Nach dieser Saison wechselt Ibrahima Traoré zum nächsten Gegner des VfB Stuttgart: nach Mönchengladbach. Bis dahin will der Außenstürmer alles dafür tun, dass er Stuttgart nicht als Absteiger verlässt.

Stuttgart - Wieder einmal vibriert das Handy von Ibrahima Traoré, auf dem Display steht: „Papa 4“. Klarer Fall: der Vater ruft aus Paris an, vom neuesten seiner inzwischen vier Telefonanschlüsse. Herr Traoré senior scheint demnach ein gefragter Mann zu sein – trotzdem hat der Sohn jetzt keine Zeit zu plaudern und verspricht zurückzurufen. Zunächst einmal will der VfB-Stürmer hier davon berichten, wie sehr er sich über den 2:0-Sieg gegen den SC Freiburg freut und wie zuversichtlich er ist, dass sein Verein auch in der nächsten Saison in der Bundesliga spielt. „Der VfB in der zweiten Liga – das ist unvorstellbar“, sagt der 25-Jährige.

 

Sollte den Stuttgartern der Abstieg tatsächlich erspart bleiben, dann wird Ibrahima Traoré einen ganz wichtigen Beitrag zum Klassenverbleib geleistet haben. Als einer der wenigen VfB-Profis zeigt er seit Wochen konstante Leistungen und gehört zu der Sorte Spieler, die im Abstiegskampf benötigt wird: er hat keine Angst, er marschiert voran, er übernimmt Verantwortung, wenn es eng wird.

Unwiderstehliche Sololäufe über rechts

Die beiden einzigen Siege in diesem Jahr, gegen Hamburg und gegen Freiburg, leitete der Nationalspieler Guineas mit Sololäufen über die rechte Angriffsseite ein. Beide Male verwertete Alexandru Maxim in der Mitte die Hereingaben Traorés zum 1:0-Führungstreffer. „Meine Mitspieler wissen: ich spiele den Ball gerne ab“, sagt Traoré – und ist wild entschlossen, auch in den verbleibenden fünf Spielen die entscheidenden Vorlagen zu liefern.

Am Samstag geht es zum Auswärtsspiel nach Mönchengladbach. Für Traoré eine ganz besondere Parte, auch wenn er sich alle Mühe gibt, den Unwissenden zu spielen („Warum sollte das Spiel etwas Besonderes sein?“). Auch weiterhin will er nicht bestätigen, was seit Wochen ein offenes Geheimnis ist: dass er im Sommer ablösefrei zur Borussia wechselt. Dort bekommt Traoré angeblich das gewünschte Jahresgehalt von annähernd drei Millionen Euro, das ihm der VfB nicht geben konnte und wohl auch nicht geben wollte.

Fredi Bobic konnte Traoré nicht zum Bleiben bewegen

Im Januar sind die Verhandlungen über eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages endgültig gescheitert. Der VfB-Manager Fredi Bobic bedauerte den Entschluss, sehr gerne hätte er Traoré langfristig beim VfB gehalten. So reichte es aber nur zu einem Versprechen, das Bobic dem Spieler am Ende abrang: „Er hat fest versprochen, bis zum Schluss alles zu geben. Ich bin froh, dass er das jetzt auch macht.“

Allerdings dauerte es eine ganze Weile, bis Traoré den Vorsatz in die Tat umzusetzen begann. Zu Beginn der Rückrunde fand sich der Außenstürmer unter dem alten Trainer Thomas Schneider auf der Ersatzbank wieder und kam nur noch zu Kurzeinsätzen. Er war in einem Tief, er war unzufrieden und zeigte es auch. Und so geriet er in den Verdacht, es vor seinem Abschied locker auslaufen zu lassen.

Seit Huub Stevens da ist, geht es bei Traoré bergauf

Mit dem neuen Trainer Huub Stevens kam dann die Wende. Im ersten Spiel in Bremen agierte Traoré sehr passabel als Sturmspitze und stand seither jedes Mal in der Stuttgarter Startformation. Seit der Rückkehr des lange gesperrten Vedad Ibisevic spielt er wieder auf dem Flügel – dort also, wo er seine großen Stärken am besten zur Geltung bringen kann: die Schnelligkeit, die Technik, das Dribbling. Es gibt nicht viele Spieler in der Bundesliga, die so viel Tempo mitbringen wie das nur gut 60 Kilo leichte Fliegengewicht.

„Ich hoffe, die Leute sehen, dass ich alles gebe“, sagt Traoré – und darf, zumindest im Falle des Klassenverbleibs, fest davon ausgehen, dass er am Ende mit rauschendem Beifall verabschiedet wird. Als Zweitligaspieler ist er 2011 vom FC Augsburg nach Stuttgart gekommen und hat sich, nach einigen Anlaufschwierigkeiten, zu einem Leistungsträger und Publikumsliebling entwickelt. Als selbst ernannter Partykönig ist er damals gekommen, nun, sagt er, sei er viel ruhiger und professioneller geworden. Die alten Qualitäten abseits des Platzes, das scheint sicher, wird Ibrahima Traoré aber gewiss noch einmal zur Geltung bringen, wenn er sich in vier Wochen mit dem Klassenverbleib aus Stuttgart verabschiedet.