Christian Gentner macht sein bestes Spiel für den VfB, schießt gegen Köln zwei Tore - und freut sich dennoch nicht. Denn Podolski stiehlt ihm die Show.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

Stuttgart - Es haben nur zwei Minuten gefehlt. Beinahe wäre Christian Gentner beschwingt zu den VfB-Fans gelaufen, hätte gewinkt, sich vielleicht sogar ein bisschen feiern lassen dürfen. Anschließend hätte er möglicherweise davon gesprochen, dass er Frieden mit den Anhängern geschlossen hat, die zuvor ihren Ärger über schlechte VfB-Spiele oft am 26 Jahre alten Mittelfeldspieler ausgelassen hatten. Doch aus alldem wurde am Samstagabend nichts, weil Lukas Podolski kurz vor Schluss Christian Gentner die Show stahl.

 

Podolski, an dem nach ZSKA Moskau, Galatasaray Istanbul nun auch der FC Arsenal sein Interesse angemeldet hat, traf zum 2:2 für die Kölner. Es war das zweite Tor des Nationalspielers in dieser Partie. Christian Gentner hatte genauso oft getroffen und benötigte dazu nicht einmal einen Elfmeter wie Podolski. Dennoch stand am Ende Podolski im Mittelpunkt. Er wird als der Spieler in Erinnerung bleiben, der Köln in Stuttgart zum Unentschieden geschossen hat; Gentner als der, dessen Tore nicht zum VfB-Sieg gereicht haben.

Bedröppelt zu den Fans gelaufen

Irgendwie passt das in die bisher nicht sehr glücklich verlaufende Saison des Christian Gentner. Da macht der Nürtinger sein bestes Spiel für den VfB, schießt zwei Tore - und kann sich dennoch nicht richtig darüber freuen. "Ich bin enttäuscht, dass es nicht zum Sieg gereicht hat", sagt er. Von einer Genugtuung gegenüber den kritischen VfB-Anhängern wollte er deshalb auch nicht sprechen.

Gentner ist nach dem Spiel eher bedröppelt zu den Fans gelaufen, die auch gar nicht so viel von ihm wissen wollten. Sie bejubelten lieber die Rückkehr von Julian Schieber, der nach langer Verletzungspause eingewechselt worden war und gegen Köln zu seinen ersten Bundesligaminuten in dieser Saison kam.

Unterstützung der sportlichen Leitung

Aber es bleibt ein Rätsel, weshalb es ausgerechnet ein Stuttgarter Spieler beim Publikum so schwer hat, der wie sein Kumpel Julian Schieber aus der VfB-Jugend kommt, der als Local Hero also wie gemacht wäre. Es wäre Gentners Beziehung zu den Fans sicher zuträglich gewesen, wenn Lukas Podolski nicht seinen zweiten großen Auftritt gehabt hätte.

Dagegen darf sich Christian Gentner nach diesem Spiel mehr denn je der Unterstützung der sportlichen Leitung sicher sein. "Er ist jemand, der alles für den Verein gibt, andere hätten sich in seiner Situation sicher hängenlassen", sagt der Manager Fredi Bobic und spricht damit den Unmut der Fans an und die Reservistenrolle, die Gentner zuletzt zugeteilt worden war.

Gentners Aufgabe im Mittelfeld war komplex

Am Samstag entschied sich Bruno Labbadia für Gentner und gegen Zdravko Kuzmanovic. Gentners Aufgabe im Mittelfeld war komplex. Zum einen sollte er William Kvist bei den Defensivaufgaben helfen, zum anderen die Offensive ankurbeln. Ihm gelang beides - und dazu noch zwei Tore.

"Ich glaube, mir liegt diese Position", sagt Christian Gentner, "ich mag es, wenn ich das Spiel vor mir habe." Und so dürfte er zumindest bis zur Winterpause in den Bundesligaspielen gegen den FC Bayern und in Wolfsburg sowie in der Pokalpartie gegen des HSV gesetzt sein. In diesen Spielen könnten dann auch die VfB-Fans endgültig Frieden mit Gentner schließen.