Der 23-jährige Innenverteidiger war so etwas wie das Gesicht des VfB. Von seinem Wechsel zum niederländischen Erstligisten PSV Eindhoven erhofft er sich einen Schub für seine Karriere, die in Stuttgart zuletzt stockte.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Den 8. November 2014 wird Timo Baumgartl sicher nicht vergessen. Es ist der Tag seines Bundesligadebüts beim VfB Stuttgart in Bremen. 0:2 ging die Begegnung mit Werder verloren. Der Trainer hieß Armin Veh und der zurückgekehrte Meistermacher wechselte den damals 18-jährigen Abwehrspieler in der 65. Minute ein. Für Daniel Schwaab – und wie es das Fußballerschicksal so will, folgt Baumgartl jetzt wieder auf Schwaab. Allerdings bei der PSV Eindhoven. Der 23-jährige Innenverteidiger wechselt zum niederländischen Erstligisten und ersetzt dort den früheren Stuttgarter, der aus privaten Gründen den Verein verlässt.

 

Zwölf Millionen Euro für die VfB-Kasse

Zwölf Millionen Euro erhält der VfB für Baumgartl. Und damit erfüllt sich die Vorgabe, die der Sportdirektor Sven Mislintat zuletzt mit Blick auf mögliche weitere Abgänge formuliert hatte: „Es muss sich eine Win-win-win-Situation ergeben.“ Also nicht nur der Spieler und der aufnehmende Club sollten von einem Transfer profitieren, sondern ebenso die Stuttgarter. Personell stehen mit Marc Oliver Kempf, Marcin Kaminski, Maxime Awoudja und Holger Badstuber genügend Innenverteidiger im Kader – und in finanzieller Hinsicht lohnt es sich.

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Baumgartl verfügte noch über einen Vertrag bis 2022, ohne Ausstiegsklausel. Dies hatte der VfB damals stolz verkündet, weil er der Ansicht war, in dem Blondschopf einen Mann der Zukunft in seinen Reihen zu haben. Doch nach seiner Teilnahme an der U-21-EM kam Baumgartl nun mit dem konkreten Wunsch auf die Verantwortlichen zu, ihm die Freigabe zu erteilen. „Er hat es sich verdient, dass wir offen darüber gesprochen haben“, sagt Mislintat. Am Mittwoch verabschiedete sich der Schlaks von der Mannschaft. Und jetzt bleibt ihm eine weitere Zweitligasaison erspart.

Zweimal mit dem VfB abgestiegen

Den zweiten Abstieg in seiner noch jungen Laufbahn musste Baumgartl im Mai hinnehmen. Es war das Ende einer Saison, die hoffnungsvoll begonnen hatte, aber enttäuschend verlief. Auch, weil er sich eine Gehirnerschütterung zuzog und anschließend keine Stammkraft mehr war. Das nagte an Baumgartl. Ebenso kennt er fast nur den VfB-Krisenmodus. Noch im Juni äußerte er, sich den nächsten Schritt in seiner Karriere vorstellen zu können.

Diesen versucht er unbelastet und mit neuer Begeisterung in Eindhoven zu vollziehen, wo Mark van Bommel Trainer ist und das Team um den Einzug in die Gruppenphase der Champions League kämpft. Europäische Königsklasse statt deutsches Unterhaus könnte es also für Baumgartl heißen. Eine Aussicht, die ihren Reiz ausübt. Zumal sich Baumgartl (Vertrag bis 2024) sicher sein kann, in eine Elf zu kommen, die voraussichtlich öfter gewinnen als verlieren wird. Das trifft zwar auf den VfB als Aufstiegsaspiranten ebenfalls zu, aber auf einem anderen Niveau. Zudem ist die Ehrendivision eine Liga, in der sich Spieler immer wieder gut entwickeln, ehe sie größere Aufgaben angehen.

Abschied nach acht Jahren

Das beabsichtigt Baumgartl. Denn er ist ein Spieler, an dem sich die Geister scheiden. Zum einen verfügt er über Potenzial. „Er ist ein perfektes Beispiel dafür, wie gut der Sprung vom Nachwuchs- und den Profibereich beim VfB gelingen kann“, sagt Mislintat. Zum anderen hat der Verteidiger nie ganz die Zweifel zerstreuen können, dass er mehr als ein ewiges Talent darstellt. Jetzt geht er nach acht Jahren – und ein Bild bleibt: Wie ihn VfB-Fans nach einer Niederlage gegen Borussia Dortmund trösten. Das war im Februar 2015.