Die Stuttgarter Profis betreten beim Training den Platz ausschließlich in Fünfergruppen. Zuvor wird Fieber gemessen und sich ausgiebig desinfiziert. Warum Zweikämpfe tabu sind, erfahren Sie hier.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Stuttgart - Es ist der Teamarzt, der beim VfB Stuttgart das neue Credo im Trainingsbetrieb auf den Punkt bringt. „Abstand ist die neue Freundlichkeit“, sagt Raymond Best über das aktuelle Szenario beim Verein für Bewegungsspiele. Seit Dienstag sind die VfB-Profis nun wieder am Ball. Auch an diesem Samstag ist wieder Training auf dem Platz angesagt, ehe für die Spieler am Ostersonntag und -montag individuelle Einheiten im Home-Office anstehen. „Es tut einfach gut, wieder Rasen unter den Füßen zu haben. Wir sind froh darüber“, sagt der VfB-Kapitän Marc Oliver Kempf: „Auch wenn es sich für einen Fußballer eigentlich falsch anfühlt, nicht den Kontakt zu suchen.“

 

Die Gruppen trainieren im 15-Minuten-Abstand

Tatsächlich aber halten sich Spieler, Trainer und Betreuerstab beim VfB peinlich genau an die geltenden Regeln zum Infektionsschutz. Schließlich will niemand das große Ziel, Anfang Mai wieder in den Zweitliga-Spielbetrieb einzusteigen, durch achtloses Handeln gefährden. Also wurden die Spieler in Fünfergruppen eingeteilt, wobei jede Gruppe online ihren Trainingsstart mitgeteilt bekommt. In 15-minütigen Abständen betreten die Gruppen dann mit reichlich Abstand innerhalb der einzelnen Spieler sowie zwischen den Gruppen den Platz – und absolvieren eine Station nach der nächsten, ehe es mit frischen Trainingsklamotten für den nächsten Tag wieder nach Hause geht.

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„Die Spieler werden gestaffelt einbestellt. Und wir haben auch sonst wichtige Maßnahmen zur Infektions-Prophlaxe ergriffen“, sagt Teamarzt Best. Dazu gehört, dass die Spieler zunächst eine am Eingang der Geschäftsstelle installierte Schleuse passieren müssen. Hier wird jedem Profi, Trainer und Betreuer Fieber gemessen, ehe es daran geht, sich die Hände zu desinfizieren. Auch die Privatkleidung wird gesondert verwahrt, ehe es via Kabine auf den Platz geht.

Auch die Geräte werden desinfiziert

„Viele Dinge wie Ausdauer und Athletik lassen sich allein gut trainieren. Aber auch das Training in der kleinen Gruppe ist ein wichtiger Bestandteil, ohne den es gar nicht geht im Fußball“, sagt Raymond Best, dessen Mitarbeiter stets mit Gesichtsmasken und Schutzkleidung auftreten, wenn sie sich den Spielern widmen. So werden auch die Geräte beim Krafttraining nach jeder Fünfergruppe – eine besteht etwa aus den Stürmern mit Mario Gomez, Hamadi Al Ghaddioui und Sasa Kalajdzic – desinfiziert.

Das Thema Zweikämpfe und die Arbeit in der großen Gruppe sind dabei bis auf weiteres tabu. So laufen sämtliche Einheiten wie das Passtraining oder der Torschuss aktuell mit mindestens zwei Metern Abstand zwischen den Spielern ab. „Es tut uns gut, wieder in der Gruppe zusammen zu kommen. Wir leben in einer Zeit, in der es gilt, smarte und sinnvolle Entscheidungen zu treffen“, sagt der Cheftrainer Pellegrino Matarazzo: „Beim Training geht es derzeit nicht in erster Linie darum, die Inhalte zu überwachen. Sondern es vermittelt uns das Gefühl, dass wir alle in einem Boot sitzen.“