Der VfB Stuttgart hat den zweiten Sieg im zweiten Zweitliga-Spiel knapp verpasst. Dass es letztlich nicht reichte, hat sich das Team um Kapitän Marc Oliver Kempf selbst zuzuschreiben.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Heidenheim - Er hat viel richtig gemacht, aber eben nicht alles. Nach gutem Querpass des ebenfalls eingewechselten Anastasios Donis hatte der Debütant Mateo Klimowicz in der Nachspielzeit bei seinem ersten und bisher einzigen Pflichtspiel-Ballkontakt im Trikot des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart den Siegtreffer auf dem Fuß. Angesichts eines heranrauschenden Verteidigers des 1. FC Heidenheim schoss er den Ball aus kurzer Distanz hoch, über den Gegner hinweg – an den linken Pfosten. So blieb es beim 2:2 (0:0).

 

Für die Stuttgarter fühlte sich das Remis beim Gastspiel auf der Ostalb am Sonntagnachmittag wie eine Niederlage an angesichts ihrer 2:0-Führung dank der Treffer von Hamadi Al Ghaddioui und Holger Badstuber. „In der zweiten Halbzeit haben wir den Gegner gegen Ende eingeladen – wir müssen hier eigentlich gewinnen“, sagte der VfB-Trainer Tim Walter hinterher. „Ich bin mit dem Ergebnis nicht zufrieden, mit der Art und Weise unseres Spiels aber schon.“

Lesen Sie mehr: Unsere Einzelkritik zum VfB-Spiel in Heidenheim

Die Gäste aus Stuttgart wurden ihrer Favoritenrolle über weite Strecken gerecht. Sie hatten viel mehr Ballbesitz (62 Prozent), gewannen mehr Zweikämpfe (56 Prozent), spielten viel mehr Pässe (589 zu 257), hatten eine bessere Passquote (88 Prozent zu 76 Prozent) sowie mehr Torschüsse (25 zu 15). Und es sah auch lange so aus, als könnten die Stuttgarter die Überlegenheit in einen Sieg ummünzen – am Ende schenkten sie diesen aber nachlässig her. „Wir hatten guten Phasen, doch aus diesen müssen wir mehr Kapital schlagen“, befand Walter.

In der Startelf des Bundesliga-Absteigers gab es im Vergleich zum 2:1-Auftaktsieg gegen Hannover 96 zwei Veränderungen. Klar war schon vorab, dass Holger Badstuber in der Innenverteidigung an die Seite des neuen VfB-Kapitäns Marc Oliver Kempf rücken würde nach dem Kreuzbandriss von Marcin Kaminski am ersten Spieltag. Zudem saß der Stürmer Mario Gomez wegen muskulärer Probleme nur auf der Bank. Orel Mangala kam neu in die Mannschaft und rückte ins Mittelfeld; der VfB ging mit nur einer echten Sturmspitze (Hamadi Al Ghaddioui) in das Nachbarschaftsduell.

In beiden Spielhälften dominierten die Stuttgarter die intensive Partie mit viel Bewegung eine halbe Stunde lang und kamen zu Chancen, bauten dann aber den Gegner mit Schludrigkeiten auf. Vor der Pause blieb das noch unbestraft, weil Niklas Dorsch (36.) und Robert Leipertz (40.) zwei Topmöglichkeiten zur Heidenheimer Führung nach Kontern ausließen.

Lesen Sie mehr: Die Stimmen zum VfB-Spiel in Heidenheim

Tore fielen ersten nach dem Seitenwechsel. Nachdem Santiago Ascacibar die insgesamt fünfte gute VfB-Gelegenheit der Begegnung noch vergab (49.), köpfte Al Ghaddioui in der 52. Minute nach einer Ecke von Daniel Didavi zum 1:0 ein. Der Torschütze und Gonzalo Castro verpassten es zu erhöhen (56.), was dann Badstuber nach einer Kopfball-Vorlage von Al Ghaddioui mit seinem Tor zum 2:0 (57.) erledigte.

Die Partie schien ihren Lauf zugunsten des Favoriten zu nehmen, der mehr Mitglieder (70 000) hat als Heidenheim Einwohner (50 000). Doch fast wie aus dem Nichts kamen die Heidenheimer zurück ins Spiel. Die Stuttgarter um Kapitän Kempf ließen dem Gegner in der Defensive viel zu viel Raum, und Robert Leipertz bedankte sich mit dem Tor zum 1:2 (78.) für den FCH. Beim 2:2 (84.) fälschte der VfB-Spielführer den Ball bei einem Weitschuss von Dorsch unhaltbar ins eigene Tor ab. „Was ich vermisst habe, war der Wille, unbedingt die drei Punkte mit nach Hause zu nehmen“, sagte VfB-Torwart Gregor Kobel und merkte zur schlechten Schlussphase an: „Das hat alles ein bisschen träge gewirkt, für mich war das zu wenig.“

Wie nach dem Abstieg vor drei Jahren konnte der VfB nach einem 2:1-Heimsieg zum Auftakt (damals gegen den FC St. Pauli, diesmal gegen Hannover 96) keinen zweiten dreifachen Punktgewinn nachlegen. Anders als zu Beginn der Saison 2016/17 ging er aber immerhin am zweiten Zweitliga-Spieltag nicht als Verlierer vom Platz wie seinerzeit beim 0:1 in Düsseldorf – auch, weil der Kopfball des Heidenheimers Timo Beermanns kurz vor dem Schlusspfiff über das Tor ging. „Letztlich ist es ein verdienter Punktgewinn für uns, auch wenn es sich für die Mannschaft wie eine Niederlage anfühlt“, sagte der VfB-Sportdirektor Sven Mislintat.