Der frühere VfB-Stürmer Cacau erinnert sich an eine denkwürdige Partie der Stuttgarter gegen den FC Carl Zeiss Jena – im DFB-Pokal wie an diesem Mittwoch. Im Interview lässt er das Spiel Revue passieren.

Sport: Carlos Ubina (cu)
Stuttgart – - Elf Jahre lang hat Cacau (34) für den VfB gespielt. Dabei ging es an einem tristen Dienstagabend im Februar 2008 vor 18 500 Zuschauern im Stuttgarter Stadion auch gegen den FC Carl Zeiss Jena – im DFB-Pokal wie an diesem Mittwoch.
Herr Cacau, erinnern Sie sich noch an den Abend des 26. Februar 2008?
Sehr gut sogar. Damals haben wir das Pokalspiel gegen Jena verloren. Im Elfmeterschießen, nachdem wir zuvor in der Nachspielzeit der Verlängerung noch den Ausgleich kassiert hatten.
Nach 90 Minuten hieß es im damaligen Viertelfinale 1:1, nach Verlängerung 2:2 und im Elfmeterschießen schließlich 4:5.
Das war ein Debakel. Ich weiß auch noch, dass ich damals zwar getroffen habe, aber Antonio da Silva seinen Elfmeter verschoss. Auf der anderen Seite traf Jan Simak, der später zum VfB kam, für Jena.
Aber wie konnte das passieren? Immerhin trat der VfB als Deutscher Meister im eigenen Stadion an und Jena kämpfte in der zweiten Liga gegen den Abstieg.
Wahrscheinlich haben wir die Partie auf die leichte Schulter genommen.
Dennoch: bei einer Mannschaft mit Spielern wie Pavel Pardo, Fernando Meira oder dem damaligen Doppeltorschützen Mario Gomez hätte es zum Einzug in das Halbfinale des DFB-Pokals reichen müssen.
Stimmt schon. Das war eine großartige Mannschaft, aber auch uns sind eben Fehler unterlaufen.
War es sogar die beste VfB-Mannschaft in der Sie während Ihrer langen Zeit in Stuttgart gespielt haben?
Es war auf jeden Fall die erfolgreichste Mannschaft, aber als ich 2003 zum VfB kam, hatten wir auch ein exzellentes Team: mit Bordon, Soldo, Hleb, Lahm, Kuranyi – und Felix Magath als Trainer.
Es gibt nicht wenige Fachleute und Fans, die meinen, dass der Niedergang des VfB mit dem Gewinn der Meisterschaft 2007 begann. Gehören Sie auch dazu?
Nein. Der Titelgewinn war damals eine Überraschung, da hatte einfach alles gepasst. Danach hat uns die Realität eingeholt: Wir gehörten zu den vier, fünf besten Mannschaften in der Bundesliga. Das war unser wahres Leistungsvermögen. Da mussten wir uns später auch wieder einreihen, was viele Leute rund um den VfB jedoch nicht wahrhaben wollten.
Wo sehen Sie den Wendepunkt zum Negativen bei den Stuttgartern?
Wir haben es ja 2009 noch einmal in die Champions League geschafft. Und ich würde sagen, mit der Trennung von Trainer Christian Gross im Oktober 2010 ging es wirklich abwärts.
Welche Gründe führen Sie für die stete Abwärtsentwicklung seither an?
Da gibt es viele, aber ein Grund ist sicher, dass der VfB es nicht geschafft hat, gleichwertigen Ersatz für die Spieler zu finden, die im Laufe der Jahre gegangen sind. Damit büßte das Team an spielerischer Qualität ein. Ein anderer die vielen Trainerwechsel. So gab es immer wieder etwas Neues, aber keine Kontinuität und Stabilität im sportlichen Bereich.
Gleichwertigen Ersatz für einen Mario Gomez oder Sami Khedira zu präsentieren, ist ja auch schwer.
Stimmt schon. Und man kann es Mario nicht verdenken, dass er damals zum FC Bayern gegangen ist, genauso wenig Sami, der zu Real Madrid wechselte – beide sind so Champions-League-Sieger geworden. Doch der VfB hätte auch etwas weniger Qualität verpflichten können und dafür für mehr Konstanz sorgen.
Ein Kritikpunkt, der sich bis heute durchzieht?
Nein. Ich bin zurzeit häufig im Stadion und meine, dass es der Trainer Alexander Zorniger schafft, das Maximum aus der Mannschaft herauszuholen. Ich finde auch, dass es dem VfB guttut, jetzt einen klaren Plan zu haben. Nun geht es um die Balance im Spiel. Die Spieler müssen mit dem gleichen Engagement Tore verhindern wollen, wie sie nach vorne stürmen.
Sie selbst wollen auch noch weiter stürmen?
Auf jeden Fall. Ich habe noch große Lust, Fußball zu spielen.
Bei welchem Club?
Das kann ich noch nicht sagen. Ich warte auf den richtigen Verein, und so lange halte ich mich im Training beim VfB II fit.