und Mühen gescheut – und für 100 000 Euro extra eine Flutlichtanlage aus England geholt.

Jena - Die Ehrenrunde bei Flutlicht ging durchs ganze Stadion. 8000 Fans feierten am Freitag den Fußball-Viertligisten FC Carl Zeiss Jena nach dem 3:1-Erfolg gegen den Berliner AK. Die Tabellenführung in der Regionalliga Nordost ging zwar am Sonntag wieder verloren, doch viele Anhänger waren schon vor dem Anpfiff vom Lampenfieber ergriffen. Nun ist die Vorfreude auf das DFB-Pokal-Spiel am Mittwoch (20.30 Uhr) gegen den VfB Stuttgart noch größer. „Ich möchte mich beim Verein und bei allen Helfern bedanken. Es ist sensationell, was hier in den letzten Tagen entstanden ist. Hier stehen zwei Zusatztribünen und vier Flutlichtmasten“, sagte Jenas Trainer Volkan Uluc.

 

Fast zweieinhalb Jahre konnten in Jena keine Abendspiele stattfinden. Im Sommer 2013 ließen die Behörden die 39 Jahre alten Masten, die ein Wahrzeichen der Stadt und des dreifachen DDR-Meisters waren, nach einem Hochwasser wegen Sicherheitsbedenken abreißen. Unter den „Giraffen“ hatte Jena große Erfolge im Europacup gefeiert, stand 1981 sogar im Finale der Pokalsieger gegen Dynamo Tiflis (1:2). Das Verschwinden des Flutlichts passte zur sportlich tristen Situation des Clubs, der die ewige Tabelle der DDR-Oberliga anführt. Seit 2012 ist Jena viertklassig, nachdem man 2008 noch in der zweiten Liga war.

Dank Zusatztribüne haben 18 000 Zuschauer Platz

Jetzt gibt es wieder Licht am Ende des Tunnels. Die verjüngte Mannschaft spielt in der Regionalliga oben mit. In der ersten Runde des DFB-Pokals konnte der Hamburger SV sogar mit 3:2 nach Verlängerung bezwungen werden. Das brachte Jena aber infrastrukturell in Nöte, denn mangels Flutlicht hätte man in ein anderes Stadion ausweichen müssen. Doch eine überregional so bedeutende Partie nicht daheim auszutragen wäre ein fatales Signal gewesen.

Für das Match gegen Stuttgart und die Generalprobe gegen den Berliner AK haben sich die Thüringer deshalb aus England eine mobile Flutlichtanlage geliehen. Die Kosten für Miete und Aufbau liegen bei rund 100 000 Euro, wovon die Stadt als Eigentümer des Stadions drei Viertel trägt. Nimmt man noch den Bau von zwei Zusatztribünen hinzu, die gegen den VfB mit 18 000 Besuchern die größte Jenaer Heimkulisse der Nachwendezeit ermöglichen, lässt sich der FC Carl Zeiss den Stuttgarter Auftritt einiges kosten. Aber der Verein wollte der Stadt auch zeigen, was bei Erfolg möglich ist. Seit Jahren kämpfen der Club und seine Fans um ein neues Stadion. Erst vor einem Monat konnte sich der Stadtrat durchringen, die Modernisierung zu genehmigen. Das Ernst-Abbe-Sportfeld soll vom Frühjahr 2017 an in ein reines Fußballstadion für mindestens 15 000 Besucher umgebaut werden. Bis dahin wird Jena weiter vor allem auf den eigenen Nachwuchs setzen müssen. Die A- und B-Junioren kicken in der Bundesliga. „Es ist schon ein Umbruch. Wir setzen auf Eigengewächse. Dieser Weg ist alternativlos“, sagt der Chefcoach Uluc.

Der Spieleretat beträgt nur 450 000 Euro

Jena hat zwar seit über einem Jahr einen belgischen Investor in der Hinterhand, der Verein will aber so wenig wie möglich Darlehen abrufen. Das würde auch die immer noch relativ große Fangemeinde freuen. Die für die Stimmung hauptverantwortlichen Ultras hatten aus Protest gegen den Investor das gesamte Jahr 2014 hindurch auf eine verbale Unterstützung der Mannschaft verzichtet.

Uluc beziffert den Etat für die erste Mannschaft auf lediglich 450 000 Euro. Der Präsident Lutz Lindemann sagt, dass für den Kader im Vergleich zum Vorjahr 35 Prozent weniger ausgegeben wird. Das führte zu Abgängen. „Viel billiger geht es bei einer Regionalliga-Mannschaft unter Profibedingungen nicht. Das wird uns aber hoffentlich nicht davor bewahren, besseren Fußball zu spielen als im letzten Jahr“, sagt der frühere Europacupheld Lindemann, der in Personalunion auch noch Sportchef und Geschäftsführer ist. Offiziell peilt Jena die Rückkehr in die dritte Liga erst 2017 an. Inoffiziell soll der Staffelsieg schon in dieser Saison her, der dann zur Teilnahme an der Relegation berechtigt. Aber jetzt ist erst einmal der Pokal dran.